Wahlbeteilung bei der Europawahl 2009

vom 08.06.2009, 17:02 Uhr

Guten Tag zusammen,

ich wollte hier mal eure Meinungen zur sehr geringen Wahlbeteiligung hören. Deutschland hatte dieses Jahr ja ein Rekordtief bei der Wahlbeteiligung, es waren gerade mal 42%. Aber auch andere EU-Staaten hatten arge Probleme damit. Wie kommt das eigentlich? Liegt es vielleicht daran, dass das Volk über die Europawahl zu wenig informiert ist? Zumindest ist das bei mir der Fall. Außer den kleinen Plakaten (meist nur mit den Politikern darauf) und denn einigen TV-Spots habe ich nichts vom Wahlkamp mitbekommen. Ist er einfach an mir vorbeigezogen? Kann ich mir nicht so recht vorstellen. Zum Glück haben wir in der Schule in Politik darüber geredet, das hat mir wenigstens einen kleinen Überblick über die großen Parteien gegeben.

Die Leute interessieren sich, meiner Meinung nach, auch zu wenig für die Europawahl. Sie denken vielleicht, den Bundestag zu wählen ist viel wichtiger, weil das Deutschland direkt betrifft, besser gesagt, erst einmal nur Deutschland. Und die Europawahl betrifft ganz Europa, das ist groß und "weit" weg. Sie fühlen sich vielleicht nicht direkt dadruch betroffen, aber dem ist doch ganz anders. Ganz viele Gesetze, die europaweit gelten, zum Beispiel das neue Gesetz zu den Mobilfunkpreisen, was ab 1. Juli 2009 in Kraft tritt, betreffen alle Leute in der EU, die in Handy besitzen, und das ist ganz sicher der Großteil.

Ich kann einfach nicht verstehen, warum so wenig Leute zur Wahl gehen. Haben sie einfach keine Lust und sind zu faul? Bei mir in der Klasse sind wir 21 Leute, davon waren gerade mal 4 Leute wählen; ist das nicht ein bisschen wenig? (Zur Info: in meiner Klasse sind alle wahlberechtigt)

Ich möchte euch bitten, eure Meinungen dazu kundzutun und hier in diesen Thread niederzuschreiben. Vielleicht gibt es unter euch auch einige, die nicht wählen waren; es wäre sehr nett von euch, uns anderen mitzuteilen, warum ihr das nicht gemacht habt. Es will ja hier keiner dem anderen an den Kragen. Es ist ja gut so, dass jeder seine eigene Meinung haben und auch äußern darf!

» tobidrummer » Beiträge: 34 » Talkpoints: 16,04 »



Hallo!

Ich bin auch noch in der Schule, also erst 19, aber ich war wählen. Aus meiner Klasse sind denk ich (fast) alle wählen gegangen. Allerdings sind wir nur 15 Leute also macht das wohl nicht sehr viel aus.

Aus meiner Familie sind nur meine Mutter und ich gegangen. Mein Papa hatte "keine Lust" drauf und ich glaube meine Schwester "hat vergessen". Da sieht man schon mal, dass es den Leuten nicht so wichtig ist. Als ich um halb 10 mit meiner Mutter wählen war, waren vor uns erst 121 andere wählen. :roll:

In Österreich waren es übrigens auch nur 42% Wahlbeteiligung, aber ich glaube wir hatten sogar schon tiefere, weil im Internet steht was von 1 und noch irgendwas % Zuwachs zum letzten Mal.

Ich finde es auch traurig, dass sich offensichtlich so wenige dafür interessieren, aber andererseits ist es auch irgendwie nicht verwunderlich. Das Volk wird einfach zu wenig informiert was wirklich in der EU gemacht wird. Die meisten Menschen denken bei der EU an Gurkenkrümmung und was weiß ich was (übrigens, das ist kein Scherz höre ich immer wieder).

LG

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» Ketmausal » Beiträge: 346 » Talkpoints: 30,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Leider gibt es viele Ursachen für diese geringe Wahlbeteiligung und ich eigentlich nicht wirklich Besserung in Zukunft.

1. Die Bewerber der einzelnen Parteien
Anders als prominente Bewerber für den Bundestag sind die Europapolitiker der Parteien - zumindest in Deutschland - eher "graue" Hinterbänkler. Es mag zwar Ausnahmen geben, aber die reichen sicher nicht aus, um Wähler an die Urnen zu locken

2. Das Schimpfen über die EU
Es wird beinahe nur negativ über die EU gesprochen. Das liegt aber natürlich im Interesse der Politiker der Länder. Gelingt ein europäisches Projekt, dann sonnen sich die heimischen Politiker im Erfolg und verbuchen diesen für sich selbst. Geht etwas nicht so gut, dann ist immer sofort die EU schuld. Dies ändert sich nicht mal kurz vor der Wahl. Warum sollten Wähler also ihre Stimme abgeben, wenn die EU augenscheinlich nur schlechte Arbeit abliefert?

3. Die Institution ist selbst auch ein wenig dran schuld
Die EU ist etwas, vielleicht könnte man es auch künstlich nennen, ich finde eher es ist ein "Etwas", das einfach zu weit weg erscheint. Greifbar wird die EU doch nur dann, wenn sie den Bürgern genauso nahe kommt, wie dies Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete, Kreisräte oder Bundestagsabgeordnete kommen können. Zudem müsste auch das System EU imemr wieder erklärt werden, da kaum ein "Normalo-Wähler" die Entwicklung und Umsetzung eines Gesetzes in der EU kennt.

4. Trägheit der Wähler
Es ist eine "wir-haben-doch-alles"-Mentalität. Wir haben eine Demokratie, wir können reisen, wir müssen nicht hungern, Redefreiheit, Pressefreiheit, Gewaltenteilung, was wollen wir denn mehr? Wir wollen doch gar nicht mehr, aber auch um dies zu bewahren müssen wir aktiv an der Demokratie teilhaben und wählen gehen.

Vor genau 20 Jahren wurde in China der letzte Versuch des Land zu demokratisieren blutig niedergeschlagen. Am Platz des Himmlischen Friedens schossen Panzer auf friedlich protestierende Studenten, Schätzungen sprechen von bis zu 3.000 Toten. Es gibt hunderte Millionen Menschen auf dieser Erde, die für Meinungsfreiheit, Demokratie oder einfach für das Recht auf freie, faire Wahlen kämpfen und nicht die Vorzüge einer Demokratie haben. Allein dies sollte schon Grund genug sein, sein Recht auf Mitbestimmung zu nutzen. Nur leider vergisst man dies allzu oft. Schaut man sich die osteuropäischen Staaten an, die vor zwei Jahrzehnten noch Diktaturen waren, dann haben es wohl dort sie Menschen noch schneller vergessen, was Demokratie ihnen gebracht hat.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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