Wählen oder nicht wählen

vom 25.09.2009, 12:49 Uhr

Im Moment fallen mit die vielen Spots und Anzeigen auf, die Parteienunabhängig dazu aufrufen, am kommenden Sonntag vom Wahlrecht gebrauch zu machen. Es sei wichtig, seiner Stimme Gewicht zu verleihen und am demokratischen Meinungsbildungsprozess teilzunehmen. Soweit verstehe ich diese Ansicht bzw. kann mir erklären, wie man vielleicht dieses Bild oder dieses Demokratieverständnis haben kann.

Auf der anderen Seite heißt es dann auch immer, dass derjenige der nicht wählt, sich später auch nicht über die Politik beschweren darf. Aber darf der Wähler das?

Einfach eine theoretische Betrachtung: Gehe ich wählen, akzeptiere ich die zugehörigen Regeln. Die wichtigste Regel hierbei ist es, sich dem Willen der Mehrheit zu beugen! Wenn ich also meine Stimme abgebe, und meine gewählte Partei die Wahl nicht gewinnt oder sogar an Stimmen bzw. Wichtigkeit verliert, muss ich auf Grund der Teilnahme auch so etwas hinnehmen. Welches (moralische) Recht hätte ich noch, mich später über den Wahlausgang oder die resultierende Politik zu beschweren?

Gehe ich nicht wählen, wird mir aber - ausgehend von den Spots - klar gemacht, dass ich auch kein moralisches Recht hätte, mich nach der Wahl zu beschweren. Schließlich hätte ich durch mein Fernbleiben selber für das Ergebnis gesorgt.

Ist das so nicht eine Patt-Situation? Was auch immer ich mache, es wird im Ergebnis immer davon ausgegangen, dass man hinterher nicht meckern darf. Oder habe ich hier etwas Grundlegendes im Argumentationsmuster übersehen?

Ich selber bin fest davon überzeugt, dass auch das Nicht-Wählen-Gehen ein klares politisches Statement sein kann! Wobei es sich leider nicht von denen abhebt, die auf Grund persönlicher Bequemlichkeit nicht zu den Urnen gehen. Daher könnte es besser sein, bewusst Ungültig zu wählen, um sich als überzeugter Nichtwähler ins politische Bewusstsein der Massen zurück zu bringen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hallo,

also ich bin nicht deiner Meinung. Meiner Meinung nach sollte man unbedingt wählen gehen. Natürlich ist das System zu bemängeln, doch dann sollte man seine Stimme ungültig machen. Weil meiner Meinung nach, zeigt das am besten das man bereit gewesen wäre zu wählen, jedoch einen nichts anspricht.

Wenn man nicht wählen geht, kann man nicht darunter entscheiden, weswegen man nicht wählen gegangen ist. War man nun einfach zu faul? Ist man mit dem System nicht einverstanden? Geht man aus Prinzip nicht wählen?

Wenn man wählen geht und dann seine Stimme ungültig macht, bringt man eindeutig zum Ausdruck was man von der Sache geht! Also geht wählen! Wenn ihr zu Faul seit zum Wahllokal zu gehen, nur um einen unbeschriebenen Wahlzettel abzugeben, dann merkt euch (zumindest für das nächste mal), es gibt auch Briefwahl!

» .-thea-. » Beiträge: 264 » Talkpoints: 6,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es ist gar nicht so einfach. Denn einerseits muss ich dir recht geben, dass wenn man keine Partei gut findet, sich eigentlich nur der Masse beugt, wenn man dann trotzdem wählen geht. Leider haben aber Parteien, die sonst überhaupt nicht Beachtung geschenkt bekommen würden, bessere Chancen aufzusteigen. Und das könnte noch viel schlimmer sein, als sich der Masse zu beugen und eine gängige Partei zu wählen. Deshalb gehe ich wählen, schon alleine aus Prinzip, denn ich mit der Tatsache weniger Leben könnte dass am Ende ein schädigendes Wahlergebnis zu Tage kommen würde, nur weil ich zu den Nichtwählern gehöre.

Aber das muss jeder für sich selbst klären. Denn an Parteien und Zielen mangelt es in Deutschland nicht, man muss sich nur die Zeit nehmen und eine Partei finden die in Etwa mit den eigenen Zielen übereinstimmt. Zu diesem Zweck hat die Bundeszentrale für politische Meinung den Wahl-O-Maten ins Leben gerufen. Dort kann man per Klick herausfinden, welche Partei den eigenen Vorstellung am nahesten kommt.

» mimi » Beiträge: 263 » Talkpoints: 0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Auf der anderen Seite heißt es dann auch immer, dass derjenige der nicht wählt, sich später auch nicht über die Politik beschweren darf. Aber darf der Wähler das?

Na beschweren darf man sich immer, nur ist die Frage, ob das nicht ein wenig lächerlich wirkt, wenn man überhaupt nicht wählen gegangen ist. Das hat den Beigeschmack von Stammtischgelaber, sprich: Meckern ohne was zu machen.

derpunkt hat geschrieben: Die wichtigste Regel hierbei ist es, sich dem Willen der Mehrheit zu beugen!

Dem Votum der Mehrheit muss man sich so oder so beugen, egal ob man wählen war oder nicht.

derpunkt hat geschrieben:Wenn ich also meine Stimme abgebe, und meine gewählte Partei die Wahl nicht gewinnt oder sogar an Stimmen bzw. Wichtigkeit verliert, muss ich auf Grund der Teilnahme auch so etwas hinnehmen. Welches (moralische) Recht hätte ich noch, mich später über den Wahlausgang oder die resultierende Politik zu beschweren?

Und da sehe ich es völlig anders: Denn wenn meine Partei nicht gewinnt hab ich das, was am Ende dabei rausgekommen ist ja nicht gewollt bzw. wollte bewusst etwas anderes! Das kann der Nichtwähler zwar auch sagen, dass er das nicht gewollt hat, aber er hat nichts getan um es zu verhindern: also nur gemeckert aber nichts dafür gemacht. Und als Wähler kann man ja immernoch damit argumentieren, dass die eigene Partei es hier oder da viel besser hätte machen können usw.

derpunkt hat geschrieben:Schließlich hätte ich durch mein Fernbleiben selber für das Ergebnis gesorgt.

Natürlich - und zwar insofern, dass man nichts daran mit der eigenen Stimme geändert hat ;).

derpunkt hat geschrieben:Ich selber bin fest davon überzeugt, dass auch das Nicht-Wählen-Gehen ein klares politisches Statement sein kann!

Ich finde, nicht wählen ist überhaupt kein Statement, schon gar kein politisches! Eben aus dem von Dir selbst ins Feld geführten Grund, dass man sich damit nicht abhebt von der Masse. Mal als hinkender Vergleich: Wenn jemand zusammengeschlagen wird hab ich die Möglichkeit mitzumachen, mich dagegen zu stellen (beides eine Wahlentscheidung) - oder gar nichts zu machen. Letztendlich hat man als Nichtwähler immer das moralische Minus auf seiner Seite, da man zwar nicht dafür war - aber eben auch nicht dagegen.

Sinnvoller finde ich es da eher zur Wahl zu gehen und seine Stimme ungültig zu machen - das ist ein politisches Statement, dass man das ganze Prozedere ablehnt und dieses wird auch registriert! Alles andere ist nichts.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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