Atomlobby plante Wahlkampf

vom 23.09.2009, 16:45 Uhr

Endlich gibt es den Beweis dafür: auf Spiegel online stehts mal wieder. E.On und Co liefern Argumentationshilfen für willige Politiker, man zeigt sich auch spendabel, es werden Jounalisten und verschiedene Medien eingestuft. Vor allem letzteres zielt ganz klar darauf ab, wer am ehesten sich erkenntlich zeigen könnte, wenn ihm von Seiten der Atomlobby Gutes widerfährt.

Das Ganze liest sich wie die schlimmste Vorstellung eines Linken, der schon immer einen Generalverdacht gegen die Industrie hatte. Schlimm daran ist nur, es ist ein Zeichen dafür, was man in den Vorstandsetagen wirklich von Demokratie hält. Alle sind scheinbar käuflich, wer das verhindern möchte, der darf auf keinen Fall Union oder FDP wählen.

Wir brauchen keine Schauspieler an der Spitze, die uns Politik vorspielen, wir brauchen endlich wieder Politiker, die Politik machen, keine Lobbyarbeit

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ah, wir sind also mal wieder so weit und glauben alles was irgendwo im Internet steht?

Erstens: Ja, in der Demokratie existiert Lobbyarbeit. Aber weisst du was auch existiert? Eine überrepräsentation und überproportionale Beachtung von Minderheiten. Niemand hat gesagt dass die Demokratie die perfekte Staatsform ist, aber es ist die beste die wir kennen. Außerdem: Lobbyarbeit ist nicht nur negativ sondern hilft auch ungemein bei der politischen Entscheidungsfindung. Die Welt ist inzwischen so komplex, dass ein einfacher Politiker schon garnicht mehr genug Experte ist um in seinem Gebiet genug Entscheidungskompetenz zu haben. Deswegen holen sie sich doch Leute, die sich damit auskennen. Das sind zum einen Wissenschaftler aber auch zum Anderen Experten aus Unternehmen. Und das ist in aller Regel auch gut so, ich vertraue ja auch nicht dem Günter aus dem Pennymarkt meine Aktiengeschäfte an, sondern gehe zur Bank. Ach, die Bank will an mir Geld verdienen, ups.

Zweitens: Mein Generalverdacht an die Linken ist, dass sie mir mein sauer verdientes Geld, was ich durch meine lange Ausbildung hoffentlich einmal verdienen werde, einfach wegnimmt, damit es ein arbeitsloser bekommt und sich endlich seine Playstation3 kaufen kann. Sorry, aber polemisieren kann ich auch. Das ist zwar eher das Niveau der Linkspartei, aber auf ein anderes können sich deren Politiker ja kaum erheben. Ich weiss garnich warum du hier Wahlkampf machen willst, echt.

Viel Spass dabei, einen Staat ohne Lobbyarbeit zu führen. Weisst du was? Jedes verdammte Unternehmen was etwas größer als der Handwerker von um die Ecke ist, geht dann ins europäische Ausland. Arbeit? Futsch. Steuern? Futsch. Unternehmen SIND nun einmal wichtig. Auf allen Ebenen als Arbeitgeber (-->Steuern, Sozialabgaben), Lohnzahler (Konsum durch Lohnempfänger) und politische Akteure. Denn sie stehen in internationalem und vor allem Europiäschen Wettbewerb! Der ist noch härter, weil die Märkte nicht abgeschottet sind.

Also bitte mal das etwas größere betrachten und nicht auf irgendwelche Volksparolen reinfallen.

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo Herr Lehmann,

Deine Parolen klingen beinahe so, als Du direkt aus der FDP-Zentrale abgestellt wurdest, um in verschiedenen Foren subtil gegen alles Nicht-Marktliberale vorzugehen. Eine Einflußnahme von verschiedensten Verbänden hat doch nie jemand bezweifelt, liest man allerdings den Bericht, der auch tatsächlich existiert und nicht auf irgendeiner Seite, sondern dem Spiegel vorliegt, den ist sehr schnell klar, dass die Atomlobby mehr als andere verscuht Einfluß auf die Politik zu gewinnen.

Deine Argumentation, "nicht alles zu glauben was so im Internet steht" ist allerdings dann schon beinahe wieder Unions-Stil, erstmal schelcht reden, die anderen werden dann inzwischen schon vergessen, dass es wirklich wahr ist, was der politische Gegner behauptet.

Und wer die Demokratie für nicht die beste Gesellschaftsform hält (das könnte eigentlich vond er CSU kommen), der sei nur gefragt, was er sich denn sonst so vorstellt? Wem hilft denn Lobbyarbeit bei der Entscheidungsfindung? Niemand, sie dient ausschließlich dem, der den Politiker in seiner gewünschten Richtung "bearbeitet".

Lustig auch Dein Schlußsatz, man solle das alles mal im größeren Zusammenhang betrachten. OK, dann mach ich das mal. Zählt man mal alle Kosten zusammen, die wir Steuerzahler aufbringen mussten, weil die Stromkonzerne es geschickt den Politikern untergejubelt haben, dann kommt man auf weit über 40 Milliarden Euro (Asse, Karlsruhe, Gorleben, Biblis, Wackersdorf, usw.) - bislang! Und es wird sicher noch mehr werden. Weit genug gefasst oder soll ich noch weiter gehen? OK, wenn das noch nciht reicht, dann zählen wir mal noch die Millarden aus dem Uranabbau in den neuen Ländern zu, die Folgekosten und die Schließung und Renaturierung der Gebiete, dann zählen wir die unglaublichen Umweltverschmutzungen bei der Erschließung neuer Abbaugebite dazu, die vielen menschlichen Schicksale in den Gebieten, die dem Abbau weichen mussten, die verstrahlt und ohne Schutzkleidung in den afrikanischen Gebieten arbeiten. Die moralischen Schäden sind viel größer, da kann man nicht mehr mit Zahlen arbeiten.

So, nachdem ich das nun das Große Ganze betrachtet habe komme ich zu dem Schluß: Die Atomlobby ist schlimmer als die Mafia, es sind Betrüger, die sogar auf Kosten von Menschenleben in den Förderländern, nur um des Profites Willen Politiker bestechen, vielleicht sogar erpressen (Wenn ich keine Milliarde bekomme, dann setze ich 40 Mitarbeiter auf die Straße) und dabei ohne Rücksicht auf Verlust ihre eigenen Interessen mit aller Macht durchsetzen wollen, auch mit illegalen Mitteln. Und wer den Parolen der Atomlobby (sowas wie Versorgunssicherheit und ähnlichem Sch...), der ist auch nicht viel besser...

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hi Betty!

Ok, nochmal sachlich. Dass du mir unterstellst, ich hole meine Argumente aus allen möglichen Parteirichtungen, sehe ich mal als Lob an. Es ist nämlich tatsächlich meine eigene Meinung und nicht irgendeine die ich mir abgelesen oder vordiktieren lasse. Find ich ehrlich gesagt etwas freier. Zu deinem Geschriebenen:

betty hat geschrieben:Eine Einflußnahme von verschiedensten Verbänden hat doch nie jemand bezweifelt, liest man allerdings den Bericht, der auch tatsächlich existiert und nicht auf irgendeiner Seite, sondern dem Spiegel vorliegt, den ist sehr schnell klar, dass die Atomlobby mehr als andere versucht Einfluß auf die Politik zu gewinnen.

Ja, im Moment ist die Atom-Lobby stark aktiv, da sie ihre Existenz bedroht sieht und stark in der Kritik steht. Ich habe leider keinen 100%igen Einblick in die Funktionsweise eines Atomkraftwerks, aber wie oft ist denn neues Brennmaterial nötig? Wenn die Nutzung der deutschen Werke jetzt lediglich verlängert wird, wenn bis zum geplanten Neueinstieg nachhaltige ökologische Stromversorgung noch nicht möglich ist, wieviel neues Brennmaterial muss angeschafft werden?

Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich bin nicht FÜR Atomkraftwerke. Aber ich bin strikt dagegen einen wichtigen Bestandteil der Infrastruktur unserer Wirtschaft zu vorschnell einfach zu sperren. Ich bin gegen den Bau neuer Meiler und ebenso wie alle Anderen wohl auch FÜR erneuerbare Energie. Aber ich bin eben lange nicht so blauäugig wie einige Grüne, die am liebsten morgen schon nur noch Windkraft haben wollen und dann schnell im Dunkeln stehen werden. Oder zu Wucherpreisen dreckigen Strom aus dem Ausland zukaufen müssen, super!

Deine Argumentation, "nicht alles zu glauben was so im Internet steht" ist allerdings dann schon beinahe wieder Unions-Stil, erstmal schelcht reden, die anderen werden dann inzwischen schon vergessen, dass es wirklich wahr ist, was der politische Gegner behauptet.

Ah, das macht nur die Union, verstehe.:lol:

Und wer die Demokratie für nicht die beste Gesellschaftsform hält (das könnte eigentlich vond er CSU kommen), der sei nur gefragt, was er sich denn sonst so vorstellt?

Das habe ich doch gesagt, die gibt es noch nicht. Aber in der politikwissenschaftlichen Literatur ist es eigentlich Stand der Dinge, dass es eben keine perfekte Demokratie gibt und nie geben wird. Warum sind denn die Systeme der Demokratie auf der Welt so eklatant unterschiedlich? Weil es eben keine "Beste" gibt. Ich denke natürlich dass Demokratie im Moment das beste System ist, aber ich bin überzeugt dass es irgendwann ein besseres geben wird. Bestimmt auch darauf aufbauend, aber weiterentwickelt.

Wem hilft denn Lobbyarbeit bei der Entscheidungsfindung? Niemand, sie dient ausschließlich dem, der den Politiker in seiner gewünschten Richtung "bearbeitet".

Eklatant falsch! In der Gesetzgebung ist externe Politikberatung extremst wichtig. Richtlinien für Innovationen, Optimierung von Gesetzen, all das muss stark von politikexternen Institutionen beraten werden, weil es bei vielen Dingen so extrem wenig Experten gibt, dass die Legislative dafür nicht extra einen eigenen Experten haben brauch und sollte. Und ja, das ist dann auch eine Lobbyarbeit und ja, dabei KANN eine Machtverschiebung in Richtung der Wirtschaft passieren. Dafür sollten aber freie Wissenschaftler sorgen; ein anderes Gegengewicht ist ja kaum vorhanden. Da liegt aber auch leider das Problem dass die Wissenschaft eben hierzulande nicht frei genug ist sondern Wirtschaftsabhängig. Das Problem der starken Lobbys sind also nicht unbedingt nur die Lobbyisten oder die korrupten Politiker sondern, oh wen wunderts, das nicht ganz so perfekte demokratische System.

Lustig auch Dein Schlußsatz, man solle das alles mal im größeren Zusammenhang betrachten. OK, dann mach ich das mal. Zählt man mal alle Kosten zusammen, die wir Steuerzahler aufbringen mussten, weil die Stromkonzerne es geschickt den Politikern untergejubelt haben, dann kommt man auf weit über 40 Milliarden Euro (Asse, Karlsruhe, Gorleben, Biblis, Wackersdorf, usw.) - bislang! Und es wird sicher noch mehr werden. Weit genug gefasst oder soll ich noch weiter gehen? OK, wenn das noch nciht reicht, dann zählen wir mal noch die Millarden aus dem Uranabbau in den neuen Ländern zu, die Folgekosten und die Schließung und Renaturierung der Gebiete, dann zählen wir die unglaublichen Umweltverschmutzungen bei der Erschließung neuer Abbaugebite dazu, die vielen menschlichen Schicksale in den Gebieten, die dem Abbau weichen mussten, die verstrahlt und ohne Schutzkleidung in den afrikanischen Gebieten arbeiten. Die moralischen Schäden sind viel größer, da kann man nicht mehr mit Zahlen arbeiten.

Das ist so ein Absatz, den man im Allgemeinen Polemik nennt. Man zählt Zahlen und Fakten auf, die die Meinung der Gegenseite zerpflücken und Totschlagargumente enthalten. Niemand will, dass afrikanische Kinder Uran abbauen. Aber verhindern wir das DIREKT oder INDIREKT durch Abschaltung unserer paar Werkchen? Die Nachfrage war da und sie bleibt konsistent. Der Minenbetreiber (oder wie immer das Zeug auch abgebaut ode rangereichert wird), wird nicht auf einmal seine Kapazitäten runterfahren oder sogar Produktion einstellen. Würde doch auch kein Unternehmen in einem Markt. Sondern es werden sich eben dann neue Abnehmer gesucht. Iran, Südkorea, Pakistan. Muss ich weiter reden? Das Zeug landet woanders, wir können NICHTS mit der Abschaltung erreichen. Vielleicht sogar im Gegenteil. Die anderen Abnehmer zahlen nur drastisch weniger, Arbeitsbedingungen werden noch schlechter und unsicherer. Das ist eine Spirale, die sich nicht einfach anhalten lässt und die man nur behutsam anfassen kann!

Das geht alles eben auf eine ethische Ebene. Sobald man nur einen Einzigen findet, der es vertreten kann die ethische Konvention zu verletzen, wird es weitere geben.

So, nachdem ich das nun das Große Ganze betrachtet habe komme ich zu dem Schluß: Die Atomlobby ist schlimmer als die Mafia, es sind Betrüger, die sogar auf Kosten von Menschenleben in den Förderländern, nur um des Profites Willen Politiker bestechen, vielleicht sogar erpressen (Wenn ich keine Milliarde bekomme, dann setze ich 40 Mitarbeiter auf die Straße) und dabei ohne Rücksicht auf Verlust ihre eigenen Interessen mit aller Macht durchsetzen wollen, auch mit illegalen Mitteln. Und wer den Parolen der Atomlobby (sowas wie Versorgunssicherheit und ähnlichem Sch...), der ist auch nicht viel besser...

Ich kann mir vorstellen, dass es in der Atomlobby durchaus etwas krimineller zugehen könnte, als in andere Feldern. Schließlich geht es um die Existenz, siehe Argumente weiter oben. Da ist die Gefahr, ethische Grenzen fallen zu lassen eben sehr groß. Deswegen sollte man ja auch Politiker richtig gut bezahlen! Erstens sollen sie finanziell eben unabhängig bleiben und dadurch weniger leicht bestechlich und außerdem wäre es schön, wenn es die Eliten des Landes wären und nicht nur teilweise irgendwelche Hanswürste ohne Erfolg im eigentlichen Beruf. Aber leider ist ja jetzt die Bezahlung der Bildbürgerschaft schon zu hoch. Das geht zwar etwas am Thema vorbei, aber als Denkanstoß: Warum ist wohl die Korruption in Niedriglohnstaaten so hoch? Weil auch die Beamten und Politikter bescheiden bezahlt werden!

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



betty hat geschrieben:Eine Einflußnahme von verschiedensten Verbänden hat doch nie jemand bezweifelt, liest man allerdings den Bericht, der auch tatsächlich existiert und nicht auf irgendeiner Seite, sondern dem Spiegel vorliegt, den ist sehr schnell klar, dass die Atomlobby mehr als andere verscuht Einfluß auf die Politik zu gewinnen.

Und liest man den Spiegel wird man nie den Eindruck los, dass man da alles drucken würde um die absackenden Quoten zu erhöhen :wink:. Auch hier gleich mal anderen zu unterstellen, dass das ja nur schwarz-gelbe Argumente sind, naja - der Spiegel ist doch schon lange auf deren Seite (und auf "Bild mit mehr Text" - Niveau") angekommen!

Und Lobbyarbeit wird nicht nur von den Freunden des Atoms betrieben sondern auch von grünen und linken Verbänden - der Unterschied ist im Grunde nur, wieviel Geld man dafür übrig hat und wieviele Organisationen man sich leisten kann, mehr nicht.

Und der Uranabbau ist ironischerweise in den "Abbaugebieten" momentan eher Segen als Fluch - natürlich kommt da langfristig was zurück, aber eine saubere Umwelt nützt nur dem, der auch darin überleben kann und nicht darin verreckt - denn man kann nicht von Luft, Liebe und seinem Umweltbewusstsein allein leben. Hier sollte man erst einmal anfangen Alternativen zu bieten bevor man aus Umweltfanatismus anderen die, wenn auch wenig tolle, Lebensgrundlage entzieht. Und Hungerleider die kaum Schulbildung über die 2. Klasse hinaus besitzen können keine HighTech Umwelttechnologie zusammenbauen, die sorgt nur in den Ländern wo auch die Infrastruktur dafür vorhanden ist für Arbeit.

Ich sehe ein, dass der einzige Strohhalm im Wahlkampf für Grüne und SPD die Atomdebatte ist und man sich daran festklammert denn bei allen anderen Themen mangelt es ja, siehe bisherige Regierungsverantwortung, verglichen mit der Linkspartei an Glaubwürdigkeit (und dass man sich ohnehin aus Verzweiflung sein Programm bei Oskar & Gregor zusammenklaut) - aber die Atomlobby ist längst nicht die einzige die hier fleißig schmiert und ölt, höchstens die einzige, die vielleicht eher schwarz-gelb Geld in den Rachen wirft. Aber ich darf doch auch daran erinnern, dass nicht nur FDP und CDU/CSU z. B. auf dem Zettel anderer einflußreicher Lobbys stehen wie verschiedenen Industrieverbänden / Agrarverbänden! Die SPD und die Tabakbranche (Reemtsma) haben sich z. B. schon sehr oft sehr nahe gestanden ;).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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