Wann dem Kind ermöglichen, Kontakt zum Vater aufzunehmen?

vom 13.07.2009, 22:39 Uhr

Hallo,

mein achtjähriger Sohn fängt momentan an, verstärkt nach seinem leiblichen Vater zu fragen und mein Freund und ich überlegen, wann wir es ihm ermöglichen sollten, Kontakt zu seinem Vater aufzunehmen. Damit Ihr unsere Überlegungen versteht mal einiges zur Vorgeschichte:

Ich war gerade 20 Jahre alt, noch mitten in der Ausbildung, und frisch verheiratet, da eröffnete mir mein Mann dass er keine Kinder zeugen kann. Das fand ich zwar schade, sagte mir aber dass ich mir da später noch Gedanken machen kann ob ich Kinder will wenn ich mit der Ausbildung fertig bin. Wegen seiner Unfruchtbarkeit habe ich dann die Pille abgesetzt - zu einem zweiten Zyklus kam es nicht, weil ich schwanger war.

Mein Mann sagte mir, das wäre Absicht gewesen weil er unbedingt ein Kind wollte. Abtreibung kam nicht für mich in Frage und nach ein paar Tagen freute ich mich auch auf das Baby. Leider fing schon vor der Geburt mein Mann an, fremdzugehen und als der Kleine 5 Monate alt war stellte er mich vor die Wahl: Seine neue Freundin würde in unser Haus einziehen, ich könnte als zweite Frau bei ihm bleiben oder sofort gehen. Natürlich ging ich, zusammen mit meinem Kind.

Mein Mann nahm den Kleinen nur sehr widerwillig mal zu sich und sagte mir oft in letzter Sekunde oder überhaupt nicht ab. Unterschriften für Pass oder Kinderkrippenvertrag verweigerte er, deshalb beantragte ich das alleinige Sorgerecht. Er regte sich wahnsinnig auf und tat vor Gericht, als wäre er der beste Vater der Welt, dennoch bekam ich meinen Antrag durch weil er bei Gericht schon bekannt war aus einem Verfahren mit seiner Ex und der gemeinsamen Tochter.

Ich habe vor Gericht auf eine regelmäßige Umgangsregelung gedrungen, an die er sich leider nicht hielt. Zudem hatte mein Sohn nach einem Besuch dort im Alter von 15 Monaten den ganzen Mund voller Brandblasen und die vollgesch... Windel war schon richtig festgeklebt als ich ihn abholte. Deshalb schrieb mein Anwalt, dass es doch erst einmal besser wäre, wenn wir uns gemeinsam mit dem Kind treffen, also der Umgang in meiner Gegenwart stattfindet.

Und seitdem hat er seinen Sohn nicht mehr gesehen. Ich habe mehrmals angerufen, um den Umgang wieder zu beleben, aber mein Ex hatte jedes Mal eine andere Ausrede, warum er nicht telefonieren kann und mich zurückruft (da warte ich heute noch drauf) oder momentan zu sehr im Stress ist.

Als mein Sohn fünf war habe ich es wieder versucht, da war es wieder das gleiche Spiel. Ich habe mich daraufhin etwas umgehört und erfahren, dass er weder zu seiner großen Tochter (inzwischen erwachsen) noch zu seiner jüngsten Tochter (ziemlich genau 9 Monate jünger als mein Sohn) Kontakt hat, was aber nicht an den Müttern liegt, sondern an ihm.

Nun würde ich ja gerne meinem Sohn ermöglichen, dass er seinen leiblichen Vater irgendwann einmal kennen lernt. Ich habe aber Bedenken, dass dieser sich wenn überhaupt nur auf ein einziges Treffen einlassen würde und dann wieder durch Desinteresse glänzt. Meinem Sohn möchte ich diese Enttäuschung gerne noch ersparen und tendiere eher dazu noch bis zum Teenageralter zu warten, wenn er verstandesmäßig noch etwas weiter ist und besser mit einer Absage umgehen könnte. Ich habe das Gefühl dass ich meinem Sohn keinen Gefallen tun würde wenn er den Vater jetzt nur einmal sieht und dann vielleicht nie wieder.

Mein Freund ist auch eher der Meinung noch etwas zu warten, weil wir ja auch bei seinen beiden Kindern sehen wie enttäuscht sie immer wieder sind weil die Mutter große Versprechungen macht und sich dann monatelang nicht mehr meldet. Meine Mutter meint, ich soll meinen Sohn doch einen Brief an seinen Vater schreiben lassen und hoffen, dass Antwort kommt (was ich bezweifle weil er nur ungefähr jeden 50. Brief überhaupt öffnet). Die Adresse weiß ich vom Jugendamt (300 km Entfernung), das wäre nicht das Problem. Ich habe aber Angst dass mein Sohn sich wahnsinnig Mühe gibt mit dem Brief und es nicht verkraften würde dass keine Resonanz kommt.

Was würdet Ihr tun - noch etwas warten oder jetzt die Zurückweisung des Kindes riskieren? Ich bin für jeden Denkansatz dankbar.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo!

In etwa kenne ich diese Situation. Und ich hatte auch das alleinige Sorgerecht und mein Exmann hatte nicht mal das Besuchsrecht. Dennoch habe ich immer wieder versucht Kontakt aufzunehmen und er wollte nicht. Daraufhin habe ich es dann gelassen . Ich dachte mir, dass die Kinder dann im Teenageralter den Kontakt aufnehmen können und das war dann das Schlimmste, was mir passieren konnte und auch den Kindern.

Mein Exmann konnte mit den größeren Kindern wohl mehr anfangen als mit den kleineren Kindern und er hat es wirklich geschafft sie gegen mich aufzuwiegeln. Mein Sohn hat daruafhin ganz mit mir gebrochen, weil mein Ex es so hinstellte, dass ich den Kontakt verwehrt habe, was aber nicht stimmt. Ich habe immer wieder versucht Kontakt aufzunehmen und dann hat er auch gegen meinen Mann gewettert.

Meine Tochter stand eine ganze Zeitlang zwischen zwei Stühlen und hat sich letztendlich gegen ihren Vater entschieden.

Wenn ich heutzutage noch einmal damit zu tun hätte, würde ich auf den Kontakt im Kindesalter bestehen. Notfalls mit Jugendamt. Denn die Folgen waren sehr schwerwiegend. Ich habe seit 5 Jahren keinen Kontakt mehr mit meinem Sohn, was sehr weh tut.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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