Zur Rede stellen oder nicht?

vom 31.05.2009, 20:48 Uhr

In einer bestimmten Situation wüßte ich nicht, welchen Rat ich geben sollte. Darum möchte ich gern mal Eure Meinungen hören.

Eine Mutter M hat ein Kind, dass eigentlich in einer Kita betreut wird. Da der Kindsvater sehr unregelmäßige Schichten und oft auch im Bereitschaftsdienst arbeitet, hat M sich daher seit langem einen Babysitter B organisiert. Lange Zeit ging das gut, da B sich die eigene Arbeitszeit in gewissen Grenzen selbst einteilen konnte und wenn denn etwa alle 4 Wochen Bedarf bestand auch Zeit war. M hat sich immer gern revanchiert und ebenfalls öfter mal B unterstützt.

Seit einigen Monaten kann sich B die Arbeitszeit selbst nicht mehr einteilen und muss auch fast immer zu der Zeit arbeiten, in der M einen Babysitter bräuchte. Bisher hat M dann auch immer anderweitig jemanden gefunden. Beschwert hat sich M nie, worüber und bei wem auch.

Nun kam es vor kurzem richtig dicke, das Kind von M hatte einen Unfall und nachdem es ihm besser ging, konnte es trotzdem nicht gleich in der Kita betreut werden. Irgendwie ging das auch immer gut, bis eines Tages ein wichtiger und langer Termin anstand. Für diesen Tag brauchte M eine Betreuung. Zwei Tage vor dem Termin trafen sich M und B eher zufällig. Dabei auch N eine recht neue Bekannte von B. B fragte M warum sie denn so gestresst wirke und M erklärte eben ihre Bedrängnis und dass sie eben nicht weiter wüsste und wohl den Termin verschieben werde, da ausgerechnet an diesem Tag kein Babysitter aufzutreiben sei.

M wollte gerade gehen und hörte noch wie N zu B sagte, dass B sich ja nicht bequatschen lassen solle und ja neben der Arbeit auch Erholung bräuchte und sich überhaupt nicht so von Anderen vor deren Karren spannen lassen sollte. B stimmte dem auch ganz eifrig zu und meinte, dass sie sich bisher immer nur für andere aufgeopfert hätte usw. M hat sich erst mal nichts anmerken lassen, war dann aber doch gekränkt, weil sie B immer lange genug vorher gefragt hatte und (seltene) Absagen nie verübelt hat. Außerdem hat sich M auch immer für Bs Dienste erkenntlich gezeigt (auch wenn sich B zu Anfang immer zierte) und sich auch nie gedrückt wenn B mal Hilfe brauchte.

Bisher hat M den Kontakt zu B eingeschränkt. Der Grund ist, dass M seit diesem Erlebnis B gegenüber recht voreingenommen ist. Sie war eigentlich immer der Meinung, dass Geben und Nehmen wäre recht ausgeglichen, muss nun aber fürchten, dass B das schon lange oder noch nie so sieht. Meiner Meinung nach wäre in einem solchen Fall eine Aussprache sicher angebracht, aber M ist sich nicht sicher. Sicher ist M auch nicht ob nun N dabei sein sollte oder nicht. Ich würde empfehlen erst mal allein mit B zu sprechen. Was würdet Ihr machen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Ich denke auch, dass M mit B mal alleine reden sollte. M kann ja ruhig sagen, dass sie im weggehen noch gehört hat, was N zu B gesagt hat und das es sie verletzt hat. Sie sollte B auch sagen, dass sie bisher immer dachte, dass alles gerecht zu ginge und sie nie den Eindruck hatte, dass sich B benachteiligt fühlte.

M sollte B auf jeden Fall mal darauf ansprechen und versuchen, die Sache zu klären. Wenn B sich wirklich benachteiligt fühlt, dann hätte sie das ja auch mal sagen können. M kann ja nicht ahnen, dass es so ist. Vielleicht war das alles ja auch nur ein Missverständnis.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Hallo!

Ich habe es auch schon oft erlebt, dass manche Menschen vorne herum behaupten, alles sei toll und man später genau das Gegenteil davon zu hören bekommt- meist natürlich nicht von der Person selbst, sondern über Dritte. Das finde ich echt traurig. Vor allem da sich M. und B. ja vertraut haben mussten, da es ja schließlich um die Betreuung der Kinder ging.

M. sollte B. auf jeden Fall darauf ansprechen und dies in Ruhe tun. Beide sollten dabei Zeit haben sich zu unterhalten und nicht unter Zeitdruck stehen. Ich würde das Gespräch an einem neutralen Ort machen. Dies könnte zum Beispiel ein Cafe sein. Lädt man B. zu sich nach Hause ein, könnte sie sich beim äußern der Kritik noch unwohler fühlen aufgrund des "Heimvorteils" von M. Ich würde M. dann genau den Sachverhalt schildern und meine Enttäuschung nicht verbergen. Dabei sollte man auf "Ich- Botschaften" achten, um B. nicht zu sehr anzugreifen. Tränen, Beleidigungen und Geschrei haben bei einem klärenden Gespräch nicht zu suchen.

Je nach Reaktion von B. würde ich dann weiter mit der Sache verfahren. Entschuldigt sie sich und gesteht ihren Fehler ein, kann man neue Modalitäten für die Kinderbetreuung festlegen. Endet das Gespräch eher negativ, würde ich mich nach einer anderen Betreuung umsehen. Man sollte sich darüber bewusst werden, wie sehr man so einer Person noch trauen kann und ob diese beim nächsten Mal nicht wieder schlecht über einen reden würde!

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» Amelie » Beiträge: 237 » Talkpoints: -0,78 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zunächst einmal frage ich mich, warum B nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen und quasi selbst einen Babysitter, nämlich N braucht, der ihr sagt, was sie zu tun hat.

Davon einmal abgesehen würde ich das offene Gespräch mit B suchen. Ich finde es nicht verwerflich, wenn jemand erkannt hat, dass er gewohnte Verhaltensmuster ändern will und vielleicht nicht mehr soviel Zeit für andere Leute investieren will. Ich finde auch nicht, dass man B daraus einen Vorwurf machen kann, dass sie die Anfragen von M abgelehnt hat. Ich selbst würde auch nichts tun, worauf ich eigentlich keine Lust hätte. Viele Leute lehnen nicht ab, weil sie Angst vor der Reaktion der anderen Seite haben und davor, als hartherzig oder nicht hilfsbereit eingestuft zu werden. Dass sich N allerdings in die ganze Situation einmischt, finde ich völlig falsch, da diese Sache nur zwei Menschen etwas angeht, nämlich M und B.

Vielleicht hat B durch N einen Denkanstoß bekommen, mehr Zeit für das eigene Leben einzuplanen. Wenn B sich ohne die zusätzlichen Verpflichtungen durch das Babysitten bei M oder andere kleine Dienstleistungen bei anderen Bekannten wohler fühlt, ist die Entwicklung doch auch durchaus positiv.

Allerdings hätte B mit M offen über die Situation sprechen sollen. Sie hätte ihr sagen können, dass sie in Zukunft nicht mehr Babysitten wird. Damit wäre M informiert gewesen und hätte sich direkt nach einem neuen Babysitter umschauen können. M und B sollten sich mal über die ganze Sache unterhalten, allerdings ohne N, da diese Person für die Situation zwischen den beiden anderen keine Relevanz besitzt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Inzwischen habe ich noch mal die Gelegenheit gehabt mit M zu sprechen, dazu aber später.

@cologneboy: Du hast mit Sicherheit recht, dass B oft genug nicht den Mut hatte abzulehnen. Allerdings hat M B gar nicht mehr gebeten auf ihr Kind aufzupassen, weil sie allein erkannt hat, dass B das mit der neuen Arbeitssituation gar nicht schaffen kann. B hatte zwar angeboten immer mal wieder einzuspringen, was M aber abgelehnt hat, weil B sonst gar keine Zeit mehr für sich hätte. Es gab also gar keine Anfragen mehr. Im konkreten Fall wurde B auch gar nicht gefragt und wenn man sich nicht mehr oder weniger zufällig getroffen hätte, dann hätte B erst später davon erfahren. Es ging nicht darum, dass B nicht mehr zur Kinderbetreuung einspringen kann sondern dass sie sich hinter Ms Rücken bitterböse beschwert ohne zuvor mal mit M gesprochen zu haben. M war wohl so gekränkt, weil sie schon von sich aus Rücksicht genommen hat.

M hat inzwischen das Gespräch mit B gesucht, unter 4 Augen. Wie Cologneboy schon vermutet hat, hat N den Anstoß gegeben sich mehr um sich zu kümmern. So weit in Ordnung, aber auch andere Menschen aus Bs Umfeld sind ziemlich irritiert darüber, dass B von einem Extrem ins andere andere wechselt. Es ist also nicht nur M, die sich vor den Kopf gestoßen fühlt. Beispielsweise ist auch ihr Mann ziemlich sauer: zuvor hat er eher weniger im Haushalt geholfen, weil B das auch nicht wollte. Inzwischen übernimmt er einiges und wird dann noch mit Vorwürfen überhäuft, weil er es zum einen nicht schon früher gemacht hat (obwohl ihn B immer aus Küche und Co geworfen hat) und zum anderen weil er viele Dinge (verständlicherweise) nicht perfekt erledigt.

M hat B jetzt erst mal gebeten zukünftig gleich zu sagen, wenn ihr etwas nicht passt, was B auch tun will und außerdem den Kontakt eingeschränkt, weil sie der Meinung ist, dass B erst mal zu sich selbst finden sollte und sie sich in dieser Zeit nicht noch mehr ärgern will. Außerdem kann sie mit N nicht so, die selbst keine Kinder hat und Ms Empfinden nach, etliches was für Eltern gang und gäbe ist nicht so nachvollziehen kann.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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