In Sippenhaft genommen?

vom 13.06.2009, 23:57 Uhr

Zur Vorgeschichte. Mein Vater hat drei Schwestern. Eine hat drei Kinder, eine ein Kind und die jüngste Schwester ist kinderlos. Als meine Grosseltern väterlicherseits verstarben, erbten die Geschwister als Erbegemeinschaft ein Mehrfamilienhaus in Innenstadtlage. Zum damaligen Zeitpunkt lebten zwei der Schwestern meines Vaters und fast alle derer Kinder in dem Haus. Und natürlich meine Eltern. Ein paar Wohnungen waren fremdvermietet.

Mein Vater hatte sehr viele Schulden, an denen seine Schwestern nicht ganz schuldlos waren. Als ihn der Schuldenberg anfing zu erdrücken, bat er um Auszahlung seines Erbteils. An das Erbe war auch gebunden, das die Geschwister das Vorkaufsrecht hatten. Seine Schwestern haben damals wohl mit eiann musst du auch ausziehen, reagiert. Aufgrund der Schulden hatte mein Vater wohl auch schon länger keine Miete mehr bezahlt. Strom- und Gas wird hier an den Energieversorger gezahlt und das hat er auch bezahlt. Und ich finde, statt zu sagen: du musst ausziehen, hätte man klare Regeln aufstellen können, wenn du nicht mehr zu Erbegemeinschaft und damit nicht mehr zu den Eigentümern gehörst, zahlst du entweder pünktlich deine Miete oder du wirst wir jeder andere Mieter auch behandelt.

Auf den Wunsch meines Vaters hin, wurde auf einmal begonnen am Haus Renovierungsarbeiten zu machen. Zum Teil absolut unsinnige. Dazu wurden wohl auch noch Kredite auf die Erbegemeinschaft aufgenommen, die mein Vater mit unterschreiben musste. Was allerdings auch dazu führte, das das Haus halt weniger Wert war.

Das Ganze zog sich etwa zwei Jahre bis er nochmals sagte, er möchte seinen Erbteil ausbezahlt haben. Von unserer Mutter, erfuhren wir Kinder ( mein Bruder und ich), das halt auch gesagt wurde, das meine Eltern dann ausziehen müssen. Irgendwann trat dann auch unser Vater auf uns zu, weil er wohl den Eindruck hatte, da läuft einiges nicht sauber ab und bat uns um Hilfe.

Was genau zwischen den Geschwistern abgelaufen ist, weiss ich nicht. Im Endeffekt kann man sagen, seine Geschwister haben ihn aus seinem Elternhaus geworfen. Er war bei Auszug schon fast 60 Jahre alt und das trifft einen schon hart. Vor allem weil alle seine Schwestern lange auf seine Kosten gelebt haben.

Seine älteste Schwester tat sich wohl ein wenig schwer mit dem allem, aber sie widersprach ihren Schwestern auch nicht. Bis zum Auszug liefen zum Teil noch recht unschöne Dinge ab. Sicherlich auch auf beiden Seiten. Ist sicherlich auch Betrachtungssache.

Ich wohne zwei Häuser von meinem Elternhaus entfernt. Also dem Haus um das es ging. Somit sehe ich meine Tanten natürlich regelmäßig zufällig. Zu der ältesten Schwester meines Vaters habe ich eh noch eine andere Beziehung, weil wir lange zusammen im Laden meines Vaters gearbeitet haben. Also findet mit ihr auch durchaus mal ein Gespräch statt. Sie sagte mir dann auch mal zu dem Thema, das man es auch mal andersrum sehen könnte. Mein Vater habe ja quasi sein Erbe auch mit Füssen getreten in dem er sich seinen Erbteil auszahlen lassen wollte. Und ich kann mittlerweile beide Seiten verstehen. Zumindest ein bisschen. Mein Vater weiss aber nichts davon und ich möchte mit ihm auch nicht darüber sprechen.

Mein Vater hat den Kontakt zu seinen Angehörigen komplett abgebrochen. Bis hin zu, das er Geburtstagsgeschenke wieder zurück schickt. Also scheint ja von Seiten meiner Tanten schon Interesse da zu sein, das wieder ein Kontakt besteht. Der Kontakt generell war nie einfach. Lange Geschichte das zu erklären. Zu einer unserer Cousinen hatten mein Bruder und ich an sich immer eine bessere Beziehung als zu den anderen Cousinen. Mein Bruder meidet die Familie meines Vaters ebenfalls. Mir wäre der Kontakt an sich wichtig. So läuft es halt eher heimlich ab.

Gestern hatte ich ein Gespräch mit meinem Bruder und kam da auch auf die eine Cousine zu sprechen. Er tat uninteressiert. Ich meinte dann, die war doch an sich immer ok. Ja war und so weiter. Es kam so rüber, das er im Grunde den Kindern der Schwestern meines Vaters Vorwürfe macht, das unsere Eltern ausziehen mussten. Und irgendwie finde ich, das die da Null für können. Das Haus ist Eigentum der Erbegemeinschaft gewesen und nicht der Kinder der Erben.

Ich muss dazu sagen das unsere Mutter immer ein Problem mit ihrer Schwiegerfamilie hatte. Wir das als Kinder auch live miterlebt haben. Wir oder vor allem mein Bruder aber nur die Sichtweise unserer Mutter kennt. Und seine Mutter war ihm heilig. Leider hat unsere Mutter den Umzug nicht so gut verkraftet. Und sie hat ihn auch noch nicht mal 4 Jahre überlebt.

Aber mich hat es sehr getroffen, das mein Bruder so über unsere Cousinen denkt. Denn ich denke, die können da an sich nichts für. Ach ja, auch mit ihm möchte ich darüber nicht sprechen. Ich kann die alle anderen sind Schuld Einstellung meiner Angehörigen ( sprich meinem Bruder und meinem Vater und meiner Mutter) einfach nicht leiden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich denk mal, das es in anderen Familien auch nicht immer ganz friedlich zugeht. Bei uns war das so, das meine Oma systematisch ihre Kinder gegeneinander ausgespielt hat. Das ganze ging soweit, das meine Eltern die Einladung zur Hochzeit vom jüngsten Bruder meines Vaters abgelehnt haben.

Mein ältester Cousin hat damals nur mit Eltern und Großeltern geheiratet. War für alle anderen der Familie kein Problem von der Tatsache ansich. Das Problem war dabei eher meine Oma und meine Tante, die so getan haben, als wenn man die anderen nicht dabei haben wollte.

Das Ganze ging dann soweit, das sich alle vier Kinder nach dem Tod meiner Oma eigentlich nichts mehr zu sagen hatten. Das Erbe wurde so aufgeteilt, wie es im Testament stand und man sprach nur miteinander, wenn es sein musste. Denn bis heute gibt es noch Ackerland, was auf meinen Urgroßvater im Grundbuch steht und nun nach und nach vom Liegenschaftsamt auf die akutellen Erben umgeschrieben wird.

Ähnliches gab es mit der Verwandtschaft von meinem Schwiegervater. Wobei da meine Schwiegermutter der treibende Keil war. Sie hat ja die Gabe sich wegen Nichtigkeiten mit allen zu verkrachen. Und als wir vor zwei Jahren geheiratet haben, haben wir das gleich genutzt, um die Familien wieder ein Stück näher zu bringen. Und ich muss sagen, das die meisten doch sehr gern gekommen sind und der Kontakte sind nun auch wieder freiwillig. Zwar nicht so eng wie noch vor 20 Jahren, aber immerhin gibt es doch ab und an Telefonate.

Wenn du also den Kontakt zu deinen Cousinen und auch Tanten willst, dann geh auf sie zu. Wenn sie auch wieder mehr mit dir zu tun haben wollen, dann wird das auf lange Sicht bestimmt gut zwischen euch laufen. Wenn dein Vater und dein Bruder das anders sehen, dann lass ihnen ihre Meinung, aber ordne dich nicht unter. Du musst das für dich entscheiden, was du willst und nicht die Meinung der anderen leben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Den Kontakt zu intensivieren dürfte schwierig sein. Seit der Sache, finden auch Familienfeiern an sich ohne uns statt. Wobei ich persönlich halt auch nicht immer weiss, ob mein Vater eingeladen wird. Das sagt er wenn selten. So zu einem runden Geburtstag seiner jüngsten Schwester vor zwei Jahren. Da sagte er uns Kindern nur, das die Tante ihn eingeladen hätte. Wobei es für uns halt auch immer die Tante war, die wir am wenigsten mochten. Ich wäre eventuell zu der Feier auch hin, aber ich war zu der Zeit im Krankenhaus. Ausserdem ist mein Vater eingeladen worden und nicht ich. Und ich lege da schon lange Wert drauf, das ich extra eingeladen werde. Schliesslich wohne ich nicht im Haushalt meiner Eltern/ Vaters. Und so wusste ich an sich auch nicht, ob ich da überhaupt erwünscht gewesen wäre.

Am letzten Wochende war ich mit meinem Vater auf dem Wochenmarkt. Da trafen wir auch eine Kundin von uns. An sich unsere beste Kundin. Und die war so lange Kundin bei uns, das sie die Familie an sich schon kannte.

Die Kundin fragte dann halt auch mal wegen dem Ausziehen nach. Und ich kann den "Hass" den mein Vater hat nun auch ein wenig besser verstehen. Laut ihm war es wohl auch so, das seine Schwestern ihm damals schriftlich gedroht haben, das sie, falls er nicht bis dann und dann ausgezogen ist, ihn rausklagen würden. Also mit dem kompletten Programm. Und das finde auch ich nicht in Ordnung. Ich kann mich noch erinnern, das meine Eltern länger eine Wohnung suchten. Als sie eine hatten wurde dann den Schwestern mitgeteilt, das meine Eltern bis dann und dann ausziehen. Und dann muss erst das Schreiben gekommen sein.

Das er aber seinen Erbanteil zu Geld machen wollte, das hat mein Vater der Kundin gegenüber nicht erwähnt. Und ich hielt meinen Mund. Ich sprach ihn auch nach dem Gespräch nicht mehr darauf an.

Er führte halt auch an, in dem Gespräch mit der Kundin, das seine Schwestern ja auch immer bei ihm geholt haben. Es war zeitweise so gewesen, das die Schwestern meines Vaters in den Laden kamen und sich abschnitten was sie wollten. Das ging lange Jahre so, bis meine Mutter mal was sagte. Da aber die eine Schwester im Laden mitgearbeitet hatte und auch einen Schlüssel hatte, wissen wir natürlich nicht, wann die noch im Laden waren. Und das die Schwestern in den Laden kamen und holten, das wusste sogar die Kundin. Also muss es ja schon aufgefallen sein.

Ich hatte in letzter Zeit Geburtstag. Am Vortag habe ich noch die eine Tante, mit der ich es an sich gut kann, getroffen. Und an sich schickt sie immer eine Geburtstagskarte. Die blieb dieses Jahr aus. Das erzählte ich auch meinem Vater. Der reagierte mit einem pampigen: da kannste auch drauf verzichten, drauf. Das hat mich schon getroffen. Wobei ich an sich wenig Wert auf Kärtchen lege.

Mein Vater scheint allerdings auf seine Nichten nicht sauer zu sein. Den Kontakt meidet er trotzdem.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^