Deutsche Bauern streiken - Keine Milch mehr

vom 27.05.2008, 12:13 Uhr

Der Milchpreis ist einer der wenigen Bereiche im regulierten EU-Agrarmarkt, der relativ frei ist. Was gerade bei den Milchpreisen passiert ist also nicht viel mehr als die Tatsache, dass zuviel Milch produziert wird und daher der Preis einfach sehr niedrig ist. Ich finde es aber trotzdem richtig, dass die Landwirte streiken, denn schleißlich wollen wir alle gesunde Nahrungsmittel aus einer wenigstens einigermaßen erträglichen Situation auch für die Tiere. Und da spielt eben auch der Preis eine Rolle. Daher finde ich den Streik sehr sinnvoll.

Schlimmer sinde ich allerdings in diesem Zusammenhang die gesamte Lage der Lebensmittelbranche in dem Bereich der Erzeugung. Bei den Getreidesorten (Mais, Weizen, Soja) treiben Spekulanten die Preise in die Höhe, die Landwirte profitieren davon kaum, müssen aber die höheren Preise für Futtermittel bezahlen und sollen dann weiterhin Milch und Fleisch zu Niedrigstpreisen anbieten. Und da kommt dann halt auch leider wieder die EU ins Spiel, die mit ganz absurden Fördergeldern mal den einen, mal den anderen landwirtschaftlichen Bereich fördert oder eben auch nicht. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen ganz klar, dass diese Förderung fast immer nach hinten los ging: Olivenbäume. Wo es nur ging wurden Olivenbäume gepflanzt,obwohl nur alte Bestände gefördert werden sollten. Aber dank korrupter Kontrolleure waren plötzlich Millionen neuer Olivenbäume alt und die Subventionen flossen - meist in falsche Hände.

Zum Glück inzwischen verschwunden, aber wer kennt sie nciht mehr: die Milchseen und Butterberge der EU, die in riesigen Kühlhäusern lagern und Millionen allein an Stromosten verursachten. Schweinefleischexporte, die so günstig auf den Weltmarkt geworfen werden, dass in anderen Ländern die Produktion eingestellt wird und das ist noch gar nicht lange her.

MEhr Geld für Milch, dann aber bitte auch endlich mehr Geld für Fleisch. Als Vegetarier sehe ich es nämlich nicht ein, dass mit meinen Steuerngeldern Qualzucht finanziert wird. Freie Märkte bedeuten faire Preise und eine unglaubliche Stuerersparnis für alle EU-Bürger: rund 300 Euro pro Jahr und EU-Bürger. Das sind umgerechnet 25 Euro pro Monat, die jeder mehr in der Tasche hätte und davon dann auch 10cent mehr für einen Liter Milch bezahlen könnte.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann die Bauern gut verstehen. Da sind in den letzten Monaten die Preise für Milchprodukte dramatisch gestiegen, was sicher zum Teil auf die hier im Thread bereits angesprochene stärkere Nachfrage aus dem asiatischen Raum zurückzuführen ist, aber gleichzeitig von den Molkereikonzernen genutzt wurde, um die Gewinnspanne zu steigern, während die Bauern dabei ziemlich leer ausgingen. Hier ist der Wunsch nach einer Anpassung für mich nachvollziehbar.

Im übrigen stimme ich betty zu, dass die Regulationsmechanismen innerhalb der EU sehr unausgewogen sind und die landwirtschaftlichen Produkte in unterschiedlicher Weise subventioniert werden. Hier wäre weniger Regulation wahrscheinlich letztlich für alle billiger.

Gruß
frorgy

» frorgy » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,19 »


Diamante hat geschrieben:Ich muss sagen, dass ich den Streik alles andre als gut finde. Die Bauern schmeissen die gute Milch weg, um mehr Geld für den Liter zu bekommen. Hätten sie die Tage die Milch verkauft, statt weggeschüttet, hätten sie wenigstens dass, was sie bisher bekommen haben.

Ja warum sollen sie auch streiken - ist ja sinnlos, sie könnten auch einfach nur ohne großes murren bankrott gehen, Hauptsache man kann "die gute Milch" weiterhin kaufen.

Und so ein Quark: An wen sollen sie denn die Milch verkaufen? Von Haus zu Haus mit dem Trecker tuckern und dort Milch feilbieten? Haben ja sonst nichts zu tun...

Mal abgesehen davonm, auch wenn es einige noch nicht trotz vieler Meldungen, nicht begriffen haben. Das war ein symbolisches Bild - wem das nichts sagt der sollte mal das Wort symbolisch nachschlagen.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es auch richtig, dass die Bauern streiken und ich bin auch bereit mehr für meine Milch zu zahlen. Ich zahle lieber etwas mehr für meine Milch als jede Woche ein paar Cent mehr für das Benzin. Ich selbst trinke zwar nicht so viel Milch, vielleicht einen Liter in der Woche aber ohne Milch würde ich eben auch nicht auskommen und wenn ich Milch trinke, dann soll die auch weiterhin so eine gute Qualität haben wie bisher. Und warum sollte man dann nicht etwas mehr dafür zahlen?

Außerdem bin ich auch der Überzeugung, dass Milch und auch Sahne von Kühen, die artgerecht gehalten werden, am besten auf dem Biobauernhof viel besser schmeckt und schon allein deshalb zahle ich auch gerne etwas mehr dafür denn ich weiß, wieviel Arbeit in der Landwirtschaft steckt.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Man sollte aber mal relativieren, was Milch im Supermakrt wirklich kostet. Wenn ich sehe, das beim Aldi der Liter Milch für weniger als 0,50 EUR über die Theke wandert oder bei uns im Örtlichen Großsupermakrt alle 4 Wochen eine Aktion kommt, wo der Liter Milch 0,19 EUR kostet (bei Abhahme von 10 Litern), frage ich mich, wie das zustande kommt.

Ich bezahle momentan für meinen Liter Milch 0,99 EUR (Berchtesgadener Land Bergbauern), der mich jetzt schon deutlich mehr kostet als die Discountermilch. Warum ich das mache? Ich habe mehrmals die "Billig"milch getrunken, aber Geschmack konnte ich das nicht nennen. Hätte ich auch Wasser mit Milchpulver trinken können.

Wenn es aber nun weitere Preiserhöhungen geben würde, würde ich meinen Konsum (glücklicherweise bin ich in der Lage dazu) überdenken und würde meinen Milchverbrauch drastisch einschränken, denn denn die Milchbauern bis zu 9 Cent mehr bekommen für ihren Liter, werden die Preise analog im Supermarkt um 20 Cent steigen. Für Aldiverhältnisse wären das dann annehmbare 0,70 EUR (was aber natürlich auch teuer ist), für mich wäre das untragbar. Als letzte Lösung bliebe dann noch, vielleicht bei den Bauern selber die Milch zu beziehen, aber ein Großteil der Bevölkerung hat diese Möglichkeit nicht.

Das ganze wäre sinnvoller, wenn die Molkereinen nicht so gewinnmaximiert arbeiten würden (was man denen aber nicht vorwerfen kann, denn ein Unternehmen möchte Geld verdienen).

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo,
ich bin selbst an den Streiks beteiligt gewesen und bin auch heute noch aktiv dabei die Milchbauern in ihren Forderungen zu unterstützen. Dabei kann man die Erzeuger von Lebensmitteln nicht mit dem Flughafenpersonal vergleichen, denn es geht hierbei schliesslich um die Herstullung eines wichtigen Lebensmittels. Lebensmittel sind die Grundlage eines Staates. Und es war zu dem Zeitpunkt des Streiks ja nicht so, dass die Bauern ein bißchen mehr Geld erhalten. Sie konnten nicht mehr von dem damaligen Milchpreis, welcher auch heute nicht wirklich besser ist, leben. Jeder Bauern nahm damals Fünf Euro pro Kuh und Tag mit in den Stall. Ich glaube nicht, dass es viele Arbeiter gibt, die ihrem Arbeitgeber Geld mitbringen anstelle etwas zu bekommen. Dabei muss ein Landwirt auch noch eine Arbeit ausführen die zeitintensiver und anstrengender ist als die meisten anderen. Die Milchlandwirte werden zurzeit von Steuergeldern subventioniert, was jedoch nicht in ihrem Sinn liegt. Sie wollen einfach nur fair entlohnt werden und dem Steuerzahler nicht auf der Tasche liegen. Zudem unterstützen die Milchbauern auch andere Berufssparten, welche für ihre Arbeit nicht den angemessenen Lohn erhalten und solidarisieren sich mit Studenten und Arbeitsloseninitiativen. Mittlerweile haben die Landwirte zudem in Bayern und Baden-Württemberg ihre eigene Milch, "Die faire Milch", auf den Markt gebracht und möchten diese Deutschlandweit verbreiten.

» Doro86 » Beiträge: 23 » Talkpoints: 14,98 »


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