Nächtliches Alkoholverbot in BaWü geplant

vom 06.11.2009, 15:30 Uhr

Eben habe ich gelesen, dass in Baden-Würtemberg in Zukunft nachts kein Alkohol mehr verkauft werden soll. Ab 22Uhr bis 6Uhr morgens darf an Tankstellen oder Kiosken kein Alkohol mehr verkauft werden. Damit erhofft man sich, die Saufgelage der Jugendlichen zumindest einzudämmen, weil man sie so vom Nachschub abschneidet. Näheres findet sich hier.

Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Zum einen ist es natürlich richtig, dass Jugendliche ihren "Stoff" gerne an Tankstellen beziehen und auch nachts nochmal nachkaufen gehen, wenn die Vorräte verbraucht sind. Und, dass viele Pächter wenig auf das Alter der Käufer geben, ist ja auch nichts neues. Erst kürzlich wurde bei uns in der Region wieder eine Testkauf-Aktion gestartet, bei der knapp zwei Drittel der besuchten Tankstellen und Supermärkte keinen Ausweis verlangten. Ich wohne zwar nicht in Baden Würtemberg, würde aber unter einem solchen Verbot kaum leiden. Ich gehöre inzwischen doch eher zu den Wenigtrinkern und wenn ich kein Bier oder anderes im Haus habe, dann bringt es mich nicht um, mir nicht spontan doch noch was besorgen zu können.

Auf der anderen Seite bezweifle ich aber trotzdem, dass das Komasaufen dadurch wirklich eingedämmt wird. Wenn man weiß, dass man keinen Nachschub mehr bekommt, dann richtet man sich ein und kauft im Vorfeld mehr ein. Vielleicht kommt es dann ab und zu mal zu Engpässen, die dann eben nicht mehr ausgeglichen werden können, aber das wird wohl kaum ins Gewicht fallen. Die meistenTeenager können ganz gut einschätzen, wieviel sie brauchen, um bis zu Besinnungslosigkeit zu trinken und werden dann eben schon nachmittags entsprechende Mengen einhandeln. Denn meiner Einschätzung nach sind die wenigsten Fälle von Kampftrinkerei auf mangelnde Selbsteinschätzung während der Partystimmung zurückzuführen. Die meisten trinken absichtlich bis zum Filmriss. Was man dem abgewinnt war mir zwar schon als Teenie fremd, aber die Mentalität wird sich da kaum geändert haben. Von daher zweifle ich an der Wirksamkeit der Maßnahmen.

Was haltet ihr davon? Haltet ihr diese neue Regelung für sinnvoll und glaubt, dass das tatsächlich einen Effekt hat? Oder seid ihr auch eher skeptisch und meint, dass man damit eher die erwachsenen Gelegenheitstrinker um ihr spontanes Freitagabend- Bierchen bringt, als, dass der Saufmarathon der Jugend ausgebremst wird.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Diese Regelung ist total überflüssig. Die gab es auch in Slowenien und wir konnten uns dann wegen 5 Minuten nicht mehr mit Alkohol eindecken und waren zwangsweise trocken. Damals haben wir uns schon gesagt "Wenn die Regelung in Deutschland kommt, dann kauf ich mir 5 Flaschen Wodka damit ich immer was auf Vorrat habe" - und so würde es dann auch laufen, die Leute würden einfach Hamsterkäufe machen.

Es hilft also nicht, man muss aber schon wieder seine Gewohnheiten umstellen. Naja, komme ja glücklicherweise aus NRW.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne das nächtliche Alkoholverkauf Verbot aus Irland - und ich war nie so regelmäßig betrunken wie in meiner Zeit in Dublin. Die typische Kneipentour sah dort so aus, dass man einen Rucksack dabei hatte und als erstes in den Supermarkt gegangen ist um dort Alkohol zu kaufen bevor diese Regale abgeschlossen wurden. Danach ging es dann weiter in die Kneipe und da die Pubs ja alle schon vor Mitternacht schließen müssen hat man sich danach einen Ort gesucht, wo man sich über die Vorräte im Rucksack hermachen konnte. Da deutsche Jugendliche nicht dümmer sein dürften als irische Jugendliche wird das hier wahrscheinlich ähnlich ablaufen.

Und Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein solches Verbot eher dazu führt, dass man mehr trinkt und nicht weniger. Wenn man genau weiß, dass man später keinen Alkohol mehr kaufen kann wird man sich natürlich vorher eindecken - und wenn man das Bier, oder was auch immer, schon mal dabei hat wird man es später natürlich auch trinken und nicht wieder mit nach Hause schleppen wollen. Wenn man aber die ganze Nacht durch Alkohol kaufen kann entscheidet man sich schon mal gegen den Besuch der Tankstelle und sei es nur aus Bequemlichkeit.

Ich frage mich eh, wie viele Leute wirklich Nachts Alkohol bei Tankstellen kaufen. Ich finde die Preise ja schon unverschämt hoch und kaufe dort nur im absoluten Notfall ein und seit unser Real Markt bis 22 Uhr offen hat eigentlich gar nicht mehr. Und die meisten Jugendlichen dürften deutlich weniger Geld als ich zur Verfügung haben.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Dieses Verkaufsverbot wurde ja auch in Deutschland schon von einigen Bundesländern diskutiert und teilweise auch beschlossen. Von daher mal nichts neues. Ich weiss auch nicht, in wieweit die Regel geändert wurde, daß Tankstellen außerhalb der "normalen " Öffnungszeit nur Waren, die der Erhaltung oder Wiederherstellung der Fahrbereitschaft des Fahrers und des Fahrzeugs dienen verkauft werden dürfen.
Ich habe mal vor ca. 10 Jahren nachts an einer Tankstelle gearbeitet und damals gab es dies Gesetz noch. Ich durfte also nachts keinen Alkohol verkaufen.

Und was nützt es, hier ein Verkaufsverbot einzuführen, aber auf der anderen Seite locken immer mehr "Flatrate-Angebote" zum Alkohol ohne Ende für wenig Geld. Dies kommt billiger als jede Tankstelle.
So etwas gehört verboten.

LG

» taucherschorsch » Beiträge: 4 » Talkpoints: 2,09 »



Das Alkoholverbot zwischen 22 Uhr und 5 Uhr am Morgen in Baden-Württemberg ist doch schon seit vergangenem Dienstag beschlossen, oder? Das habe ich zumindest aus den Nachrichten so entnommen und bin davon ausgegangen, dass das bereits durch ist und gar nichts mehr beschlossen werden muss. Das Gesetz soll allerdings erst ab 1. März in Kraft treten. Von daher ist das eigentlich nicht nur geplant, sondern leider bereits traurige Realität.

Meiner Ansicht nach ist das wirklich schwachsinnig hoch hundert. Die Begründung war ja eigentlich, dass man dadurch den Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen eindämmen möchte. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann sehe ich eigentlich nie Jugendlich nach 22 Uhr an Tankstellen, in Supermärkten oder auf Straßen herumsitzen und saufen, sondern ich sehe sie am Mittag oder sogar am Morgen, während sie eigentlich in der Schule sein sollten. Als würde man den Jugendlichen das Leben schwer machen, wenn sie Alkohol künftig nur noch bis 22 Uhr einkaufen können. Dann kaufen sie den eben vorher. Als würde das dazu führen, dass man sich so etwas lieber spart, weil der Aufwand zu komplziert wäre. Stattdessen führt das eher dazu, dass Leute wie ich, die mit Alkohol sehr gut zurecht kommen und deshalb NIE welchen zu Hause haben und die dann spontan mal abends Besuch bekommen und gerne noch eine Flasche Sekt oder Rotwein an der Tanke kaufen würden, gestraft werden. Das ärgert mich unheimlich. Ich finde das ist wirklich eine Einschränkung in meinem Leben, weil man mir unterstellt, ich sei ab 22 Uhr außer Stande mit Alkohol vernünftig umzugehen.

Mir ist ernsthaft ein Rätsel wozu das führen soll. Ich fühle mich durch den Beschluss schrecklich bevormundet und für dumm verkauft.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist ja mal wieder was -.- meiner Meinung nach sorgt das lediglich dafür, dass die Jugendlichen sich vornweg noch viel mehr Alkohol besorgen und wenn sie es einmal da haben, können sie ja gleich alles trinken. Komasaufen wirkt man so sicherlich nicht entgegen. Leider.

Im Ansatz kann ich natürlich verstehen, dass man ein Zeichen setzen möchte und dieses Gesetzt beschließt. Allerdings muss sowas letzten Endes eben auch Hand und Fuß haben und das ist hier nicht wirklich der Fall, weil es ja nichts bringt. Besser als wenn man gar nichts macht, könnte man da denken - aber im Prinzip ist es ja auch nichts.

Mal davon abgesehen gibt es nicht bloß Jugendliche, die sich in Grund und Boden trinken und denen unterstellt man ja auch, dass sie nicht damit umgehen können. Die anderen, die die das wirklich machen, die schreckt solch ein Verbot auch nicht im Mindesten ab.

Und natürlich: in Gaststätten ist der Alkohol mitunter sogar billiger als an der Tankstelle und man kann sich dort genauso gut (oder schlecht) betrinken. Da sagt auch keiner: so, jetzt nicht mehr! Und genau das ist ja der Punkt. Statt man da mal ansetzet.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 14981 » Talkpoints: 3,20 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Um was geht es eigentlich wirklich? Jugendliche dürfen doch sowieso keinen Alkohol kaufen. Warum ist also das Alkoholverkaufsverbot so wichtig? Für mich ist es einfach wieder mal was, was die Politiker beschlossen haben, weil sie nichts anderes, sinnvolleres zu tun haben.

Ich würde es viel wichtiger finden, wenn man, wie in Amerika verbietet, dass man auf der Straße Alkohol konsumiert. Da darf keiner mit einer Flasche Bier oder Vodka auf der Straße sitzen und saufen. Das wird dan sofort eingezogen, vernichtet und ein Bußgeld aufgebrummt. Damit würde viel mehr gegen das sinnlose Besaufen gemacht werden. Denn die meisten Jugendlichen saufen doch in Gruppen auf der Straße.

Das Verkaufsverbot von Bier und anderem Alkohol nach 22 Uhr bestraft auch diejenigen, die noch unerwartet Besuch bekommen oder das Bier für einen netten Fußballabend oder Filmeabend widererwartend nicht reicht und man mal eben zur Tanke nebenan läuft um Nachschub zu holen.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Dieses Verbot ist aber auf den Verkauf von Alkohol an Tankstellen und Kiosken beschränkt, oder? Also in Clubs und Bars wird es weiterhin Alkohol geben, oder? Diese Frage interessiert mich generell einfach mal, da ich es unmöglich fände, den Gastwirten auch noch einen großen Teil ihrer Existenzgrundlage zu entziehen, nur weil es die Probleme mit den Kindern und Jugendlichen gibt.

Ich halte überhaupt nichts von diesem Verbot. Zum einen geht den Tankstellen und Kiosken damit ein größerer Teil ihrer Einnahmen verloren, was sicher für viele Tankstellenpächter, die ohnehin nicht viel Geld mit ihrer Tankstelle erwirtschaften und den Großteil ihres Einkommens mit dem Shop und nicht mit dem reinen Verkauf des Benzins erwirtschaften, zu einem ernstzunehmenden Problem werden kann.

Ich kaufe fast nie Alkohol an der Tankstelle. Wenn ich eine Party veranstalte, besorge ich die Getränke schon früh genug im Supermarkt. Wenn ich spontan dann mal Lust auf ein Bier habe, stört es mich aber nicht, wenn ich dieses nicht bekomme. Allerdings stört es mich einfach aus Prinzip, wenn der Gesetzgeber darüber entscheidet, ob ich mir nachts noch Bier kaufen kann oder nicht. Solche Entscheidungen möchte ich selbst treffen und ich fühle mich mit solchen Regelungen ziemlich bevormundet.

Ich glaube nicht, dass dieses Verbot das Problem der trinkenden Jugend lösen kann. Jugendliche, die sich betrinken wollen, werden das sicher auch trotz Verbot tun. Gerade wenn zusätzliche Verbote aufgestellt werden, neigen viele Jugendliche dazu, dieses dann erst recht durch neue Methoden zu umgehen. Viele Teenager kaufen sich den Alkohol bereits nachmittags im Supermarkt oder stehlen ihn aus der Bar oder dem Weinschrank der Eltern. Es ist sicher kein großes Problem für einen Jugendlichen, überhaupt an Alkohol heranzukommen. Und wenn Kinder überhaupt an Alkohol herankommen, steht auch direkt die Gefahr des Komasaufens im Raum. Es gibt zudem auch viele Jugendliche, die viel älter aussehen und aufgrund der oft laschen Türpolitik mancher Diskotheken auch in solche Läden reinkommen und sich dann dort nach Belieben betrinken können, ohne dass jemand dagegen etwas unternimmt.

Solange man das Problem lediglich mit immer stärkeren Verboten in den Griff bekommen will, wird es nicht zu einer Lösung kommen. Für jedes Verbot gibt es einen Weg, mit dem man dieses Verbot umgehen kann.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Tolle Sache, Diamante. Oder es wird dann so wie in England und die Leute packen ihren Alkohol in Papiertüten und betrinken sich dann aus Papiertüten, ist natürlich auch viel sinnvoller. Wenn man den öffentlichen Alkoholkonsum verbietet (was man hier eh nicht durchsetzen könnte, es gibt hier glücklicherweise wenig Polizei und auf das Ordnungsamt muss man ja nicht hören) und die Regelung schärfer formuliert als in England, also auch Papiertüten sind unmöglich, dann werden wir Jugendlichen (ab 18 natürlich) die Regelung einfach ignorieren. Wo sollen wir denn sonst trinken? In Kneipen kann an sich das nur selten leisten, weil es so teuer ist. Also muss der Alkohol aus dem Supermarkkt ausreichen und aufgrund fehlender Plätze wo der Konsum möglich ist (zuhause z.B. nur bedingt möglich weil wir ja keine eigene Wohnung haben / uns leisten können) trinken wir dann auf der Straße / im Park / Abends vor der Schule. Nur weil wir uns keinen "ordentlichen" Alkoholkonsum leisten können lassen wir uns nicht entmündigen und wenn Alkohol so für die Jugend auch noch kriminalisiert wird dann fällt es wohl noch leichter zu Drogen zu greifen, ist ja eh alles illegal. Von daher ist auch das kein gut durchdachter Plan: Im besten Fall sinnlos, im schlechtestem Fall ein Katalysator für den Drogenkonsum und das Vergehen von Verbrechen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^