Morde auf Campingplätzen - Warum helfen Nachbarn nicht?

vom 27.08.2009, 09:05 Uhr

Mal ganz ehrlich: glaubst du, dass du selbst, wenn du in der gleichen Situation gewesen wärst, mehr getan hättest, als einfach nur die Polizei zu rufen? Falls du dir nicht absolut sicher bist, dass du mehr unternommen und versucht hättest, das Leben der Opfer zu retten, steht es dir nicht zu, über das Verhalten der anderen Bewohner des Campingplatzes zu urteilen. In diesem Fall kann man nicht einfach pauschal davon sprechen, dass die Zeugen einfach weggeschaut hätten. Du musst auch bedenken, dass du die Sache nun von außen betrachtest und dabei rationale Überlegungen anstellen kannst, zu denen man in einer solchen Situation meistens nicht fähig ist. Die meisten Menschen geraten niemals in eine solche Situation und sind dann völlig hilflos, wenn sie doch einmal Zeuge oder schlimmstenfalls sogar Opfer eines solchen Verbrechens werden.

Weder ein Zelt noch ein Campingwagen bieten einen wirklichen Schutz. Auch wenn ein Campingwagen vielleicht einigermaßen stabil wirkt, bietet er den Bewohnern keinen Schutz vor einem Angreifer. Jemand der Menschen tötet, wird sich wohl kaum von einem Zelt aus Stoff oder einem Campingwagen aus dünnem Blech oder Plastik abschrecken lassen.

Natürlich sollte man helfen, wann immer man kann. Allerdings sollte man die Risiken abwägen und sich selbst nicht in eine zu große Gefahr bringen. Auch die Polizei rät den Bürgern dazu, nicht den Helden zu spielen, wenn man eigentlich keine wirkliche Chance gegen einen Angreifer hat. Es bringt doch nichts, wenn dann letztendlich noch mehr Leute verletzt oder gar getötet werden. Außerdem kann es auch passieren, dass der Täter sich bedrängt fühlt, wenn sich weitere Leute einmischen, so dass er aus seiner subjektiv empfundenen Bedrohungssituation überreagiert und noch weitaus schlimmere Dinge tut als die, die er vielleicht ohnehin schon getan hat. Daher war es wohl in diesen Fällen das einzig Sinnvolle, die Polizei zu informieren.

Ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde. Natürlich würde ich den Opfern gerne helfen, aber ich hätte auch Angst davor, mich in Gefahr zu bringen. Wenn ich von meinem Zimmerfenster aus sehen würde, wie jemand draußen überfallen wird, würde ich natürlich die Polizei rufen und mir so viel wie möglich einprägen. Wenn man gerade eine Kamera hat, kann man den Täter ja auch fotografieren, aber so, dass er es nicht merkt. Dieses Bild kann der Polizei vielleicht bei der weiteren Fahnung weiterhelfen, ebenso wie ein eventuelles Autokennzeichen oder eine Täterbeschreibung. Wenn man auf Details achtet und eine gute Aussage abliefert, ist das unter Umständen mehr wert, als wenn man sich einmischt und ebenfalls verletzt oder getötet wird.

Was ich allerdings auch abartig finde, sind die ganzen Gaffer, die einfach nur zuschauen, wenn irgendwo etwas passiert. Dieses Problem gibt es ja nicht nur bei so extremen Verbrechen, sondern auch bei harmlosen Autounfällen. Menschen müssen immer glotzen, wenn irgendwo etwas passiert ist. Wenn man nur guckt und nicht einmal in Erwägung zieht, wenigstens die Polizei zu verständigen, habe ich dafür absolut kein Verständnis.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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