Political Correctness: Wie auf der sicheren Seite sein?

vom 10.10.2010, 14:26 Uhr

Ich lese immer wieder, dass es halt nicht zur political correctness gehört, wenn man über Menschen mit einer anderen Hautfarbe von einem Neger oder so spricht. Nur was ist nun korrekt? Wie bezeichnet man einen Menschen mit einer anderen Hautfarbe? Ich persönlich hänge da oft bei Foreneinträgen und auch Gesprächen, weil ich mir unsicher bin, was nun richtig ist. Und bis man ein dunkelhäutiger Mensch schreibt, brechen einem ja die Finger fast ab beim Tippen.

Ich möchte damit nicht sagen, dass ich die sogenannten political correctness aufgrund von Faulheit nicht einhalten möchte. Sondern eher herausfinden, wie es denn nun eigentlich richtig ist. Wie man niemanden vor den Kopf stößt. Ich persönlich empfinde ja auch das Wort Neger nicht als negativ. Klar besteht ein Bezug zu der abwertenden Bezeichnung Nigger. Das ist mir auch bewusst. Aber mir würden sicherlich auch Zusammenhänge einfallen, in denen man halt über einen dunkelhäutigen Mensch schreiben oder reden mag und Neger sagen würde, ohne das diskriminierend zu meinen.

Ich weiß auch ehrlich gesagt, ob die Umschreibung dunkelhäutiger Mensch, der political correctness entspricht. Ich empfinde es persönlich auch abwertend. Aber ich wüsste nun auch nicht, wie ich halt einen Menschen, der halt eine dunkle Hautfarbe hat, umschreiben würde, ohne das Wort Neger zu benutzen. Und nun zu schreiben andere Hautfarbe, nutzt ja oftmals nichts. Denn auch Menschen aus dem asiatischem Raum können eine andere Hautfarbe haben. Nur als Beispiel. Und die Aussage ein Mensch aus dem afrikanischen Raum trifft ja auch nicht immer zu. Denn nicht nur Afrikaner haben eine dunklere Hautfarbe. Beziehungsweise dürfte das eh immer schwieriger werden, einen Menschen halt mit seinem Mutterland zu beschreiben. Es gibt durchaus auch Deutsche Staatsbürger die eine dunkle Hautfarbe haben. Und ich bin eines mit Sicherheit nicht und das ist ausländerfeindlich. Aber es braucht heute weniger Worte, die man noch nicht mal abwertend meint und man wird sofort als ausländerfeindlich betitelt. So was kann man ja an sich umgehen.

Wie geht ihr damit um? Wie seht ihr die Sachlage? Wie macht man es political correct?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Für die Paar Worte mehr hast du jetzt einen ziemlich großen Schreibaufwand betrieben. Ich denke, wenn man sich nicht gerade beruflich mit den verschiedenen Ethnien beschäftigt, wird man im Leben auch nicht so oft Menschen dunklerer Hautfarbe beschreiben müssen.

Politisch korrekt wäre "Farbiger" oder "Afroamerikaner", wenn dieser aus den Staaten kommt und afrikanische Wurzeln hat. Mit Farbiger ist man so gut wie immer auf der sicheren Seite.

Für dich oder uns mag Neger keine Beleidigung sein. Sprachlich gesehen ist es auch keine. Denn "Negro" von dem sich das Wort ableitet, ist der biologische Fachausdruck. Trotzdem hat sich das Wort in Jahren der Sklaverei und Unterdrückung zu einem Schimpfwort gewandelt. Daher ist es verständlich, wenn sich ein Farbiger nicht so nennen lassen will. Ich fasse es allerdings inzwischen auch als Beleidigung auf, weil ich mich sehr wohl in andere Menschen versetzen kann. "Neger" ist eine Beleidigung wie "Schlitzauge", "Indianer", "Spaghettifresser" u.s.w.

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wobei ich persönlich den Begriff Farbiger für ebenso abwertend wie Neger oder Dunkelhäutiger halte. Man spricht im Gegenzug ja auch nicht ständig von Weißen oder Hellhäutigen. Und warum man sich nun immer Gedanken machen muss, wie man denn einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen soll, will mir nicht so recht in den Kopf. Für mich ist das auch nur ein Mensch, wie du und ich. Und will ich ihn beschreiben, nenne ich das Kind einfach beim Namen.

Ich fand es ja schon absurd, den Negerkuss plötzlich Schokokuss nennen zu müssen, habe mich dann aber schließlich damit abgefunden. Obwohl mir nicht klar ist, was das jetzt verändert haben soll. Der Schokokuss sieht immer noch wie der Negerkuss aus, und wie er vorher hieß, wissen auch die meisten. Der Produktname sollte wohl auch kaum eine Beleidigung darstellen. Aber wenn mit Neger dunkelhäutige Menschen bezeichnet werden, heißen die jetzt Schokos, oder wie? Wäre ja nur konsequent. Aber eben auch absurd.

Leider weiß ich nicht, für wie beleidigend dunkelhäutige Menschen den Begriff Neger nun wirklich halten. Die Medien bauschen das ja auch immer unnötig auf. Als ich erfahren habe, dass man uns Deutsche auch mal als Kartoffel bezeichnet, bin ich ja schon aus allen Wolken gehört. Habe das dann aber ein paar Wochen später tatsächlich gehört und musste lauthals lachen. Meines Erachtens ist es reichlich übertrieben, sich über so etwas Gedanken zu machen. Am einfachsten ist es, wenn man schon unterscheiden will, von Amerikanern, Afrikanern, Asiaten oder Europäern zu sprechen. Aber auch das kann ja wieder beleidigend aufgenommen werden - je nachdem, mit wem man gerade spricht.

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» Silentium » Beiträge: 121 » Talkpoints: 122,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



JeanSmith hat geschrieben:Für dich oder uns mag Neger keine Beleidigung sein. Sprachlich gesehen ist es auch keine. Denn "Negro" von dem sich das Wort ableitet, ist der biologische Fachausdruck. Trotzdem hat sich das Wort in Jahren der Sklaverei und Unterdrückung zu einem Schimpfwort gewandelt.

Sorry, das ist Blödsinn bzw. die typische Rechtfertigung von Rassisten, Neger zu sagen. Ich hab´s in einem anderen Thread dazu ja schonmal ausführlicher geschrieben:

Subbotnik hat geschrieben:Selbst wenn man das Wort ohne die Sklaverei, die es ja so in Deutschland nicht gab, betrachtet ist es rassistisch! Einfach deswegen, weil Neger zwar von negro kommt, richtig, aber eben nicht mit dem Hintergedanken, dass das schwarz heißt, sondern Neger aus der Idee entstanden ist, dass es verschiedene "Großrassen" gibt - eben die negride, die europide und die mongolide. Und dabei handelt es sich im Grunde um eine überkommene und im Grunde unwissenschaftliche Vorstellung, auch wenn man sie mit neuen Begriffen wie congoid oder africoid immer wieder aus dem Keller holt.

Falls das zu wenig straight ist: Der Begriff Neger kam erst im 19. Jahrhundert "in Deutschland an" und hat sich hier in die Sprache eingebürgert - und das nicht einfach so, sondern mit dem Aufkommen der Rassentheorien. Es handelt sich also um einen ursprünglich rassistischen, eurozentrischen Begriff der nach Rassentheorie ein in vielerlei Hinsicht minderwertiges "Volk" charakterisiert.

Im Grunde kann man alles mögliche verwenden: Schwarzer, Afro-deutscher, Dunkelhäutiger usw. Es ist aber im Grunde alles Käse, denn richtig "Schwarz" ist auch nicht jeder Neger, Afro-deutscher kann auch Marokkaner heißen genauso wie Dunkelhäutiger. Egal wie man es sagt, man drückt sich immer komisch aus und es kommt auch komisch an. Mir fällt ehrlich gesagt auch nicht ein, in welchem Zusammenhang es nicht irgendeinen faden Beigeschmack hat, auf die Hautfarbe einzugehen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mir fällt ehrlich gesagt auch nicht ein, in welchem Zusammenhang es nicht irgendeinen faden Beigeschmack hat, auf die Hautfarbe einzugehen.

Der Satz bringt es irgendwie auf den Punkt. Früher hätte ich halt locker, flockig Neger oder was ähnliches geschrieben. Mittlerweile überlege ich immer wenn ich über Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder auch anderer Herkunft schreibe, wie ich es am besten ausdrücken könnte, ohne das es fremdenfeindlich rüber kommen könnte. Und durch das gezwungene alles richtig machen zu müssen, wirkt es dann erst Recht gezwungen.

Für die Paar Worte mehr hast du jetzt einen ziemlich großen Schreibaufwand betrieben. Ich denke, wenn man sich nicht gerade beruflich mit den verschiedenen Ethnien beschäftigt, wird man im Leben auch nicht so oft Menschen dunklerer Hautfarbe beschreiben müssen.

Ich habe heute Mittag einen Post geschrieben, in dem es genau darum ging. Ich beschrieben einen Menschen mit einer anderen Hautfarbe und wollte das möglichst so machen, ohne die Person in irgendeiner Form abzuwerten. Und ich schreibe mit Sicherheit nicht beruflich. Und das war heute nicht mein erster Post, bei dem ich genau vor dem Problem stand.

Und es sind noch andere Begriffe die mir einfallen würden, die nicht political correct wären. Je nach dem zu wem man sagt: Das ist ein Ausländer, egal in welchem Zusammenhang, kann das schon als ausländerfeindlich ausgelegt werden, ohne das man persönlich überhaupt eine Feindseligkeit ausdrücken wollte. Sondern einfach halt aussagen wollte, der kommt nicht aus Deutschland. Und in manchen Sachen/ Punkten halte ich es durchaus für korrekt halt zu sagen, der ist Ausländer. Und das auch ohne das ich es in irgendeiner Form negativ meine.

Politisch korrekt wäre "Farbiger" oder "Afroamerikaner", wenn dieser aus den Staaten kommt und afrikanische Wurzeln hat. Mit Farbiger ist man so gut wie immer auf der sicheren Seite.

Um zu wissen, woher jemand kommt, müsste ich denjenigen ja erst mal fragen. In den meisten Fällen absolut unsinnig. Und ich persönlich finde den Begriff Farbiger auch nicht sonderlich hübsch und auch in gewisser Weise abwertend.

Und ich empfinde Nigger als Schimpfwort. Und genauso wurden doch früher Menschen mit dunkler Hautfarbe herab würdigend betitelt. Die wenigsten werden damals das Wort Neger als Schimpfwort benutzt haben. Zumindest nicht in dem Zusammenhang.

Für mich ist das auch nur ein Mensch, wie du und ich. Und will ich ihn beschreiben, nenne ich das Kind einfach beim Namen.

Sind sie für mich ja auch. Deshalb würde ich wahrscheinlich auch ohne Probleme halt von einem Neger sprechen. Aber ich umgehen den Begriff, weil es halt immer wieder gesagt wird, dass der Begriff herab würdigend sei. Aber auch genau aus dem Grunde möchte ich Menschen mit einer anderen Hautfarbe halt auch mit Respekt gegenüber treten und somit halt auch korrekt von ihnen sprechen. ( Klingt ziemlich wirr oder?)

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Also das Wort "Neger" ist auf jeden Fall auch sehr negativ besetzt (geschichtlich betrachtet) und sollte absolut nicht verwendet werden. Leute, die nicht mit dieser Art von Hautfarbe aufgewachsen sind, sollten es demnach auch absolut nicht verwenden. Selbst wenn man damit jemanden nur beschreiben möchte, ist es nicht angebracht, da die Leute, die man eventuell so bezeichnen würde, etwas ganz anderes damit gleich mit in Verbindung bringen, wovon man selbst dann meist gar nicht die Ahnung hat, dass der Begriff an sich fast untrennbar mit Sklaverei u.ä. im Zusammenhang gebracht wird.

"Farbiger" ist ebenso nicht politisch korrekt, auch dieses Wort sollte nicht verwandt werden. Ich schreibe ja nun häufig Afroamerikaner, weil dies oft für mich am unverfänglichsten klingt und für mich selbst nicht rassistisches an sich hat, aber es gibt eine andere politisch korrekte Bezeichnung, allerdings weiß ich diese einfach nicht mehr, weil es meiner Meinung nach schon ein recht langer Begriff aus mehreren Wörtern gewesen ist. Der wurde mal irgendwo als "politisch korrekt" veröffentlicht oder bestimmt und ich habe davon gehört, dass man nur noch diesen Begriff anwenden soll, obwohl er auch nicht wirklich so unverfänglich geklungen hat, wie man es wohl wirklich hätte sagen wollen, deswegen hatte ich den Begriff auch wohl wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen. Ich wüsste es aber auch gerne, was das nochmal gewesen ist, und ob es schon wieder überarbeitet wurde.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Egal wie man es sagt, man drückt sich immer komisch aus und es kommt auch komisch an. Mir fällt ehrlich gesagt auch nicht ein, in welchem Zusammenhang es nicht irgendeinen faden Beigeschmack hat, auf die Hautfarbe einzugehen.


Eigentlich immer dann, wenn man sich nur auf die Hautfarbe an sich bezieht, ohne Rückschlüsse auf Personen zu ziehen. Ein Beispiel dafür wäre: Sattes Orange ist eine Farbe die so richtig gut eigentlich nur dunkelhäutigen Menschen steht. Das ist zwar kein Beispiel, das man oft braucht, aber es hat per se den selben Aussagewert wie dass man eine pinke Bluse nicht zu einer roten Hose anziehen sollte, weil die Farben schlecht harmonieren. Hier dreht es sich um Fakten, nicht um Wertungen über Personen oder Personengruppen.

Für die früher so genannten "Ausländer" sagt man heute besser Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Für die früher so genannten "Ausländer" sagt man heute besser Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund.


Das ist aber an sich auch irreführend, weil nicht jeder Ausländer ein Migrant ist. Ein Ausländer könnte beispielsweise auch Tourist sein, dann ist er kein Migrant, aber dennoch Ausländer, so lange er hier ist.

Genau solche Probleme sehe ich auch, was den Begriff "Neger" betrifft, den ich hier mal als Basis und ohne beleidigende Absicht verwenden werde, damit wir wissen, was gemeint ist. Ein "Dunkelhäutiger" kann beispielsweise auch ein Inder sein. Auch Lateinamerikaner sind an sich meist dunkelhäutiger, als beispielsweise Nordeuropäer wie Schweden und Finnen. Der Begriff "Dunkelhäutiger" ist also sehr unpräzise. "Farbiger" bietet genau dasselbe Problem. Im Grunde ist doch jeder farbig, es sei denn, er wäre schneeweiß, und das ist kaum einer. Wobei auch Weiß ja als Farbe gilt. Schwarz hingegen ist eigentlich laut Farbenlehre keine Farbe. Also sind die "Neger" die einzigen Unfarbigen? ;) Wobei auch die ja nicht wirklich schwarz im farblichen Sinne sind.

Ich stimme hier also Subbotnik zu, irgendwie kann man kaum einen auf Hautfarben bezogenen Begriff verwenden, ohne, dass es irgendwie komisch klingt. Ein weiteres Problem ist, dass jeder Mensch andere Begriffe anstößig und beleidigend findet. Einer findet "Neger" in Ordnung, aber meint, "Farbiger" wäre diskriminierend, andere Menschen sehen es genau andersherum.

Ein kleiner Lösungsansatz wäre möglicherweise, darauf zu achten, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird. In den USA werden "Neger" als "black" beziehungsweise "blacks" bezeichnet. Das scheint da die etablierte Ausdrucksweise zu sein, wobei auch da sich einige Leute beschweren. Als Alternative wird "Afro-American" gehandelt, was aber nicht nicht stimmt, denn nicht jeder "Neger" kommt aus Afrika. Und "schwarz" sind auch verschiedenste Menschen.

Außerdem meine ich, dass bestimmte Begriffe je nach Sprache unterschiedlich gut klingen. "Black people" oder "blacks" klingt für mich irgendwie weniger kritisch als "Schwarze". Wobei es sowieso komisch ist, wieso "Schwarzer" von vielen Menschen als schlimm aufgefasst wird, "Weißer" aber nicht. Dabei sind beide Begriffe eigentlich gleich inkorrekt, optisch betrachtet, und haben meiner Einschätzung nach genau dasselbe Diskriminierungspotential.

Tja, was macht man nun, gerade, wenn über die Person, über die man schreibt, nicht viel bekannt ist, man also nicht die genaue Nationalität oder auch nur die grobe Gegend, woher sie kommt, kennt? Ich muss ehrlich sagen, ich weiß es auch nicht genau. Selbst ellenlange Bezeichnungen wie "Person mit dunklerer Hautfarbe als der durchschnittliche Europäer, die möglicherweise aus dem afrikanischen Raum stammen könnte" sind eigentlich nicht unbedingt zutreffend.

Da fällt mir noch so ein Begriff ein, der angeblich als politisch korrekt gilt: "Maximalpigmentierter". Abgesehen davon, dass das auch nicht unbedingt Sinn macht, klingt der Begriff meiner Meinung nach irgendwie hässlich. Ich weiß nicht, ob man das mit Diskriminierung gleichsetzen könnte, aber ich würde nicht so genannt werden, weil es einfach für mich nicht schön klingt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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