Gute Sitten bei Tisch

vom 27.01.2010, 00:37 Uhr

Wir sind am Wochenende von meinem Chef zum Essen eingeladen. Wir sind keine Proleten aber wenn es darum geht sich in so einem Nobelrestaurant bei Tisch richtig zu benehmen dann sind wir da überfordert. Wir suchen auf die schnelle nach einem Ratgeber oder einem Crashkurs wie man sich da nicht blamiert.

Also welches Besteck man nimmt und wie man korrekt zuprostet und so weiter, ihr wisst schon! Oder könnt ihr uns da schnell Tipps geben?

» Helgoland » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In erster Linie kann ich euch natürlich den Knigge empfehlen. Klingt sehr konservativ, aber weiterhelfen tut er auch in diesem Falle auch.

Es gibt eine Reihe von Büchern, die den Knigge natürlich moderniesiert haben und auch spezialisiert sind auf Tischmanieren. Hier zwei Beispiele:
Tisch-Manieren
Kleiner Ess- und Tischknigge

Solche Bücher kann man sich natürlich auch direkt in der Buchhandlung besorgen. Ich habe selbst mal einen Knigge bekommen und habe mich ein paar Jahre standhaft geweigert, da überhaupt reinzuschauen. Aber es hat sich gelohnt.

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Der "Knigge" höchstpersönlich ist immer ein guter Tipp. Darüber hinaus zählt heute zunehmend mehr "gesunder Menschenverstand", es sei denn den Chef gehört einer Adelsschicht an, die sich selber gerne höchst ernst nimmt, aber davon gehe ich nicht aus, oder?

Und: weisst du schon, was es geben wird, was die Karte des Restaurants hergibt? Man muss sich ja nicht gleich auf das komplizierteste einlassen - Hummer oder Krebs z.B. Oder ist es bereits vorbestellt, das Menü? Aber selbst das ist zu schaffen. Bei einem "klassischen" Italiener zb ist es gut das Spaghettiaufnehmen ohne den Löffel und eben nur mit der Gabel am Tellerrand aufdrehen zu behrrschen, denn die Hilfestellung über den Löffel die ist dort nicht so angesagt.

Sollte es mehrere Gänge geben liegt das Besteck in der Regel so, dass man aussen anfängt und sich nach innen vorarbeitet. Und der Nachtischlöffel bzw. das Käsemesser liegt oberhalb des Tellers. Auch die Gläser werden von aussen nach innen benutzt. In der Regel kostet ja der Gastgeber vor, oder es wird einem eingegossen, so dass man sich keine Sorgen machen braucht das falsche Glas zu erwischen.

Ich habe noch gelernt, dass man beide Besteckteile rechts nebeneinander geschlossen auf den Teller legt, wenn man ein Zeichen geben möchte, dass man satt ist, obwohl noch Essen auf dem Teller ist. Wenn man nur eine Pause macht, legt man Messer recht diagonal mit Spitze zur Mitte und Gabel von links diagonal mit Harke zur Mitte hin und zwar so, dass der Teil, den die Hände anfassen über den Tellerrand hianusragt bzw. nicht mit dem Essen in Berührung kommt. Interessanterweise habe ich bei einem nicht allzu lange zurückliegenden Restaurantbesuch der gehobeneren Kategorie die Erfahrung gemacht, dass ich und die anderen Gäste trotzdem gefragt wurde, ob es geschmeckt hat und man abräumen könne. Scheint also nicht mehr allgemein als bekannt vorausgesetzt zu werden.

Übrigens - Stoffservietten werden auf den Schoß gelegt und nicht zerknüllt auf den Teller mit Essensresten. Sondern gefaltet neben den Teller. Hat man sich tatsächlich richtig um den Mund herum bekleckert, stehen in sehr noblen Restaurants kleine erhitzte Tüchlein zur Verfügung. Nicht vergessen, wenn man zwischendurch mal aufstehen muss die Stoffserviette grob gefaltet neben den Teller zu legen. Die klassischen unfallträchtigen Aufhebeaktionen einer heruntergefallenen Serviette, der beim Aufstehen angestossene Beilagentisch auf Rollen und die damit verbundene Kettenreaktion amüsiert höchstens in Slapstickfilmen, nicht wahr?

Apropos "Hat es geschmeckt?". Ich würde nun in Gesellschaft meines Chefs - auch wenn es nicht geschmeckt hat - nicht den Großkritiker und Gourmet heraushängen lassen und am Essen herumkritisieren, wenn nur kleinere Faux-Pax passiert sind. Natürlich sind freundliche Hinweise erlaubt, wenn etwas nicht so geliefert wird wie es bestellt wird, weil gerade da kann ein Vorgesetzter auch ablesen wie man mit notwendiger Kritik umgeht. Und nur wenn man selber auch Weinkenner ist, würde ich mich auf das schwierige Parkett eines Gespräches zwischen Weinkenner und Geschmackssache begeben.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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