3 Kind Familie überholt?

vom 30.05.2009, 21:31 Uhr

Hallo,

der Trend geht ja in immer weniger Familien zur 3 Kind bzw. Großfamilie und auch in Deutschland kommen wir langsam der 1 Kind Familie immer näher (statistisch) gesehen, was natürlich u. A. daran liegt, dass:
- Kinder nicht billig sind,
- wir viele Singehaushalte haben und die Herausforderung ein Kind alleine zu erziehen alles andere als gering ist,
- Karriere gerade bei denen die viele Kinder haben sollen (Akademiker & ab der Mittelschicht aufwärts) oft im Vordergrund steht
- man lieber weniger Kinder hat und sich komplett auf diese konzentrieren und diese so teilweise besser fördern kann, eben auch aus finanziellen Gründen,
- und einfach für viele die sich Kinder theoretisch leisten können irgendwie die Anreize fehlen diese zu bekommen.

Natürlich ist der Hang zur 1 Kind statt 3 Kind Familie auch noch mit anderen Argumenten zu begründen, aber das sind aus meiner Sicht die wichtigsten. Großfamilien gibt es statistisch gesehen ja meist nur noch mehrheitlich in den Schichten, den man gerne vorwirft Kinder aus Langeweile (z. B. arbeitslos) oder zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts zu bekommen.

Warum scheint gerade für die, die eben mehr Kinder haben können die 3 Kind Familie ein Auslaufmodell zu sein und die kein, 1 oder 2 Kind Familie der absolute Standard dessen, was sie umsetzen wollen? Was könnte man machen, um gerade diese Gruppe dazu zu bekommen mehr Kinder zu bekommen? Und ganz provokant: sollte man gerade denen, denen man vorwirft ihre Kinder nicht ausreichend gegenüber anderen unterstützen zu können Strafen, wie z. B. in China, auferlegen?

» Käffchen2 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Käffchen2 hat geschrieben:Warum scheint gerade für die, die eben mehr Kinder haben können die 3 Kind Familie ein Auslaufmodell zu sein und die kein, 1 oder 2 Kind Familie der absolute Standard dessen, was sie umsetzen wollen?

Weil sich grade diese Gruppe noch für so viele andere Dinge neben der eigenen Familie interessiert, dass ihr ein Kind oft "reicht", weil es unter anderem genug Freiraum für weitere Interessen lässt.

Natürlich lassen sich Beruf und Familie bei wenigen Kindern besser realisieren als bei einer Großfamilie. Aber nicht mal nur das, auch anderen Interessen, wie zum Beispiel Reisen, spontanen Ausflügen und aufwendigeren Hobbys kann man mit vielen Kindern viel schwieriger nachgehen.

Man kann das natürlich nicht so einfach verallgemeinern, aber ich bin der Meinung, dass an der Theorie schon etwas Wahres dran ist. Grade von Studenten wird ja im Moment viel Spontanität und Flexibilität gefordert, die diese dann später auch ungern aufgeben.

» vanilla87 » Beiträge: 224 » Talkpoints: 9,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Früher war doch aber auch die Situation eine völlig andere, das hat doch mit einem Trend oder einer Laune nichts zu tun. Früher, noch vor 30 Jahren, war es einfach irgendwie mehr oder weniger selbstverständlich, dass die Frau, falls sie berufstätig war, sich eine Auszeit nahm vom Beruf, später vielleicht mal wieder einstieg oder auch nicht und wenn nicht, dann war es keine Seltenheit und gesellschaftlich absolut anerkannt einfach Hausfrau und Mutter zu sein. Wenn ich zurück denke wieviele Mütter meiner Freundinnen im Kindergarten und der Grundschule einfach nichts beruflich taten, wundert mich heute auch nicht mehr, dass es für diese Leute kein Problem war zwei oder mehr Kinder in die Welt zu setzen.

Aber heute ist es doch eher normal, dass Frau sich nach der Geburt noch 6 - 8 Wochen frei nimmt und dann direkt wieder einsteigt. Zumindest eben bei sehr vielen ist das der Fall. Ich bin mir sicher, dass viele Paare sich mehr Kinder wünschen würden, das aber praktisch einfach nicht umsetzen können.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Käffchen2 hat geschrieben:- Karriere gerade bei denen die viele Kinder haben sollen (Akademiker & ab der Mittelschicht aufwärts) oft im Vordergrund steht

Oh bitte nicht schon wieder diese halbgaren Argumente. Wenn ich die Familien mit 3 oder sogar mehr Kindern in meinem Umkreis so anschaue, dann sind sehr viele Familien aus diesen Schichten (Akademiker und Mittelschicht aufwärts) vertreten. Der einzige Unterschied: diese bekommen ihre Kinder meist zu einem späteren Zeitpunkt als die Familien anderer Schichten. Sicher, um zunächst erst mal ihre berufliche Stellung zu finden und auch zu festigen. Denn ganz sicher kosten Kinder Geld und auch der bisher gewohnte Lebensstandard möchte ja nicht vollständig aufgegeben werden.

In meinem Umkreis gibt es fast ausschließlich Familien mit 2 oder mehr Kindern, 1-Kind-Familien sind eher die Minderheit. Die Partner und Eltern der Kinder stammen fast ausschließlich aus Mehrkindfamilien (also Familien mit mindestens 2 Kindern). So ist zu vermuten, dass auch die eigene Erfahrung eine große Rolle spielt.

Das Argument fehlende Anreize erscheint mir auch plausibel. Nur frage ich mich gerade, welche Anreize das sein könnten und ob eine solche Anreizpolitik wirklich sinnvoll wäre. Schon in meiner Kinderzeit und der meiner Eltern (ich bin Mitte 30 und meine Eltern Ende 50) gab es hauptsächlich Familien mit zwei Kindern, größere Familien gab es damals auch eher selten. Und davor gab es sicher Familien mit mehr Kindern, damals war das aber auch aus anderen Gründen wichtig - viele Kinder sicherten ein gutes Auskommen auch im Alter. Wäre dieser Anreiz nicht gewesen, hätte es sicher viel eher schon keine Großfamilien mehr gegeben.

Daher frage ich mich eher, sollte man etwas, was nicht viele aus eigenem Antrieb wollen um jeden Preis durchpeitschen. Denn gerade wenn man sich die chinesische 1-Kind-Politik anschaut scheint der Erfolg mehr als zweifelhaft. Damit wäre wohl auch die Frage nach Strafen beantwortet: mehr als zweifelhaft.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo JotJot,

subjektive Erfahrungen kann ich subjektiv kontern, da viele Familien die ich kenne (nicht alle) bei denen ein oder beide Elternteile Akademiker oder Besserverdienende sind teilweis kein Kind und oft nur 1 - 2 Kinder haben.

Rein statistisch gesehen fallen "viele Kinder" und "sozial schlechter gestellt" / Nichakademiker häufigere zusammen als umgedreht.

» Käffchen2 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hallo Käffchen, die Statistik sagt aber im Allgemeinen nichts über die Gründe aus weswegen sich jemand gegen ein Kind oder mehrere Kinder entscheidet. Und dann gleich zu vermuten, dass es an der Karriere liegt halte ich für recht gewagt. Es gibt noch zig andere Gründe sich gegen Kinder zu entscheiden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo JotJot,

natürlich kann eine Statistik selten genaue Details liefern, aber laut dieser gibt es ja den Effekt, dass eben die, die einem Kind oberflächlich betrachtet mehr bieten können kaum Kinder haben bzw. wesentlich weniger.

Hier spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle, vielleicht ist die Hälfte von mir aus auch sterilisiert oder unfähig Kinder zu bekommen, aber für diese Gruppe gibt es doch scheinbar eine Reihe von Gründen (meiner Meinung u. A. Karriere) überhaupt keine Kinder oder wenn nur 1 - 2 Kinder zu bekommen während diejenigen die einem Kind "nicht mehr" als nur Liebe bieten können häufiger diese am liebsten an 3+ Kinder verteilen.

Welche Gründe sprechen denn aus deiner Sicht z. B. dagegen? Ich hab ja nur die aus meiner Sicht am ausschlagebensten genannt, das ist ja keine allgemeine und unumstößliche Doktrin ;) die ich verfasst hab.

» Käffchen2 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich fange mal von Hinten an. Strafen halte ich nicht für den richtigen Weg. Die Gesetzte in China beruhen auch nicht darauf, dass die Familien ihre Kinder evtl. nicht richtig fördern können, sondern weil dort generell eine Überbevölkerung herrscht.

Dann zu Förderung von Familien die Arbeiten gehen. Natürlich müssen wir die gerade dazu bringen, Kinder zu bekommen, aber dazu müsste sich die generelle Einstellung der Wirtschaft ändern. D.h es müsste für die Arbeitgeber ein Anreiz geschaffen werden, Eltern, also Arbeitnehmer mit Kindern, einzustellen. Das kann man machen, indem man die Kosten für diese Arbeitnehmer z.B. steuerlich begünstigt (sodass sie Arbeitgeber sogar daran etwas sparen) oder indem man (der harte Weg) sie sogar gesetzlich zwingt eine bestimme Quote von Eltern einstellen zu müssen.

Zudem müssten generell die Löhne etwas steigen, gerade für Familien mit Kindern. Denn so könnte man sich nicht nur mehr Kinder „leisten“, sondern man schafft auch einen Anreiz, dass die die Kinder bekommen um nicht arbeiten gehen zu müssen, wieder arbeiten wollen. Denn dann lohnt es sich wieder. Momentan steht man oft als Arbeitslose nicht besser da als wenn man arbeiten geht. Nur das man den Stress nicht hat.

Ich denke, dass deine Analyse was die Anschaffung mehrerer Kinder angeht, schon im großen und ganzen zutrifft. Zu dem o.g. Vorschlägen müsste sich dann natürlich auch das Drumherum stimmen. Denn was nützt es, wenn die Mütter sich Arbeit suchen, aber keinen Kindergartenplatz bekommen oder der so schlechte Öffnungszeiten hat, dass man dennoch seine Arbeitszeiten nicht wahrnehmen könnte.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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