Wörter die aussterben oder zumindest bedroht sind

vom 27.03.2010, 22:59 Uhr

Vieles wird moderner und entwickelt sich weiter, so auch die Sprache. Meine Oma hat zum Gehsteig noch regelmäßig Trottoir gesagt und zu so einem Sofasessel war Fauteuil auch durchaus üblich, allerdings habe ich diesen Begriff in letzter Zeit auch nicht mehr wirklich gehört.

Ich weiß noch, dass ich vor einiger Zeit einmal in einer Klasse gestanden bin und Französisch unterrichtet habe und wir hatten an dem Tag einen älteren Übungszettel und da kam dann auch ein Plattenspieler vor. Es gab tatsächlich einige Schüler in der Klasse, die keinen Plattenspieler mehr kannten! Der Kassettenrekorder wird wohl der nächste sein.

Kennt ihr noch weitere Begriffe oder Wörter, die nicht mehr wirklich verwendet werden, und in eurer Kindheit aber noch gang und gebe waren? Welche sind das? Ist es Zufall, dass es öfter auch Französische Wörter sind? Oder ist das ein falscher Eindruck von mir. Aber den Begriff Mannequin zum Beispiel habe ich früher auch zumindest gelegentlich gehört.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke, dass es oft französische Wörter sind, kommt eben davon, dass Französisch früher einfach chic war. Die Menschen mochten Lehrwörter aus dem Französischen, also gab es davon viele. Heute hält man sie wohl für zu kompliziert, und daher nutzt man einfachere, deutsche oder englische, Begriffe dafür. Aber es sind durchaus nicht nur französische Wörter, sondern allgemein Worte, die man heute als Fremdwörter, oder als allgemein einer Fremdsprache entlehnte Wörter, bezeichnen könnte.

Aber auch fremdsprachliche Wörter sind nicht alleinig betroffen. Auch simple deutsche Begriffe sind heute nicht mehr geläufig. Man denke an den "Fernsprecher" (wobei es interessant ist, dass man hier nun stattdessen quasi ein "Fremdwort", nämlich "Telefon", verwendet, und dass der vorherige Begriff "deutscher" war). An Telefonzellen stand vor wenigen Jahrzehnten noch "Fernsprechhäuschen". Heute sagt doch jeder "Telefonzelle" dazu. Wobei ich sagen muss, das ist schon eine ganze Weile so. Die "Fernsprechhäuschen"-Zeit kenne ich selbst gar nicht mehr. Aber ich bin ja auch noch nicht so alt.

Ich würde auch sagen, in den letzten paar Jahren sind gar nicht mehr so viele Worte verschwunden. "Wählscheibe" fiele mir noch ein, denn welches Telefon hat heute so etwas überhaupt noch?

Allgemein glaube ich aber, hat sich die Sprache in vielen Fällen vereinfacht. Übrigens gibt es einen netten Wikipedia-Artikel zu diesem Thema, mit dem Titel "Lexikon der bedrohten Wörter". Schau ihn dir mal an, wenn dich das Thema sehr interessiert!

Dass Jugendliche heute nicht mehr wissen, was ein Plattenspieler ist, kann ich übrigens kaum glauben. Selbst, wenn man keinen mehr selbst hatte, oder nie einen echten gesehen haben sollte, dann weiß man doch, dass es so etwas einmal gab, oder? Man weiß ja schließlich auch, was ein Thron ist, auch, wenn man so etwas selbst höchstwahrscheinlich noch nie besessen hat. Oder meinentwegen einen Galgen. Den gibt es in Deutschland schon einige Zeit nicht mehr, privat wird man zumeist auch keinen besitzen, und dennoch weiß doch jedes Kind, was das ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo,

also das mit dem Plattenspieler habe ich selbst auch schon mal erzählt bekommen, dass es wirklich Kinder/Jugendliche gibt, die in ihrem Leben nie darauf gestoßen sind - was ich selbst auch als höchst befremdlich ansehe.

Ich habe eben auch das Wort "Overhemd" in einem Internetbanner einer bekannten Firma gesehen und fand das eigentlich nur schlecht, es handelte sich, soweit ich es nach dem kurzen Blick darauf sehen konnte, um ein normales Männerhemd mit langen Ärmeln - also einem Overhemd :D ;)? War ja vielleicht auch rein werbepsychologisch so gewollt? Kann ich mir aber auch nicht wirklich vorstellen, denn ich empfand das als so negativ, dass ich mir gleich etwas dazu dachte, was mich vom Kauf in dem Laden zu dem Zeitpunkt absolut abhielt.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich gehöre ja zur etwas jüngeren Generation und ich muss wirklich sagen, dass ich die Wörter "Trottoir" und "Fauteuil" zwar schon einmal gehört habe, jedoch wusste ich ehrlich gesagt bis jetzt nicht, was sie bedeuten. Bei "Trottoir" hätte ich es mir wahrscheinlich irgendwie erschließen können, aber bei "Fauteuil" muss ich ehrlicher Weise sagen, dass ich am Anfang an Öl gedacht habe. :oops: Aber ich kann das auch verstehen, da man ja schlecht Wörter kennen kann, die man noch nie benutzt hat. Gerade deswegen sollte man meiner Meinung nach versuchen seinen Wortschatz so weit, wie auch nur möglich auszubauen, da keiner will, dass Begriffe aus Omas Zeiten einfach verschwinden oder ihre Bedeutung nicht mehr gekannt wird.

Jedoch glaube ich auch, dass das an den vielen Anglizismen im Alltag der Jugend liegt und hier schließe ich mich nicht aus. Beispielsweise sagt man "gedownloaded" anstatt "heruntergeladen". Hier wird das Englische so mit dem Deutschen vermischt, dass so alte Begriffe einfach in Vergessenheit geraten. Durch die ganze neue Technik werden auch die neuen Begriffe erfunden und darum vergessen die Leute die Begriffe, die bei den älteren Generationen dieser Geräte geläufig waren.

Dass Jugendliche heute nicht mehr wissen, was ein Plattenspieler ist, kann ich übrigens kaum glauben. Selbst, wenn man keinen mehr selbst hatte, oder nie einen echten gesehen haben sollte, dann weiß man doch, dass es so etwas einmal gab, oder? Man weiß ja schließlich auch, was ein Thron ist, auch, wenn man so etwas selbst höchstwahrscheinlich noch nie besessen hat.


Ich kann das sehr wohl glauben, obwohl ich niemanden kenne, der nicht weiß, was ein Plattenspieler ist. Das ist ganz einfach zu erklären, wie so etwas überhaupt zu Stande kommen kann. Die Kinder hören einfach nie von so etwas, somit wissen sie auch nicht, dass es ein Gerät namens Plattenspieler nicht gibt. Schließlich würdest auch nicht wissen, was ein Telefon ist, wenn du noch nie davon gehört hättest. So unwahrscheinlich es auch klingen mag, es gibt tatsächlich solche Fälle. Ein Beispiel, das ich dir aus meinem eigenen Umfeld nennen kann, ist, dass ein Lehrer von mir tatsächlich nicht wusste, wer Angelina Jolie ist. Was soll man dazu noch sagen?

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» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Angelina Jolie muss meiner subjektiven Meinung nach auch niemand kennen. Sie ist ein Mensch, der irgendwann auch wieder weg vom Fenster sein wird, keine technische Errungenschaft, die für die Menschen sehr prägend und vor allen Dingen einmalig war. Plattenspieler waren schließlich die erste Möglichkeit, Musik als Massenprodukt unter die Menschen zu bringen, mal abgesehen vom Radio. Es mag nur meine Meinung sein, aber ich finde das doch deutlich bedeutsamer, als eine Schauspielerin, von denen es zu dieser Zeit hunderte gibt. Von daher sollten Leute eher wissen, was ein Plattenspieler ist, als dass sie Frau Jolie kennen müssten. ;) Außerdem wird, allein historisch gesehen, in zweihundert Jahren noch immer jemand mal erwähnen, dass die Musikdatenträger-Geschichte mit den Schallplatten begonnen hat, während dann mit Sicherheit keiner mehr über Frau Jolie reden wird.

Trottoir kenne ich übrigens noch (und ich bin mit 23 Jahren auch nicht so alt), obwohl ich niemanden kenne, der das Wort verwendet. Aber man liest es doch recht oft. Fauteuil hat übrigens nicht einmal mehr meine Oma benutzt, und das, obwohl die 1904 geboren worden war. Scheint also keine Altersfrage zu sein, sondern eher ein regionaler Begriff. In Österreich soll man ja heute noch Fauteuil zum Sessel sagen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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