Zweisprachig aufwachsende Kinder stottern eher

vom 30.08.2009, 23:00 Uhr

Hallo!

Was haltet ihr von dieser Aussage? Bisher hat man ja eher Vorteile von zweisprachig aufwachsenen Kindern glesen. Aber es gibt wohl nicht nur Vorteile.

Ich habe bei meinem Hausarzt im Wartezimmer in einer Zeitschrift gelesen, dass die meisten stotternden Kinder zweisprachig aufwachsen und daher denken Wissenschaftler, dass es daran liegt, dass die Kinder einfach überfordert sind und das Gehirn einfach nicht so schnell von einer zur anderen Spache "umschalten" kann. Die Kinder können nicht verarbeiten, in welcher Sprache was heisst und fangen an zu stottern.

Ich selber kenne einige Kinder, die zweisprachig aufgewachsen sind und aufwachsen und ich muss sagen, dass wirklich einige Kinder darunter sind, die auch stottern oder gestottert haben. Die einen mehr und die anderen weniger. Ich kenne aber auch Kinder, die nicht zweisprachig aufwachsen und doch einen Stottersprachfehler haben. Aber in meinem Bekannten-Freundes und Verwandtenkreis überwiegen auch die Kinder, die zweisprachig aufwachsen. Zufall? Oder wirklich der Grund?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo!

Für mich ist das gar nicht besonders neu. Ich habe schon oft gehört und gelesen, dass man vorsichtig sein muss, wen man seine Kinder zweisprachig erziehen will. Gerade stottern ist eine häufige Folge der zweisprachigen Erziehung. Zwar finde ich es auch sinnvoll seinem Kind gleich von Anfang an zwei Sprachen beizubringen und würde es wahrscheinlich auch so machen. Allerdings muss man sich vorher sehr gut informieren und verstehen, wie es funktioniert zwei Sprachen als Kind zu lernen und wissen was man alles falsch machen kann.

Eine Freundin erzieht ihre Kinder rumänisch und italienisch. Der große spricht beides, aber lieber italienisch. So kommt es oft vor, dass meine Freundin rumänisch spricht und er italienisch antwortet. Die kleine (ca. 2 Jahre alt) hat nun offensichtlich Probleme die Sprachen zu trennen und spricht oft ein paar Worte rumänisch und mittendrin ein paar italienisch. Man muss also vorsichtig sein!

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne viele Kinder, welche zwei und teilweise sogar dreisprachig ausgewachsen sind. Und da hat kein Kind gestottert. Im Gegenteil, diese Kinder haben ohne Probleme beim Sprechen die Sprache gewechselt. Allerdings muss ich dazu sagen, das bei diesen Kindern die Eltern aus verschiedenen Ländern stammten und sie es nicht anders kannten.

Da wo die Stotterer auftauchen sind wohl eher die Familien, wo beide aus einem Land kommen und dem Kind dann eher die zweite Sprache aufgezwungen wird. Vorallem, weil es ja nun seit ein paar Jahren in ist, das die Kinder schon in der Kita eine Zweitsprache gelehrt bekommen.

Die Kinder die das bei uns in der Kita mitmachen mussten, weil die Eltern es für toll fanden, haben dann bei den Antworten immer rumgestottert. Wenn sie was auf Englisch sagen sollten, dann war das auch meist so der Vorführwill der Eltern.

Meine Kinder interessieren sich seit geraumer Zeit auch für englische Begriffe und bekommen diese auch von mir gesagt. So zählen sie ohne Probleme bis 10 und kennen auch verschiedene Obst- und Gemüsesorten. Da sie aber nicht gezwungen wurden diese Worte zu lernen stottern sie auch nicht rum, wenn sie diese bei Erzählungen gebrauchen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



SabrinaMuc hat geschrieben:Die kleine (ca. 2 Jahre alt) hat nun offensichtlich Probleme die Sprachen zu trennen und spricht oft ein paar Worte rumänisch und mittendrin ein paar italienisch. Man muss also vorsichtig sein!

Das ist aber völlig normal und überhaupt kein schlechtes Zeichen oder ein Argument gegen zweisprachige Erziehung! Beinahe alle Kinder, die von Anfang an zwei Sprachen lernen, vermischen die beiden Sprachen im gleichen Satz, solange sie noch klein sind. Mit zwei Jahren fängt man ja gerade erst an, vollständige Sätze zu sprechen. Normalerweise lernen die Kinder später dann, die beiden Sprachen zu trennen.

Ich denke nicht, dass bei Kindern, die zweisprachig aufwachsen, so pauschal generell das Risiko besteht, dass sie zu stottern anfangen. Meiner Meinung nach hängt das wirklich davon ab, wie und in welchem Rahmen die Zweisprachigkeit vermittelt wird. Wenn dem Kind eine zweite Sprache, die die Eltern auch gar nicht wirklich können, künstlich aufgezwungen wird, kann es sicher zu Problemen kommen, weil das Kind ja so auch gar nicht verstehen kann, warum diese Sprache überhaupt notwendig ist. Wenn die zweisprachige Erziehung aber aus auch für das Kind offensichtlichen Gründen - wie zum Beispiel bei Eltern mit unterschiedlichen Muttersprachen oder Eltern, die eine andere als die Landessprache sprechen - stattfindet, wird das Kind eher beide Sprachen gut ohne Schwierigkeiten lernen.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo,

Ich denke, es ist einfach von den Kindern selbst abhängig. Jeder hat andere Talente. Ein Kind lernt gut Sprachen, ein anderes nicht. Also kommt eines problemlos mit dem Lernen zweier Sprachen gleichzeitig aus, und ein anderes hat damit Probleme und so kann es dann zum Stottern kommen. Ich finde das ganz logisch.

Ich persönlich kenne aber übrigens kein Kind, das stottert, egal, ob es einsprachig oder zweisprachig aufgewachsen ist. Ich selbst bin übrigens auch zweisprachig aufgewachsen und habe während der Schulzeit auch mal fünf Sprachen gleichzeitig gelernt. Vielleicht ist es einfach Talent (dafür konnte ich manche anderen Dinge schlecht), aber bei mir gab es da wirklich keinerlei Probleme.

Also kann man nicht pauschal sagen, eine zweisprachige Erziehung sei problematisch. Man kann aber auch nicht ausschließen, dass einige Kinder vielleicht auch nicht damit zurechtkommen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich halte das für ein Gerücht, denn ich habe das einmal im Fernsehen gesehen und ich glaube ja nicht alles, was ich sehe, zumal ich ja ein Beispiel der Zweisprachigkeit bei mir zu Hause habe. Meine Tochter wächst zum Beispiel auch zweisprachig auf und kann mir, mit ihren zwei Jahren sogar immer noch übersetzen, was denn der Großvater (Grieche) gesagt hat. Sie kann so schnell hin- und herschalten, dass sie versteht, was er auf griechisch fragt und sie ihm auf Deutsch die Antwort gibt. Von Überforderung keine Spur.

Schwierig wird es glaube ich nur dann, wenn dann Personen, deren Muttersprache Deutsch ist, mit dem Kind griechisch sprechen oder Personen, deren Muttersprache griechisch ist, deutsch reden. Dann lernt das Kind ja die Akzente mit. Deshalb wird bei uns immer darauf geachtet, dass nur der Großvater griechisch mit unserer Tochter spricht und wir alle deutsch mit ihr sprechen.

Ich kann mir natürlich vorstellen, dass manche Kinder mit Zweisprachigkeit durchaus überfordert sein können, das werden aber wirklich die wenigsten sein. Vielleicht sind das solche Kinder, die allgemein nicht so einen Entwicklungsstand haben, wie Kinder im selben Alter. Also Kinder, die allgemein etwas in der Entwicklung zurück sind. Es ist ja wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder nur bis zum 4. Lebensjahr eine Fremdsprache wie ihre Muttersprache (also akzentfrei) erlernen und beherrschen können. Von dem her bietet es sich ja gerade zu an, das Kind zweisprachig aufwachsen zu lassen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


wirreszeug hat geschrieben:Es ist ja wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder nur bis zum 4. Lebensjahr eine Fremdsprache wie ihre Muttersprache (also akzentfrei) erlernen und beherrschen können.

Hallo,

Bist du dir da sicher? Wo kann man vielleicht Ergebnisse zu so einer Studie nachlesen?

Mir kommt das einfach seltsam vor, weil ich das meiste meiner zweiten Muttersprache erst ab etwa fünf Jahren richtig gelernt habe. Ich spreche es dennoch völlig akzentfrei, habe dieselbe Größe an Wortschatz wie im Deutschen, und außerdem ist die Sprache für mich völlig selbstverständlich meine Muttersprache. So betrachte ich sie, so spreche ich sie. Das soll nur bis zum vierten Lebensjahr gehen? Das verwundert mich, dass soetwas behauptet wird.

Übrigens müssen Kinder auch nicht unbedingt sprachlich verunglücken, wenn ein Elternteil mit ihnen beispielsweise Deutsch mit ausländischem Akzent spricht. Meine Mutter, Asiatin, hat das klischeehafte Problem mit L und R. Ja, das gibt es bei einigen asiatischen Sprachen wirklich, auch, wenn es vielleicht wie ein Witz klingt. ;) Sie hat mit mir, als ich ein Kind war, auch Deutsch gesprochen, und R und L konnte sie damals wie heute schlecht aussprechen. Dennoch spreche ich es einwandfrei und hatte auch niemals Probleme, diese Laute auszusprechen und zu unterscheiden zu lernen. Also muss man die sprachlichen Fehler eines Elternteils nicht unbedingt übernehmen.

Bedenken muss man ja auch, dass genügend andere Menschen da sind, die auch Deutsch mit dem Kind reden. Bei denen hört das Kind die Aussprache also richtig, also wird es sie auch von diesen Leuten lernen. Da macht es meiner Meinung nach nicht unbedingt etwas aus, wenn eine von denen Personen, die einen Akzent haben, mit dem Kind Deutsch spricht. Es sind ja auch noch genug andere da, von denen das Kind es richtig lernt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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