Warum sagt man bei Verstorbenen Beileid und nicht Mitleid?

vom 08.12.2010, 15:35 Uhr

Ich habe gestern erfahren, dass eine entfernte Bekannte ihren Mann verloren hat und bin nun auf der Suche nach einer Beileidkarte. Dabei ist mir aufgefallen, dass es doch eigentlich unsinnig ist, jemanden "Beileid" zu sagen. Man fühlt doch mit dem Angehörigen und nicht bei dem Angehörigen. Warum sagt man dann nicht "Mein Mitleid" statt "Mein Beileid"? Woher kommt dieses Wort der Beileidbekundung?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Genauso verhält sich ja auch bei anderen Worten, so zum Beispiel beim Beischlaf, wo man ja auch eher mit einer Person aktiv ist, statt bei einer Person.

Beim Beileid kann ich mir vorstellen, dass es irgendwie damit zu tun hat, dass man dann jemandem auch beisteht in der schwierigen Zeit.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also erst einmal klingt "Mitleid" irgendwie unangebracht und Beileid ist einfach der konventionellere Begriff.

Ich meine allerdings einmal gelesen zu haben, dass man nur von Mitleid spricht, wenn wir den Schmerz der Person sehen ihn aber nicht nachempfinden. Wir sehen also quasi nur das Leid der Person, haben an diesem aber nicht Teil. Mit dem Beileid verhält es sich so, dass wir mit der Person mitfühlen und wir das was diese Person in dem Moment durch macht nachvollziehen können und es selber auch verarbeiten. Inzwischen hat sich die Bedeutung aber schon wieder geändert und es hat sich so eingebürgert, dass man von Beileid spricht, so bald es um einen Todesfall geht, das würde halt einfach übernommen. Beileid ist also die Teilnahme am Leid einer Person.

» Frozen003 » Beiträge: 141 » Talkpoints: 5,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass man da gar nicht so sehr auf das ''Bei'' und ''Mit'' achten sollte, weil die Bedeutung des Wortes nicht direkt daraus erschließbar ist. Unter Mitleid verstehe ich selbst Empathie, also man versteht das Leid der Person und möchte vielleicht auch helfen, aber der springende Punkt beim Mitleid ist, dass man selbst nicht leidet, sondern nur die andere Person. Man hat eben Mitkleid mit Obdachlosen oder einem verletzten Tier, einem weinenden Kind und so weiter.

Unter Beileid verstehe ich hingegen, dass man sowohl die andere Person versteht, als auch selbst mitleidet. Man ist selbst betroffen und versteht nicht nur die Gefühle des Gegenübers. Auf diesem Grund sagt man bei Beerdigungen eben Beileid, denn man kannte den verstorbenen und trauert mit. Kannte man die Person nicht, sagen natürlich trotzdem viele Menschen noch Beileid, aber das ist dann einfach nur eine Floskel, Höflichkeit eben.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In meiner Wohnhausanlage ist diese Woche am Montag auch ein Mann verstorben. Er starb direkt in seiner Wohnung und ich bemerkte es, als eben einige Polizisten im Gang waren und vor der Haustür eine andere Nachbarin von ihm weinend gestanden ist. Sie war eine Angehörige dieses verstorbenen Mannes.

Mit dieser Nachbarin habe ich ein wenig Kontakt. Den verstorbenen Mann kannte ich fast gar nicht, da er noch nicht so lange hier wohnt und er eben weil er krank war, kaum die Wohnung verlassen hat. Ich habe der Nachbarin auch mein Beileid ausgesprochen, als sie mir von dem Todesfall berichtet hat. Ich habe in dieser Situation das Wort insofern passend gefunden, als dass ich den Mann ja gar nicht wirklich kannte und sich meine persönliche Trauer demnach auch in Grenzen hält.

Da ich mehr Bezug zu dieser Nachbarin habe, tat sie mir in dieser Situation mehr leid. Ich habe ihr zusätzlich zum Beileidswunsch auch gesagt, dass ich gerne für sie da bin und sie mir sagen soll, wenn ich ihr irgendwo helfen kann. Zum Beispiel dass ich einmal auf die Enkeltochter oder so aufpasse, weil sie in den nächsten Tagen sicher viel zu tun haben werden.

Bei Mitleid würde ich bekunden, dass ich eben mitleide. In dem Fall leide ich selber aber gar nicht wegen diesem Todesfall, eben weil es für mich quasi eine fremde Person war. Da es für die Angehörigen aber sicher nicht so einfach ist, vor allem weil die verstorbene Person noch gar nicht so alt war, möchte ich ihr eben beistehen und vielleicht kommt auch von daher das Beileid. Zumindest hätte ich in der Situation am Montag ein Mitleid unpassend empfunden.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^