Organspende: Warum geheimer Spender?

vom 13.08.2009, 15:05 Uhr

Aus welchem Grund darf ein Patient eigentlich nicht erfahren, wem er sein Leben zu verdanken hat? Warum darf man es erst nach ein paar Jahren erfahren? Ich könnte es eventuell verstehen, wenn es ganz geheim gehalten wird, weil vielleicht sonst Forderungen der Familienangehörigen des Spenders kommen könnten. Aber nach ein paar Jahren ist es ja durchaus möglich, sich beim Spender bzw. deren Angehörigen zu bedanken.

In meinem weiten Bekanntenkreis ist ein Mann, der vor einem Jahr ein Spenderherz bekommen hat. Er wollte sich natürlich auch bei den Angehörigen bedanken und versucht nun auch herauszufinden, wer ihm das Herz gespendet hat. Aber er muss noch mindestens 2 Jahre warten. Dann kann es ihm gesagt werden.

Ist es sinnvoll, dass man solange wartet, bis der Spender bekannt wird? Warum macht man das so? Warum hält man es dann nicht ganz geheim?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Möchtest du wirklich denjenigen als Angehöriger sehen, der das Herz deines Kindes oder dergleichen hat, während dein Kind tot ist? Meinst du nicht, das reißt wunden auf? Man stellt sich als Mensch wohl vor, das diese Person mit dem Herz oder was auch immer desjenigen herumläuft und das ist ja ein Teil von ihm.

Um das zu verhindern ist es anonym. Ich finde das auch besser so. Natürlich würde man sich gerne bedanken, wenn man selbst ein Organ bekommen hat, aber für die Angehörigen ist das sicher nicht so schön. Und ich bezweifle, dass da Forderungen kommen würden ala: zahlen Sie mir 10000€ weil sie das Herz von XY haben. Das ist schon abwägig.

Ich würde als Angehöriger jedenfalls darauf verzichten können, wenn plötzlich derjenige vor mir steht, der das Herz von meiner Mutter oder so hat!

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Du hast ja recht. Aber warum wird es dann nicht ganz geheim gehalten? Warum kann man nach ein paar Jahren erfahren, wer das Organ bekommen hat und wer das Organ gespendet hat?

Ich bin ehrlich, ich glaube ich würde wissen wollen, wer mit dem Organ eines von mir geliebten Menschen rumläuft. Und es würde vielleicht sogar bei der Trauer helfen, wenn man sieht, dass der geliebte Mensch, um den man trauert noch einem anderen Menschen das Leben retten konnte.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Naja. Vielleicht ist das jemanden, der einem auch nicht so zusteht. Und wenn der dann vpr der Tür stünde ist das vielleicht durchaus ein Schock. Nach Jahren ist der Schmerz vielleicht nicht mehr ganz so stark. So könnte ich mir das erklären. Man hat sich an den Gedanken gewöhnt, dass der geliebte Mensch tot ist und das er trotzdem noch was gutes für andere Menschen getan hat - vielleicht gibt man den Namen deswegen erst nach Jahren frei.

Vielleicht hofft man aber auch, dass das Interesse in der Zeit verfliegt und man gar nicht mehr wissen will, wer das Organ hat oder wer es gespendet hat. Desweiteren ist es ja so, dass ein Organ auch nicht immer angenommen wird. Und erkundigt man sich nach dem Namen und das Organ wurde sowieso abgestoßen - ist das sicher auch schlecht. Das Herz zB wäre dann ja auch nochmal gestorben, wenn man es mal so sehen will. Und vielleicht überlebt derjenige, der das Organ hat auch nicht.

Eine weitere Sache ist ja die, dass ein Organ, was verpflanzt wurde auch nur noch eine bestimmte zeitlang arbeitet. Ich weiß ja nicht, wann die Freigabe ist, aber vielleicht ist es sogar so, dass das Organ dann schon gar nicht mehr bei demjenigen ist...

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ein Grund, warum man die Information geheim hält dürfte sicherlich auch der Schutz des Empfängers sein. - Auch wenn man vielleicht nach einer Transplantation meint, mann wüsste gerne, wem man sein Leben zu verdanken hat, kann das Wissen darum schwerwiegende Folgen haben. Es ist möglich, dass der Empfänger sich sehr stark mit dem Spender und dessen Leben identifiziert und sich dadurch verändern kann. Besonders dann, wenn er noch die Familie des Verstorbenen kennen lernt.

Ich weiß nicht, ob es noch Länder gibt, in denen die Patienten tatsächlich nach einiger Zeit erfahren, von wem ihr Organ stammt und die Angehörigen treffen können. Ich habe nur einmal gehört, dass dies in den USA längere Zeit der Fall gewesen sein soll. Dies hat aber nicht selten bei den Empfängern zu einer Veränderung der Persönlichkeit geführt. Manche haben unterbewusst wohl wirklich versucht, sich ihrem Spender anzugleichen.

Ich glaube, würde ich ein fremdes Organ erhalten, welches mein Leben rettet, dann wäre ich bestimmt auch unglaublich neugierig drauf, wem ich meine Rettung zu verdanken habe und wie er gelebt hat. Andererseits wüsste ich ja auch, dass dieser Mensch erst sterben musste, damit ich leben durfte. Ich weiß nicht, ob ich mit diesem Wissen sehr gut zurecht käme, wenn ich die Familie dieses Menschen kennen lernen und seine Lebens-Geschichte erfahren würde.

» Miss Marple » Beiträge: 113 » Talkpoints: 6,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass die Daten aus Datenschutz-gründen erst nicht raus gegeben werden. Ich muss sagen, dass ich es auch nicht schön finden würde, wenn plötzlich jemand bei mir vor der Tür steht, der sich für das Herz meines Freundes bedanken will, der vielleicht erst vor ein paar Monaten gestorben ist. Ich denke, dass es zum Schutz der Angehörigen ist. Sie werden ja sicher noch um den Menschen trauen, den sie verloren haben.

Ich finde es schon In Ordnung, dass erst nach 2 Jahren die Adresse der Familie raus geben wird. Dann ist der erste Schmerz sicher weg und die Angehörigen sind sicher eher offen für die Dankbarkeit des Menschen, der ein Organ des Verstorbenen bekommen hat.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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