Schuldenabbau - und was sagt der Bürger?

vom 06.09.2009, 14:08 Uhr

Der Wahlkampf tobt, die einen sprechen von Steuersenkungen bei gleichzeitiger Senkung von staatlichen Leistungen, andere sprechen von Steuererhöhungen; der eine wirft dem anderen Populismus, mangelnde Seriosität usw. vor.

Doch was sagt der Bürger dazu, der letzten Endes damit leben muss? Vor die Wahl gestellt, ob zum Schuldenabbau lieber die Steuern erhöht oder aber staatliche Leistungen gesenkt werden sollten, sprechen sich immerhin 68 % der Befragten für die Senkungen staatlicher Leistungen, nur 18 % für Steuererhöhungen aus.

Angela Merkel hat bis jetzt ja immer zugesagt, die Steuern nicht zu erhöhen. Dies glauben aber nur magere 20 % der Befragten. Selbst unter Anhängern der CDU glauben dem Versprechen nur 33 %. Erstaunlicherweise tut das Merkels Popularität keinen Abbruch.

Was sagt Ihr denn dazu? Und welche Steuern sollten zielführend erhöht, welche Leistungen zielführend gesenkt werden?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin absolut gegen eine Reichensteuer. Ich stelle mir einfach immer vor, dass dieses Land es bald geschafft hat, dass wirklich alle Leute, die vermögend (oder reich) sind, in ein anderes Land umziehen in dem sie nicht die Hälfte ihres Geldes an den Staat abdrücken müssen. Und wenn ich mir dann vorstellen, dass wir bald nur noch aus der Mittel- und Unterschicht bestehen, kann ich mir auch vorstellen, wie es hier bald aussehen wird. Ich meine das gar nicht böse, sondern denke einfach, dass man da realistisch sein muss.

Nachdem ja aber die Mehrwertsteuer schon vor wenigen Jahren um satte 3 % erhöht werde, fände ich es absolut falsch, noch mehr draufzuschlagen. Dennoch frage ich mich natürlich, was das letztendlich gebracht haben soll. Wo ist eigentlich das ganze Geld hin, das dem Staat dadurch seit der Erhöhung zusätzlich zugeflossen sein muss? Trotzdem: Eine bessere Lösung habe ich auch nicht und wenn ich so darüber nachdenke, fände ich jede zusätzliche Besteuerung einfach ziemlich unangebracht. Ändert aber natürlich nichts daran, dass die Schulden abgebaut werden müssen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@Sippschaft
Vielleicht muss man aber alles in der richtigen Relation sehen. Zunächst muss hier niemand die Hälfte seines Verdienstes an den Staat abgeben! Gerade in der Diskussion sind falsche oder falsch vereinfachte Zahlen sicher nicht zielführend. Dann darfst Du nicht vergessen, dass die Menschen, die in diesem Land reich geworden sind, dies in den allermeisten Fällen auch DURCH dieses Land wurden. Und durch die Menschen, die hier leben. Wie heißt es im Sprichwort so schön: durch Arbeit ist noch keiner reich geworden.

Und zu der Frage, wohin das Geld gegangen ist, kann man eben dem dahinter liegenden Gedanken nur beipflichten. Das Geld kann ja kaum verschwunden sein. Es muss also umverteilt worden sein. Wobei Umverteilung immer tendenziell als etwas sozialistisch Angehauchtes verteufelt wird. In dem Fall aber sollte ein Blick auf die Vermögensverteilung bis auf deren Entwicklung zeigen, dass dies nicht stimmt. Wenn Umverteilung, dann nur im Sinne das die Reichen immer reicher werden und die Armen eben dafür ihren Teil beitragen. Nämlich selbst ärmer werden!

Wobei ich auch gegen die "Reichensteuer" bin. Denn allein über einen Tropfen auf den heißen Stein der nur eine angebliche Neiddebatte abwürgen soll, ist kaum jemandem geholfen.

Vielmehr sollte darüber nachgedacht werden, wie hoch die realen Steuern der Einzelnen sind! Ich habe schon das Gefühl, dass das System gerade dazu schreit, allein durch seine Kompliziertheit ungerecht zu sein. Welcher Reiche zahlt denn wirklich den Spitzensteuersatz bzw. gibt es Steuerberater in dieser Einkommensklasse, die nicht wissen, was an Sparpotentialen existiert? Der Normal- oder Geringverdiener hingegen hat hier weit weniger Spielraum, Geld legal von Staat zu schützen.

Allgemein kann dann auch schon über die Vermögensentwicklung nachgedacht werden. Was müssen das für Vermögen sein, wenn prominente oder auch weniger prominente Steuersünder Steuern in Millionenhöhe hintergehen können. Denn die genannten Beträge sind ja nur die auf das Vermögen zu entrichtende Steuern. Nicht das Vermögen selbst.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



@Sippschaft
Naja, die Reichen in unserem Land zahlen aber teilweise weniger Steuern als manch andere. Ich seh`s ja an mir (und ich betrachte mich nicht als reich), dass ich deutlich weniger Steuern zahle als viele Arbeitnehmer mit 1.800 Euro netto obwohl ich ein vielfaches davon verdiene. Reell zahle ich nicht einmal 16 % an Steuern (dank Steuerberater) und drunter, während die meisten Arbeitnehmer deutlich darüber liegen. Da stimmt das Verhältnis nicht mehr. Abgesehen davon zahlen alle, die vermögender sind, in fast jedem westlichen Staat mehr Steuern als in Deutschland. Deutschland ist für "Reiche" im Grunde immernoch eine Steueroase für Besserverdienende, die durch einen Umzug in ein anderes Land (Steueroase) ein paar Prozentpunkte weniger zahlen - was zugegeben bei einem Millioneinkommen schon viel Geld darstellt. Aber ob es nicht unsozial ist, ob man nur 20 Millionen oder eben 22 Millionen mehr hat (polemisch gesagt) ist wohl Streitsache. Und wer heute Geld hat, der bringt es schon so unter, dass er sowieso kaum Steuern darauf zahlt.

Zum Gedanken mit der Mittelschicht: de facto ist es so, dass eben jene Schicht den Großteil des Steueraufkommens aufbringt - die "Reichen" in unserem Land zahlen ironischerweise im Verhältnis gesehen (tatsächliche Steuerlast und im Verhältnis zum Gesamtaufkommen) die wenigsten Steuern. Würden diese also tatsächlich abwandern wenn sie in paar Prozent mehr zahlen müssten würde sich da gar nicht soviel ändern. Das ist fast schon zynisch ;).

Und die Mehrwertsteuererhöhung und das Geld daraus: Tja, das wurde durch unseren schönen Schuldenberg und die tolle Ausgabenpolitik unserer Regierung wieder aufgefressen. Hätte es die Erhöhung nicht gegeben wäre das Loch im Haushalt noch größer.

Ansonsten kann ich mich derpunkt nur anschließen - auch wenn ich im Grunde nichts gegen eine Reichensteuer habe. Von mir aus kann es sogar einen Spitzensteuersatz von 80 % geben - den zahlt dank Steuerschlupflöchern sowieso kein Mensch, so wie auch heute schon. Was viele Vermögende richtig schwer treffen würde (und der Spitzensteuersatz so auch mal real von jemand bezahlt werden würde) wäre ein Schließen von Schlupflöchern und der Wegfall von Steuersubvention.

Fazit: Steuererhöhung ist nicht nötig - Die Abschaffung von Steuerschlupflöchern würde schon reichen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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