Menschen, die sich über andere (z.B. Partner) definieren...

vom 23.07.2010, 12:36 Uhr

Mir fällt immer wieder mal auf, dass es Menschen gibt, die sich über andere Menschen, oft über den eigenen Partner, definieren. Es gibt zwei Dinge, die mir dabei öfter auffallen und die ich immer ziemlich befremdlich finde.

Zum einen gibt es Leute, die im Kontakt zu anderen Menschen nur wenige Worte darüber verlieren, was sie machen, wer sie sind, dafür aber sehr viel von ihrem Partner und dessen tollen beruflichen und anderweitigen Leistungen erzählen, obwohl das für den gerade aktuellen Kontakt eigentlich irrelevant ist. Ich erlebe zum Beispiel Menschen, die davon sprechen, was für einen tollen Job ihr Partner hat und welchen außergewöhnlichen Hobbys dieser nachgeht.

Letztendlich möchte man aber doch in einem Gespräch mit einem bestimmten Menschen etwas über diese Person herausfinden und diesen Menschen kennen lernen - und nicht den Partner, der gar nicht anwesend ist. Es ist normal, dass man auch mal etwas über den Partner erzählt, das versteht sich von selbst. Aber ich finde es merkwürdig, wenn sich alles nur um dieses Thema dreht und man wirklich das Gefühl bekommt, dass diese Menschen ihren Partner so präsentieren, da es aus ihrem eigenen Leben nicht viel zu berichten gibt.

Dann gibt es auch noch die Leute, die nicht sagen "Ich bin Herr XY", sondern die sich vorstellen als "Ich bin der Freund von Herrn XY". Das wiederum kann ich in manchen Zusammenhängen verstehen, zum Beispiel auf größeren Partys und bei Firmenveranstaltungen, bei denen vielleicht nur der eine Partner bekannt ist. Dann macht es Sinn, dass sich der andere vorstellt, indem er eben auch mitteilt, dass er in einer Verbindung zu demjenigen steht, der den anderen Besuchern der Veranstaltung eben bekannt ist.

Ich erlebe so etwas aber gelegentlich auch in Zusammenhängen, in denen es keinen Sinn ergibt. Ein Beispiel ist ein winziger Verkehrsunfall einer Bekannten von mir. Sie stand an einer Ampel mit Gefälle, vor ihr befand sich ein anderes Fahrzeug. Dieses ließ sich beim Anfahren zurückrollen und berührte dabei die Stoßstange des Wagens meiner Bekannten. Die Frau aus dem vorderen Wagen, die offensichtlich Schuld war, stieg aus und meinte, dass es nicht ihre Schuld sei und dass sie schließlich die Frau des Oberstaatsanwaltes sei und man ja schauen könnte, wer Recht bekommt.

In diesem Beispiel kommt zwar noch hinzu, dass sie ihre Beziehungen demonstrativ herausstellen wollte, aber es gibt auch Situationen, in denen derjenige, der seinen Partner mit ins Spiel bringt, eigentlich keinen Vorteil daraus haben kann. Und dann finde ich solche Geschichten einfach überflüssig und lächerlich. Besonders häufig fällt mir so etwas bei meinem Job im Krankenhaus auf. Dort gibt es schon einige Menschen, die sich stets über ihren Partner definieren. Die Krankenschwester stellt sich dann nicht als solche vor, sondern als Frau von Doktor XY - und nebenbei ist sie eben auch Krankenschwester auf Station AB.

Kennt ihr solche Situationen? Wie empfindet ihr so etwas? Findet ihr es vielleicht nicht einmal ungewöhnlich, sich so vorzustellen, gerade wenn der Partner einen höheren beruflichen Status hat als man selbst?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Was mir zu dem Thema einfällt, wenn sich Menschen über den Partner definieren ist, wenn eine Arztfrau. die nie studiert hat und im Leben nie gearbeitet hat sich Frau Dr. nennt. Ich habe in einem solchen Haushalt geputzt und die Frau hat darauf bestanden, dass ich sie Frau Dr. nenne. Obwohl sie nie einen Dr.-Titel hat oder hatte und ihr Mann Zahnarzt mit Dr.-Titel ist. Auch kenne ich eine Rechtsanwaltsfrau, deren mann einen Dr.-Titel hat und auch mit Frau Dr. angeredet werden will. Sie selber ist aber Sekretärin in der Kanzlei.

Ich empfinde sowas einfach als schwachsinnig. Ich kann mich nicht an meinem Partner messen und mich mit seinen "Federn schmücken". Das sieht man gerade bei Partnerschaften, wo ein Partner (meist der Mann) einen höheren Status hat. Ansonsten ist mir das im täglichen Leben noch nicht so aufgefallen, dass sich ein Partner an den Gegenpart orientiert und sich über seinen Partner definiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Was mir zu dem Thema einfällt, wenn sich Menschen über den Partner definieren ist, wenn eine Arztfrau. die nie studiert hat und im Leben nie gearbeitet hat sich Frau Dr. nennt.

Wie lustig. Genau so ein Beispiel habe ich im Krankenhaus auch schon erlebt. Die Frau arbeitete zwar auch im medizinischen Bereich, aber nicht als Ärztin, sondern als Arzthelferin. Ihr Mann ist Neurologe und sie stellte sich allen als Frau Dr. XY vor, als sie mal zu Besuch auf dieser Station war. Ich bin dann natürlich davon ausgegangen, dass sie ebenfalls promoviert hat, so wie ihr Mann. Als mir dann jemand sagte, dass sie weit von jedem akademischen Grad entfernt ist, fand ich ihr Verhalten einfach nur lächerlich und erbärmlich.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin auch immer wieder erstaunt, wieviele Leute glauben, dass ein Doktortitel ein Namensbestandteil sei, der von allen Mitgliedern der Familie geführt werden dürfe. Ein Bekannter von mir, dessen Schwester promoviert hatte, erzählte mir, er habe seinem Schwager gesagt, jetzt käme er durch seine Frau ja doch noch zu nem Doktortitel. Er war sehr enttäuscht, als ich ihm sagte, dass das nicht so ist.

Ich erlebe es vor allem bei älteren Frauen, dass die sich über ihren Partner definieren, sicherlich auch aufgrund des erlernten Rollenverhaltens. Die unterschreiben dann einen Brief oder eine Quittung nicht mit "Paula Meier", sondern mit "Frau Fritz Meier". Gerade das habe ich schon mehrmals erlebt.

Leute, die sonst nur über die Leistungen ihres Partners und nicht über sich selbst sprechen, haben sicherlich kein allzu ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Möglicherweise wollen sie aber auch signalisieren, mit was für wunderbaren Leuten sie befreundet sind und darüber dann einen Eigenwert definieren, den sie aufgrund ihrer eigenen Leistung nicht sehen.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich fände das schon komisch und auch irritierend, obwohl mir so etwas noch nicht passiert ist. Aber vielleicht möchte man damit auch einfach nur das Zusammengehörigkeitsgefühl ausdrücken? Oder aber zugleich vorab mitteilen, dass man mit Person "xy" ,mehr zu tun hat, als nur im beruflichen Sinn, sodass die anderen Arbeitnehmer auch gleich wissen, mit wem man es zu tun hat. Das kann sicherlich auch unangenehme Gespräche ersparen - für beide Seiten. Wenn plötzlich ein anderer Angestellter etwas abfälliges der Ehefrau des Arztes anvertraut, die zufällig auch im Krankenhaus arbeitet, ist das ja sicherlich auch nicht toll.

Vielleicht ist es aber auch so, dass der Ehepartner für das Studium des Ehegatten (oder wegen der Kinder) die eigene Karriere aufgegeben hat, oder ihn/sie sogar finanziell unterstützt oder mit durch gefüttert hat, damit er/sie an den Doktortitel heran kommen konnte. So könnte man es auch betrachten. Am besten wäre, wenn man einfach nach fragt.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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