Sich in Menschen täuschen

vom 15.08.2010, 23:26 Uhr

Kennt ihr das auch? Ihr habt das Gefühl jemanden ganz genau zu kennen, aber dann wird euer Menschenbild von dieser Person komplett über den Haufen geschmissen. Das kann positiv oder negativ sein. Meistens zeigt es ja einfach nur, dass man die Person doch nicht so gut kannte, wie man selbst gedacht hatte. Aber manchmal passiert es, dass gute Bekannt oder jahrlange Freunde etwas tun oder sagen, was man denen nie zugetraut hätte. Habt ihr das auch schon einmal erlebt?

Mir ging das in den letzten Tagen oft so. Ich treffe auf Menschen, bei denen ich dachte, dass sie total abgehoben, arrogant und eingebildet sind, aber sich dann tatsächlich richtig nett mit mir unterhalten. Oder durch andere Taten zeigen, dass sie nicht so sind, wie sie wirken, oder was ihr Ruf von denen sagt. Anders herum habe ich allerdings auch bemerkt, dass Menschen, die mir immer total nett erschienen sind, sich als totale Tratschtanten und richtige falsche Schlagen entpuppt haben. Tja, so ist das Leben, ab wann kann man denn schon sagen, ob man einen Menschen wirklich gut kennt? Was waren eure Erlebnisse, bei denen ihr euch in anderen getäuscht habt? Hatte das vielleicht schlimme Folgen, oder habt ihr noch rechtzeitig erkannt, was wirklich hinter der anderen Person steckt?

» Katjaactress » Beiträge: 246 » Talkpoints: 1,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich habe auch ich schon so etwas oft erlebt. Eigentlich bin ich eine gute Menschenkennerin doch auch ich bin schon so oft enttäuscht geworden. Am schlimmsten fand ich aber, dass ich mich in meiner eigenen Zwillingsschwester getäuscht habe. Ich habe alle meine Sorgen und Probleme mit ihr besprochen, doch das war ein fataler Fehler. Dies hatte sehr schlimme Folgen, von denen ich mich bis heute nicht ganz erholt habe.Eigentlich dachte ich mir, dass wir Seelenverwandte seien, da es ja meine Zwillingschwester ist, doch so habe ich auch den Glauben an das Gute im Menschen verloren.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also im positiven Sinne ist mir das bisher noch nicht all zu oft passiert, dass ich erst dachte, derjenige wäre total blöd und dann kam es doch anders. Da kann ich gar nicht so viele Beispiele nennen. Bei ein paar Lehrern meiner letzten Schule dachte ich, dass da der ein oder andere blöd wäre.

Zum Beispiel mein Ethiklehrer. Der brachte immer so dumme Sprüche und dann hat er mich dauernd irgendwas gefragt, wo er meine Antwort hinterher ohnehin nur negativ abgewertet hat - hat er bei vielen gemacht. Außerdem wirkt er recht arrogant auf den ersten Blick und ich habe seine Stunden gehasst. Erst nach einem Jahr, als man sich aneinander gewöhnt hatte, wurde mir klar, dass er eigentlich gar nicht so übel ist. Er hat durchaus eine seltsame Art, aber man muss die Menschen auch ein bisschen so nehmen wie sie sind. Letztendlich war er ein akurater Lehrer, hat großen Wert darauf gelegt, dass wir als gebildetere und nachdenkendere Menschen seinen Unterricht verlassen - dafür hat er das Mittel der "Provokation" eingesetzt.

Dieses Jahr haben die ihn leider gefeuert, weil sich viele Schüler beschwert haben. Das finde ich sehr schade, weil wie gesagt, man braucht nur Zeit, um sich an ihn zu gewöhnen und darf dem Schulleiter nicht gleich die Bude einrennen. Wenn man sich auf ihn einlässt und ein bisschen offener betrachtet, gibt es keinen besseren Ethiklehrer. Menschlich gesehen ist er in seinem Inneren glaub ich auch kein schlechter Typ. Also von dem bin ich persönlich doch noch sehr überrascht worden im letzten Jahr, wenn das leider auch nicht alle so sehen konnten.

Bei mir ist es dann meistens eher so, dass ich negativ überrascht bin von den Leuten. Wobei das meistens immer lange gut geht mit der Sympathie und dann wirken bestimmte Einflüsse dazwischen, die diesen Menschen verändern und die dann auch zu einer Veränderung der Beziehung zueinander führen.

Bei vielen meiner Freunde dachte ich: das hält für immer! Ich konnte mir in diesen guten Zeiten immer nicht vorstellen, dass es irgendwas geben kann, was uns auseinander bringt, aber es kam immer irgend etwas. Und dann wurde ich natürlich sehr oft sehr negativ überrascht.

Ich nenne da nur meine beste Freundin, die ich vor reichlich 6 Jahren als Freundin gewonnen habe und zwar dadurch, dass sich unsere jeweils besten Freundinnen langsam zusammenschlossen und wir feststellten, dass wir doch eigentlich miteinander auch viel besser können. 5 Jahre lang sind wir dann durch dick und dünn gegangen und ich wusste: du hast noch nie eine bessere beste Freundin gehabt. Es war für mich klar, dass das ewig hält, ich dachte, sie wäre ein ehrlicher, aufrichtiger Mensch, der im Stande ist, unabhängig zu denken und sich von anderen nicht einwickeln lässt. Ich habe ihr total vertraut und bin wirklich davon ausgegangen, dass sie so gut ist, dass unsere Freundschaft noch in 20 Jahren existiert.

Das war leider ein Irrtum, wie sich vor ca. einem Jahr herausstellte. Sie lernte einen jungen Mann kennen, der ihr erster Freund wurde und am Anfang ging auch alles sehr gut. Klar fand ich das blöd, dass sie weniger Zeit hatte, aber ist ja auch ganz logisch, das war alles okay. Aber dann irgendwann hat sie immer mehr Ausreden gebracht und mich sogar angelogen. Es kamen hinterhältige Intrigen dazu und sie hat sich von ihm einreden lassen, dass ich sie die ganzen Jahre nur ausgenutzt hätte. Tja, was soll man da sagen. Ich bin auch nach einem Jahr noch vollkommen baff und schockiert deswegen. Ich kann nicht glauben, wie ich mich in ihr getäuscht habe zu welchen Veränderungen sie doch im Stande ist.

Aber ich glaube sowas muss man lernen zu akzeptieren und damit zu leben. Menschen sind keine Maschinen, die ändern sich nunmal. Und wenn 2 Menschen aufeinandertreffen, können sie sich sozusagen doppelt so heftig auseinander ändern. Man lernt ja auch immer wieder neue Leute kennen, die dann wieder besser passen. Und außerdem gibts ja wirklich auch noch das "Sich-positiv-Täuschen". :wink: Das ist dann ja auch immer ganz schön.

Was lernen wir daraus? Man muss versuchen, die Leute so zu nehmen wie sie sind und da gehören auch die Veränderungen dazu. Man darf sich nicht zu detailierte Bilder von den leuten in seinem Kopf erstellen. Man muss sich einfach überraschen lassen - es gehört zum Leben dazu.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man sollte nie viel auf den ersten Eindruck geben, der täuscht. Allerdings kann man sich auch in langjährigen Freunden täuschen. Mir ist beides schon häufig passiert, weshalb ich immer vorsichter werde.

Bessonders überraschend ist eine Täuschung, wenn man jemand negativ einschätzt, dieser aber sehr hoch im Ansehen steigt. Eine Täuschung ist besonders schlimm, wenn sie zur Enttäuschung ausartet und ein von einem geschätzter Mensch, alles andere als wie gedacht ist.

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin erst heute enttäuscht worden, und in diesem Fall hat es mich wirklich bestürzt, denn ich habe mich in einem entscheidenden Punkt wohl in meinem besten Freund getäuscht.

Es handelte sich hierbei um eine Einstellung seinerseits zu einem Thema, das mir ziemlich wichtig ist. Ich möchte hier nicht unbedingt näher auf das Thema eingehen, weil es doch ein sehr persönliches ist. Aber wir haben uns viel unterhalten und er hat mir wohl nie ganz deutlich gemacht, wie er dazu wirklich steht. Heute habe ich diese Wahrheit erfahren und sie hat mich regelrecht erschüttert, so sehr sogar, dass ich mir erstmal eine Auszeit nehmen musste, um zu überlegen, ob ich unter diesem Umstand überhaupt noch weiterhin mit ihm befreundet sein kann und will.

Meinen besten Freund kenne ich seit mittlerweile einem Jahrzehnt und wir haben ein wirklich enges Verhältnis zueinander, sind wie Bruder und Schwester. Ich hab ihm hundertprozentig vertraut, und umgekehrt sieht es wohl nicht anders aus. Das war immer wie eine Seelenverwandtschaft.

Dass ich mich nun offenbar so in ihm getäuscht habe, kann ich noch gar nicht richtig begreifen und einordnen. Zunächst hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen, denn ich kannte seine grundsätzliche Einstellung zu diesem Thema und auch verschiedene Details seiner Denkweise darüber. Und ich dachte all die Jahre, dass das alle Informationen seien, die ich brauche, um seine Ansicht vollumfänglich zu kennen. Nun ist dem nicht so, und das ist hart zu verkraften.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich glaube, dass es weniger daran liegt, das wir die Leute nicht kennen, als daran, dass die Menschen sich einfach ändern. Viele Menschen tun mit einem Mal Dinge, die man nicht von ihnen erwartet hätte. Daran ist nichts ungewöhnliches. Ein Mensch ist zu allen möglichen Dingen fähig, von denen er noch nicht mal was ahnt. Mir ist es auch schon öfters passiert, das Leute nett zu mir waren, die vorher die absoluten Zicken waren. Das passiert beispielsweise, wenn Menschen älter und reifer werden oder wenn sie einen neuen Freundeskreis kennenlernen. Dadurch ändert sich oftmals schon die Einstellung und fiese Menschen werden zu netten oder auch umgekehrt.

Das Beste Beispiel habe ich an meiner Cousine gesehen. Wenn ich bei ihr war zu Besuch, hat sie sich immer total daneben benommen und auf ''cool'' und unabhängig gemacht, so dass ich neben ihr möglichst wie die kleine unerfahrene Cousine aussah und sie sich überlegen fühlte. Ich dachte so wäre sie auch immer und hätte einfach einen miesen Charakter und könne mich nicht leiden. Dann kam es zu der Situation, dass sie eine Reise nach Paris gebucht hatte und ihre Freundin im letzten Moment abgesprungen war. Und so fuhr ich mit ihr nach Paris und ich war echt erstaunt, wie nett sie eigentlich war, wenn wir alleine waren. Scheinbar lag ihr fieses Verhalten nur daran, dass sie ihren beiden Brüdern imponieren wollte und ich denke, das ist oftmals der Fall, wenn Menschen sich uns gegenüber herablassend benehmen obwohl wir ihnen nichts getan haben.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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