Strom aus der Wüste

vom 17.06.2009, 12:19 Uhr

Endlich mal wieder eine visionäre Idee, etwas forschrittliches, etwas, was den Erfindergeist deutscher Unternehmen fordert und fördert: Strom aus der Sahara.

Schon lange gibt es Zahlen, die eine wirtschaftliche Nutzung der Sonne in der Sahara untermauern. Zudem ist eine vergleichsweise nur kleine Fläche nötig, um den gesamten Strombedarf der Erde in der Sahara zu erzeugen. Und es gibt weltweit noch viele weitere Wüsten, die ebenfalls nutzbar sind. Eine Studie, die belegt wie rentabel so ein Projekt ist kommt übrigens nicht von Greenpeace oder WWF, sondern vom Deustchen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, was bisher nicht für besondere Parteinahme für grüne Projekte bekannt ist.

Endlich wollen vor allem deutsche Unternehmen in einem Konsortium insgesamt wohl rund 400 Milliarden Euro investieren, um Strom aus der Sahara nach Europa zu bringen. Das angestrebte Ziel sind 15 Prozent des europäischen Stromverbrauches damit zu decken. Der Transport stellt inzwischen keine großen Probleme mehr dar, der Verlust durch den Transport liegt - auch Dank moderner Technologien - bei nur noch rund 10 Prozent für die gesamte Wegstrecke.

Die Systeme kennt man schon, z.B. von Schott Solar. Es werden nicht die herkömmlichen Solarzellen eingesetzt, sondern Sonnenspiegel feflektieren das gebündelte Sonnenlich auf eine Leitung mit einer Flüssigkeit aus Öl, die sich dann starkt erhitzt. Das heiße Öl erwärmt wiederum Wasser, dass dann verdampft und mit dem Dampf die Turbine antreibt - fertig ist der Strom, in Kurzfassung jedenfalls. Die Technik ist ausserdem schon im Einsatz, technische Experimente fallen somit weg und man weiß, womit man planen kann. Kleinere Analgen dieser Art gibt es bereits in Spanien und auch in den USA.

Auffällig war gestern gleich nach Bekanntwerden der Meldung, dass sich vor allem Gasversorger skeptisch geäußert haben, denn die Sahara sei keine politisch sicher Zone und auch der Transport ginge durch unsichere Länder. Der Einwand ist zwar richtig, aber wenn man bedenkt, wo wir Kohle, Gas und Öl jetzt herbekommen, da ist Nordafrika sicherlich nicht gefährlicher.

Dieses Projekt könnte das erste Projekt weltweit werden mit dem eine wirkliche Senkung des CO2-Ausstoßes bei der Stromerzeugung zustande kommt. Unterstützt von Off-shore-Windanlagen, heimischer Wasserkraft und Biothermie ein echter Schitt in die richtige Richtung. Ich hoffe sehr, dass dieses Projekt nicht nur eine Phantasievorstellung bleibt, sondern dass die Pläne auch umgesetzt werden.

Besonders interessant finde ich die Tatsache, dass unter anderem Versicherugen wie die Münchner Rück an dem Projekt beteiligt sind. Die Kosten, die durch Umweltkatastrophen entstehen sind scheinbar inzwischen so hoch, dass es nun günstiger ist in Umweltschutz zu investieren als die Folgen der Umweltverschmutzung zu bezahlen. Genau dies machen aber die Versicherer bisher.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Idee ist ja nicht besonders neu, sie gibt es wohl schon, seit man das erste Mal aus Strom aus der Sonne gewonnen hat.

Rein technisch ist das zwar schon eine kleine Herausforderung, aber nichts, wofür man wirklich etwas Neues entwickeln müsste. Solarkraftwerke laufen im kleineren Maßstab schon überall auf der Welt; die Skalierung dieser Kraftwerke ist problemlos möglich. Auch die benötigten Hochspannungsgleichstromleitungen sind schon weltweit seit Jahrzehnten im Einsatz.

Das ganze ist also mehr oder weniger nur eine finanzielle und politische Herausforderung. Zum einen wurde ja die Instabilität der Länder genannt. Wenn man es aber auf mehrere dieser Länder aufteilt und diese finanziell auch von der Sache profitieren, kann das vielleicht sogar zu einer höheren Stabilität beitragen.

Dann ist da natürlich noch der finanzielle Aspekt. 400 Milliarden sind wirklich sehr viel Geld. Ohne staatliche Unterstützung oder einem Gemeinschaftsprojekt von wirklich sehr vielen finanzstarken Unternehmen wird dies kaum realisierbar sein. Und in der aktuellen Wirtschaftskrise sitzt weder beim Staat noch bei den Unternehmen das Geld wirklich locker.

Also warten wir mal ab, ob sich da wirklich etwas tut oder ob das einfach nur mal wieder eine Pressemeldung ist, um Aufmerksamkeit zu erregen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Eine kleine Ergänzung zu den 400 Milliarden Euro Gesamtkosten möchte ich dann doch noch machen. Es klingt - gerade in der jetztigen Situation - nach sehr viel Geld, sehr sehr viel Geld. Eigentlich kann man sich die Summe auch nicht wirklich vorstellen. Und trotzdem ist es ein überschaubarer Betrag, wenn man folgende Rechnung aufmacht:

- Verzicht auf den Bau der neun in Deutschland geplanten Kohlekraftwerke, Ersparnis von ca. 15 Mrd. Euro.

- Schneller Abbau der Kohlesubventionen. Da wird zwar schon einiges getan, aber gerade im Wahljahr sind Bundesländer wie NRW oder das Saarland zu überhaupt keiner Streichung bereit. Geschätztes Einsparpotential innerhalb der nächsten zehn Jahre: 20 Mrd. Euro

- Noch verschenkt der Staat die Verschmutzungsrecht an die Stromerzeuger. Diese rechnen die fiktiven Kosten aber bereits in den Strompreis ein. Der Staat sollte also endlich die Verschmutzungsrechte verkaufen. Mögliche Einnahmen innerhalb von 10 Jahren: mindestens 25 Milliarden Euro, die dann vom Staat z.B. zur Kreditabsicherung oder als direkte Subvention indie Leistungsinfrastruktur eingebracht werden könnte

- Investitionsbereitschaft deutscher Stromkonzerne müsste nur neu ausgerichtet werden. Die vier Quasi-Monopolisten machen pro Jahr über 10 Milliarden Euro Gewinn. Würde jeder der vier Anbieter NUR eine Milliarde pro Jahr in den nächsten zehn Jahren in das Projekt investieren, dann wären dies 40 Mrd Euro.

Somit könnten allein aus Deutschland relativ problemlos 100 Milliarden Euro zu diesem europäischen Projekt beigesteuert werden. Die einzigen, die auf ein wenig verzichten müssten wären die Aktionäre der vier Stromkonzerne, deren Ausschüttung etwas geringer ausfallen dürfte. Dafür aber hätten sie dann Aktien in ihrem Portolio, die wirklich zukunftsfähig sind.

Und zu Weasel kann ich nur sagen: vollkommen richtig. Wenn in den afrikanischen Ländern Arbeitsplätze entstehen, eine Infrastruktur heranwächst, dann dürfte die Tage politischer Instabilität dort bald gezählt sein, anders als in den Ländern der früheren Sowjetunion.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Auch wenn es inhaltlich schon erwähnt wurde, möchte ich hier nochmal kurz das riesige Potenzial der Solarenergie ansprechen. In der Schule (ich bin noch Schüler der 9. Klasse) habe ich vor einem halben Jahr an einer Projektwoche zum Thema "Umwelt" teilgenommen und mich speziell mit dem Bereich erneuerbare Energien beschäftigt.

Bei meiner Recherche kamen interessante Ergebnisse heraus: So könnte der weltweite Bedarf an Strom allein durch die zur Verfügung stehende (momentan aber leider nicht voll ausgenutzte) Solarenergie gedeckt werden. Sämtliche nutzbare Energie aus Solarstrahlung, Erdwärme, Meereswärme/Wellenenergie, Wind, Wasser und Biomasse übertrifft den derzeitigen Gesamtbedarf an Energie um etwa das Sechsfache! Und ich denke, die Ausführung scheitert nicht an den fehlenden Mitteln, sondern eher am fehlenden Willen und der Bereitschaft, soviel Geld zu investieren. Projekte wie bspw. Desert-Tech

» tillus holly » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,54 »



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