Als Frau Herausforderungen annehmen

Ich habe schon vor 20 Jahren einen Männerberuf gelernt und daher habe ich kein Problem handwerkliche Dinge selbst zu erledigen. Sicherlich kann ich da auch nicht alles und für solche Arbeiten habe ich einen guten Freund, der mir zur Seite steht. Aber ich schaue dann eben auch genau hin und kann es dann selbst.

Warum sollte man sich als Frau nicht einiges zutrauen? Heute haben wir die Wahl ob wir selber was machen oder uns Hilfe holen. Aber denkt mal an die Zeit nach dem Krieg. Männer waren da Mangelware, da sie im Krieg gefallen, noch in Gefangenschaft waren oder halt auf Grund von Verletzungen gar nicht mehr mit anpacken konnten. Da haben es die Frauen auch geschafft und das mit wesentlich weniger maschineller Hilfe, als wir sie heute haben.

Erst danach haben wir uns doch das Heft wieder aus der Hand nehmen lassen. Und als Frau braucht man sich doch nicht schlecht fühlen, wenn man Dinge kann, die man sonst nur von einem Mann erwartet. Im Gegenteil, wir sollten stolz darauf sein, das wir nicht wegen jeder Kleinigkeit männliche Hilfe brauchen.

Mit deiner Aussage - nämlich, dass du "als Frau" etwas technisches auf die Reihe bekommen hast - widersprichst du dir doch selber. Wenn du es selbstverständlichen finden würdest, dass man "als Frau" selber eine Uhr umstellen kann oder eine neue Festplatte einbauen kann oder was auch immer, würdest du doch nicht so viel Wert darauf legen zu betonen, dass du es "als Frau" geschafft hast.

Talent im handwerklichen oder technischen Bereich hat doch nichts mit dem Geschlecht zu tun, das bekommen Leute wie du vielleicht von ihrer Umwelt eingeredet, aber ich kenne mindestens genauso viele Männer wie Frauen, die sich bei solchen Sachen extrem ungeschickt anstellen. Wobei die Zahl der Männer vielleicht sogar überwiegt, denn diese gnadenlose Selbstüberschätzung ala "ich brauche keine Anleitung zum Schrank aufbauen" oder "ich weiß nicht, was du mit Erdung meinst - die Lampe wird auch so funktionieren", die schon mal im Chaos endet, kenne ich von Frauen kaum.

Natürlich gibt es vereinzelt noch diese Weibchen, die nach einem Mann rufen, wenn sie nur eine Glühbirne wechseln oder ein Loch bohren wollen, aber ich denke, dieser Typ Frau ist am Aussterben. Schon alleine deshalb, weil die meisten Frauen heute nicht mehr direkt aus dem Elternhaus heraus in eine Partnerschaft gehen und so zwangsläufig ihre Sachen alleine auf die Reihe bekommen müssen.

Ehrlich gesagt, wusste ich beim ersten Lesen Deines Beitrages, wolwumm, nicht, wie ich Deinen Beitrag nehmen sollte: als humoristische Einlage oder als Befreiungsschlag einer Frau, die noch mit den uralten Geschlechterklischees aufgewachsen ist. Denn auch ich wurde so erzogen, dass ich ein richtiges Heimchen am Herd hätte werden können. Zum Glück ist das aber nicht passiert, ich konnte mich da rechtzeitig befreien.

Was sich für manche hier ziemlich lustig und auch unglaubwürdig anhört kann für betroffene Frauen eine wirkliche Herausforderung sein. Das muss man sich auch erst mal eingestehen können. Und ich kenne in meinem Bekanntenkreis auch eine Frau, die zwar im Berufsleben die toughe Geschäftsfrau gibt, daheim aber das Heimchen ist, dass selbst das Rasenmähen dem Manne überlässt, der wegen Montagearbeit nur am Wochenende daheim ist.

Im übrigen denke ich, dass wir von echter Gleichberechtigung noch recht weit entfernt sind: die wird es doch erst geben, wenn man bestimmte Fähigkeiten nicht automatisch Weiblein oder Männlein zuordnet, sondern auch einfach hinnimmt, dass nicht jeder alles können kann und muss, sondern jede über spezielle Fähigkeiten verfügt und diese dann auch nutzt.

Ich finde es gut, wenn Frauen nicht bei der erst besten Gelegenheit einen Mann um Hilfe rufen, wenn mal etwas handwerkliches ansteht oder etwas, womit man als Frau vielleicht im ersten Augenblick nicht klar kommt. Männer sind in vielen dieser Dinge nicht unbedingt besser. Meistens wissen sie nur besser, wie es funktioniert und vor allem wissen sie es oftmals schneller als Frauen. Daher gibt es für mich auch keinen Grund, schwierigere Dinge zunächst alleine zu probieren. Ich kann ja immer noch einen Mann bzw. meinen Mann zu Rate ziehen, wenn ich nicht weiter komme.

Gerade in der Phase als unser Haus entstand, habe ich auch mal Sachen ausprobiert und gemacht, die ich zuvor noch nie gemacht habe. Teilweise habe ich mir die Anleitung von meinem Mann besorgt oder ich habe einfach drauf los probiert. Meistens habe ich diese "Männersachen" auch gut hin bekommen.

In welcher Welt lebst du? Du schreibst, dass es sich für Frauen eigentlich nicht gehört, sich technischen Herausforderungen zu stellen. Das halte ich für absoluten Blödsinn und ich finde es katastrophal, dass es in unserer Zeit noch Menschen gibt, die so denken und auch, dass es Frauen gibt, die sich diesem Uralt-Klischee unterordnen. Über diese Denkweise sollte man doch endlich mal hinwegkommen.

Ich finde es ganz furchtbar, wenn Menschen in Klischeebildern denken, auch wenn man sich sicher nicht immer komplett davon freimachen kann. Wenn man ein Klischeeverhalten aber erkennt, sollte man auch versuchen, es zu verändern. Dazu gehört dann auch, dass man nicht mehr davon ausgehen sollte, dass Frauen und Technik nicht zusammenpassen, sondern aktiv daran arbeiten sollte, solche blöden Klischees zu widerlegen.

Leider treffe ich zwischendurch auch immer mal wieder auf Frauen, die absolut in dieses alte Rollenbild passen und jeglichen technischen Herausforderung und allem, was früher (und leider heute auch oft noch) männlich assoziiert war. Solche Frauen finde ich persönlich ganz entsetzlich und ich kann generell nichts mit Frauen anfangen, die immer einen Mann brauchen, der für sie bestimmte Aufgaben erledigt, nur weil sie als Frau sich diese Sachen nicht zutrauen. Vor solchen Frauen habe ich null Respekt.

Ich finde es normal, dass jemand nicht alle Dinge gleich gut kann. Ich bin technisch auch nicht so begabt, auch wenn mich Technik in Maßen grundsätzlich interessiert. Also ich fände es schon schön, wenn ich mal ein bisschen mehr an meinem Auto selbst machen könnte als nur die Räder zu wechseln oder mal das Öl abzulassen. Auf der anderen Seite kann ich nähen, was ja von der Klischee-Seite betrachtet auch nicht passend ist. Dieser Aspekt ist mir aber egal. Wenn eine Frau keine Lust hat, an ihrem Auto zu schrauben oder ein Haus zu sanieren, dann ist das in Ordnung. Es gibt auch genug Männer, die an solchen Dingen keinen Spaß haben oder sich blöd anstellen. Wenn eine Frau allerdings sagt, dass sie als Frau das nicht macht und der Meinung ist, dass sich Frauen aus solchen Dingen heraushalten sollten, zweifle ich an dem geistigen Zustand der betreffenden Person. Und natürlich verabscheue ich auch Männer, die der Meinung sind, dass es ganz spezifische Aufgaben gibt, die eher für Männer oder für Frauen geeignet sind. Es gibt ja leider eine ganze Menge rückschrittiger Männer, die der Meinung sind, dass sie für die technischen Dinge zuständig sind, während die kleine Hausfrau den Abwasch und andere typische Frauentätigkeiten erledigen sollte. Ich habe in meinem Bekanntenkreis niemanden, der so denkt, da ich solche Leute nicht um mich haben will. Aber hier im Haus gibt es Leute, die so leben und ich habe auch in anderen Situationen schon einige Paare erlebt, die nicht nur klar getrennte Frauen- und Männerarbeiten definiert haben, sondern auch in diesem alten Klischeedenken leben.

Wichtig ist doch nur, dass du das tust, was du möchtest. Ich fände es peinlich, wenn du mit der Uhr zu deinem Vater gegangen wärst. Man sollte sich doch auch selbst helfen können. Wenn du jetzt zum Beispiel direkt nach einem Mann rufen müsstest, nur weil die Glühbirne defekt ist und du eine neue benötigst, wäre das doch auch ziemlich affig. Ein solches Rollenverhalten von Seiten der entsprechenden Frauen sorgt meiner Meinung nach dafür, dass diese Leute, die so altmodisch denken, sich bestätigt fühlen in ihrem Denken, dass Frauen bestimmte Tätigkeiten nicht ausüben können.