Babies schreien schon in ihrer Muttersprache
Die Würzburger Forscherin Kathleen Wermke hat etwas mehr oder weniger erstaunliches herausgefunden, was gestresste Eltern erst mal nicht nutzen können: Schon Babies schreien in ihrer Muttersprache. So kann man deutlich zwischen dem Schreien deutscher und französischer Babies unterscheiden.
Der Grund: die Babies haben ihre Muttersprache (oder besser, die Sprache der Eltern) schon im Mutterleib verinnerlicht, das betrifft insbesondere auch die Betonung. So bevorzugen sie denn auch beim Schreien die Melodie ihrer Muttersprache. Deutsche Säuglinge beginnen beim Schreien oft mit einem Maximum und werden zum Ende leiser, bei französischen Babies ist es dagegen oft so, dass sie in ansteigenden Melodien schreien und das Ende betonen. So wie es eben auch den Sprachmelodien der beiden Sprachen entspricht.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wozu eine solche Studie gut sein soll? Die gewonnenen Erkenntnisse tragen möglicherweise dazu bei, Sprachdefizite sehr frühzeitig zu erkennen.
Ich hab mal schnell über diese Studie hier nachgelesen. Im untersten Absatz ist hier die Rede davon, dass man anhand des Schreimusters schon frühzeitig Sprachentwicklungsstörungen feststellen kann. Ich hole mal ein bisschen aus.
Wie der Artikel schreibt, hat man ja früher geblaubt, dass neugeborene Babys das Schreien in der Art und Weise nicht kontrollieren können. Mir ist bei meinen Kindern von Anfang an aufgefallen, dass es unterschiedliche Schreie für verschiedene Bedürfnisse gibt. Ein hungriges Baby heult anders, als eines das sich einsam fühlt.
Zurück zur Studie: Wenn ein neugeborenes Baby nicht nach dem Sprachmelodie- Muster heult, das ihm aus dem Mutterleib vertraut ist, dann stimmt möglicherweise etwas mit der Sprachwahrnehmung nicht. Zum Beispiel kann man dann einen Hörschaden bei dem Kind vermuten. Wenn dann z.B. wirklich ein Hörschaden vorliegt, kann man den viel früher therapieren und so frühzeitig Sprachentwicklungsverzögerungen vorbeugen.
Das ist vermutlich der Sinn der Studie für Eltern und Kinder. Rein aus der Perspektive der Entwicklungspsychologie gesehen ist die Erkenntnis einfach dafür gut, falsche Annahmen zu revidieren. Bislang ging man zwar davon aus, dass die Kinder ihre Mutter an der Stimme nach der Geburt wiedererkennen. Man ging aber nicht davon aus, dass die Sprachentwicklung schon mit der Übernahme der Melodie im Mutterleib beginnt. Aus rein wissenschaftlicher Sicht ist halt jetzt stichhaltig belegt, was vorher nur auf der Basis von Mutmaßungen fortbestand. Und das ist halt ein Gewinn für die Wissenschaft. Wissenschaft ist halt Selbstzweck und muss nicht zwangsläufig Zusatznutzen für Jedermann bringen.
Es mag erstmal unsinnig klingen, dass man Zeit und Geld investiert, um herauszufinden in "welcher Sprache Babys schreien". Aber natürlich steckt mehr dahinter. Man kann so natürlich beweisen, dass die Kinder eben gerade schon im Mutterleib die Sprache der Mutter verinnerlichen. Damit bekommt der Begriff "Muttersprache" natürlich erst die Bedeutung.
Mal davon abgesehen ist es nur natürlich. Wären wir nicht in der Lage, zu sprechen oder anderes, dann müssten wir unsere Kinder ja auch am Schreien, am Geruch usw. erkennen. Anders machen das Tiere auch nicht unbedingt. Und da ist es schon in erster Linie hilfreich, dass die Kinder alle anders schreien und auch, dass es da nochmal regionale Unterschiede gibt (bzw. natürlich andere Sprachen als solche).
Ich glaube allerdings weniger, dass man damit Sprechdefizite frühzeitig erkennen kann. Denn Wörter bilden die Kinder trotz allem erst später.
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