Finanzkrise: Dreiste, unbelehrbare Griechen?

vom 07.04.2010, 17:08 Uhr

Für Griechenland sieht es im Moment finanziell sehr dieser aus. Die Griechen sind stark verschuldet, Streiks und Proteste durchstreifen das Land, ein Haushaltsdefizit von fast 13% des Bruttoinlandsprodukts nagt ebenfalls an der Staatskasse und die Einnahmen des Tourismus' sind auch deutlich zurückgegangen. Dies gesagt ein aktueller Artikel des Nachrichtenmagazins " Der Spiegel".

Demnach wären "kleine(n) Korruption und des Alltags" an der derzeitigen Situation Griechenlands Schuld. In dem Artikel äußert sich ein Grieche über eine solche Korruptions-Tat. Dieser erzählt, dass Schafzüchtern mit Agrarsubventionen belohnt wurden, welche anhand der Anzahl der Schafe bestimmt wurden. Die Schafzüchter, clever wie sie waren, machten ihre Schafe zu einer gemeinsamen Herde, welche dann bei dem jeweiligen Bauern, der von den Kontrolleuren aus Brüssel besucht wurde, in den Stall kamen. Ein schlechtes Gewissen hätten die Bauern aber nicht gehabt.

Und das wäre ein Beispiel für viele kleine Korruptionsgeschäfte gewesen, wie sie in Griechenland an der Tagesordnung wären. Nun gehen die Griechen auf die Straße und streiken, sie wollen mehr Lohn. Nun zu meiner Frage: Mir kommt es so vor, als ob die Griechen sich ihrer Schuld gar nicht bewusst und unbelehrbar sind. Korruptionen wie die oben beschriebene sind doch schon sehr dreist. Was meint ihr?

» Cherubino » Beiträge: 59 » Talkpoints: 1,35 »



Hier von Dir geschilderte Fälle haben zunächst nichts mit Korruption zu tun, sondern sind Betrugsfälle. Wobei Griechenland sicher ein enormes Korruptionsproblem hat, wenn man sich die Lebensbedingungen bzw. die gewöhnlichen Behördengänge anschaut. Da läuft auch und gerade für den kleinen Mann nichts ohne Schmiergeld, so dass eben Vorgänge angestoßen und in vernünftiger Zeit erledigt werden. Das ist aber ein anderes Problem und hat sicher wenig mit der aktuellen Krise zu tun.

Was nämlich im Allgemeinen bei diesem Griechenland Bashing vergessen wird, ist einfach die Tatsache, dass hier nicht nur die 13% des Haushaltdefizits zu erwähnen sind, sondern auch die ca. 4,5% des Bruttoinlandprodukts, welches für die Verteidigung ausgegeben wird! Griechenland gibt also, relativ gesehen, doppelt so viel für das Militär aus, als z.B. Deutschland. Und dabei sind die Griechen noch nicht mal (militärisch) sonderlich stark im Ausland aktiv.

Jetzt ist das natürlich schon etwas, was ins Auge stechen sollte und jeder vernünftige Mensch sollte hierin einen großen Hebel sehen, mit dem man doch einiges einsparen könnte. Nicht so aber die deutschen Freunde der Hellenen. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn ein Großteil dieses Geldes bildet die Grundlage für den deutschen Exportüberschuss! Wenn Griechenland hier sparen würde, wäre das zu Lasten der deutschen (Kriegs)Wirtschaft! Der Aufschrei bei Krauss-Maffei-Wegmann in München wäre riesig. Schließlich sind noch ein paar Geschäfte offen, und keiner kommt auf die Idee, hier Stopp zu rufen.

Lieber spart man an der Bevölkerung. Dies trifft eben die Deutschen weniger und hält die Urlaubspreise niedrig. Wer sich nun aber ernsthaft fragt, warum nun die Bevölkerung gegen das sog. Sparprogramm (auch gewalttätig) protestiert, hat wirklich völlig falsche Vorstellungen vom Leben in Griechenland. Hier ist es nämlich schon so, dass auch da nur die Protestieren, die wirklich nichts mehr zu verlieren haben. Und das ist dort schon eine große Zahl an Menschen!

Jetzt die Frage: welche Schuld trifft denn diese Menschen an der Krise? Welchen Vorteil hatten die vorher, durch die tatsächlich bestehende Vetternwirtschaft, die ja wirklich den griechischen Staat belastet (was unstrittig ist!)?

Ich denke, hier muss man Ursache und Wirkung sehr genau trennen und auch genau nachfragen, wer konkret die Kosten der Sparprogramme tragen soll. Wenn das Sparen nun auch im Anheben der Verbrauchssteuern liegt, dann liegt die Antwort ja auf der Hand. Hier unterscheidet sich die Regierung dort nicht von allen anderen Regierungen der Welt und letztlich geht es immer um Besitzstandswahrungen. Aber vielleicht sind die Proteste in Griechenland nachhaltig genug, dass hier nach anderen Lösungen gesucht wird und es eben nicht so weit kommt, dass die Vorstellungen der EU und der herrschenden Klasse in Griechenland umgesetzt werden können. Das wäre ein fatales Signal. Besonders an die Länder Spanien, Italien und Portugal. Und später dann au die Länder in Südosteuropa. Wobei die wirtschaftlich schon entsprechend positioniert wurden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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