Anleitung Seidenmalerei

vom 09.09.2008, 10:12 Uhr

Hallöchen ihr lieben

Ich hab teilweise so saisonbedingte Bastelvorlieben, also im Frühling und Sommer alles, was nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt und im Herbst und Winter kanns ruhig mal etwas sein, was auch mal länger dauert.

Seidenmalerei mach ich gerne im Herbst/Winter, einfach weil man Zeit und Muße dafür braucht bei einigen Tüchern, besonders dann wenn man eine Vorlage im Kopf hat, die man, zu Papier? nee, zu Tuch...bringen will.
Leider ist es auch recht teuer und für ein einziges Tuch lohnt es sich nicht, alle Materialien zu kaufen. Also ist es schon etwas, womit man sich über längere Zeit und auch öfter beschäftigen sollte, damit es sich rentiert.

Hier mal eine kleine Anleitung wie es funktioniert:

Doch fangen wir mit den Materialien an:

Man benötigt für ein Tuch
- verschiedene Farben (meist reichen schwarz, braun, gelb, rot, grün und blau aus, denn man kann ja auch die Farben vermischen)
- Mischweiß (ist sowas wie beim tuschen zum aufhellen der Farben)
- für weiße Flächen auf dem Tuch: Abdeckweiß
- Pinsel in verschiedenen Stärken (Borsten- und Haarpinsel)
- ein Bügeleisen
- Zeitungspapier
- einen Rahmen zum spannen
- Klemmen (zur Not gehts auch mit Reißzwecken, doch diese können unschöne Löcher verursachen, wenn man das Tuch zu straff spannt. Deswegen Reißzwecken immer in den Tuchrand stechen!)
- einige kleine Töpfchen oder Deckelchen zum mischen der Farben
- ein Glas Wasser zum Pinsel auswaschen
- Küchenkrepp

Will man ein Motiv aufmalen braucht man zusätzlich
- Gutter (Konturenmasse, gibts in schwarz, gold, silber, grün, braun und durchsichtig

für Effekte
- Effektsalz (geht auch mit Speisesalz, näheres unter "Salztechnik")

Wie geht denn nun das Malen? Also eigentlich ist es ganz einfach.

Beim Seidenmalen sollte man tunlichst alte Klamotten tragen, bei denen es auf Fleckchen nicht ankommt und Tisch und Boden mit Zeitungspapier abdecken. Es kann ja immer mal was daneben gehen. Man geht ins Bastelgeschäft und lässt sich einen Schal/ein Tuch, einen Rahmen, ein Vorlagenbuch, Pinsel, Klemmen zum aufziehen, Farben und Konturenmasse (Gutter) geben. Zu Hause sucht man sich dann erstmal ein Motiv aus, falls man nicht schon vorher eines im Hinterkopf hat.

Dann spannt man das Tuch so auf den Rahmen, dass es möglichst straff ist, auch in der Mitte. Dazu setzt man Klemmen die Ränder, und zwar so, dass die Farbe auch unter die Klemmen verlaufen kann und es keine unschönen Ränder gibt. Jeh nach Tuchgröße braucht man zwischen 8 und 12 Klemmen (ich zumindest ). Wenn man jetzt z.B. ein Bild malen möchte (für Mädels z.B. Cinderella) malt man vorsichtig mit einem weichen Bleistift die Umrisse der Figuren vor. Danach zeichnet man sie mit der Konturenmasse nach. Nach dem trocknen (die Konturen dürfen nicht mehr glänzen! Fingertest ob sie komplett trocken sind!) kann man das Motiv ausmalen.

Danach wird das Tuch trocknen gelassen, vom Rahmen abgenommen, zwischen Zeitungspapier gelegt und vorsichtig übergebügelt, Temperatur auf kleinster Stufe. Dann kurz die Farbüberschüße auswaschen (handwarmes klares Wasser), danach trocken föhnen (kleinste Stufe oder Kaltluft).

Fertig

Natürlich gibt es beim Seidenmalen auch verschiedene Techniken.Eine kleine Übersicht hab ich hier für euch.

Die Salztechnik

Eigentlich ist es keine Maltechnik, sondern eine Effektechnik. Im Bastelgeschäft gibt es bei Seidenmalbedarf sog. Effektsalz. Das ist grobkörniges Meersalz, welches die Farbe aus dem Tuch zieht. Dadurch ergibt es wunderschöne, allerdings unkontrollierbare, Sterneneffekte. Man kann nur die Stelle bestimmen, wo der Effekt sein soll und dessen Größe, nicht aber dessen Form und Aussehen.

Wer sich nicht extra Effektsalz kaufen möchte, kann auch normales Speisesalz nehmen. (Achtung: bei Speisesalz sind die Effekte nicht so hundertprozentig klar und man braucht mehr Körnchen als beim Effektsalz!)

Und so gehts:

Man bemalt ein Seidentuch nach seinen Vorstellungen. Nun gibt man BEVOR die Farbe trocken ist, auf einzelne Stellen des Tuches 1-2 Körnchen Effektsalz (bei Speisesalz 5-6). Dies tut man am besten sobald man mit einer Stelle fertig ist, an der der Effekt erscheinen soll. Wer größere Effekte haben will kann auch mehr Körnchen nehmen. Hierbei gilt allerdings: nicht zuviele Körnchen auf eine Stelle legen, sonst gibt es Ränder.

Wenn die Farbe trocken ist, pustet oder schüttelt man die Körnchen einfach vom Tuch, nicht wischen, sonst könnte das Tuch Fäden ziehen. Danach ganz normal (wie oben beschrieben) bügeln, auswaschen und trocknen.

Nass-in-Nass Technik

Das ist jetzt eine Maltechnik, bei der es vor allem auf eines ankommt, flinke Finger . Dadurch dass das Tuch während des Malens nass ist, verlaufen die Farben ein einander und es ergeben sich wirklich geniale Mischungen und Farbverläufe.

Kleiner Tip: Am Anfang kleine Tücher bzw Motive ausmalen. Das Tuch trocknet schneller als man denkt.

Zuerst wird das Tuch auf den Rahmen gespannt, (wer ein Motiv haben möchte, malt es jetzt mit Gutter auf) dann mit klarem Wasser nass gemacht (nicht triefend nass, sondern lediglich so nass, dass das Tuch durchscheinend ist). Am besten geht dies mit einem dicken Borstenpinsel oder (bei kleineren Motiven) mit einen dünnen Borstenpinsel. Jetzt muss es schnell gehen, denn das Tuch darf während des Malens nicht trocknen, sonst gibt es wirklich äußerst unschöne Ränder...Die Farbe wird jeh nach Geschmack aufgetragen, so dass sie ineinander verlaufen kann. Hierbei ist es hilfreich, die Farben direkt zu verbinden, das heißt mit einer Farbe in die andere hinein zu malen. Das ergibt wunderschöne Farbkombinationen und Verläufe. Diese Technik eignet sich vor allem für großflächiges Malen, wie z.B. für große Blüten, die außen dunkler und innen heller werden sollen.

Wenn es fertig ist, wieder trocknen lassen, bügeln, auswaschen, fönen.

Abbindetechnik

Wer schon einemal ein T-Shirt gebatikt hat, wird diese Technik kennen. Sie eignet sich für Schals und Tücher, die ohne Rahmen gemacht werden können, also wo man kein bestimmtes Motiv im Kopf hat. Man benötigt dafür zusätzlich zu den üblichen Materialien Gummibänder oder Bindfäden zum Abbinden einzelner Tuchstellen. Diese Fäden oder Gummibänder müssen sehr straff sitzen, sonst verlaufen die Farben, was man ja vermieden will. Dann tupft man die Farben auf die Zwischenräume und in die Falten hinein, die sich durch das abbinden ergeben haben.

Wenn man fertig ist, lässt man das Tuch so wie es ist, also noch gebunden, trocknen. Erst wenn die Farben trocken ist, entfernt man die Bänder, bügelt das Tuch, wäscht es aus und trocknet es wie üblich mit dem Fön.


So, das wars erstmal. Ich hoffe, diese kleine Einführung hat euch gefallen und evtl. hat der eine oder anderen von euch Lust aufs Seidenmalen bekommen?!

» Naddi » Beiträge: 200 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Schöne Anleitung hast du da geschrieben. Zeichnest du die Motive erst nach dem Spannen auf das Tuch? Weil es bei mir dann immer so war, das das Motiv leicht verzerrt war. Ich habe das Tuch nie 100% ig im Fadenlauf gespannt bekommen, weswegen ich das Motiv immer vor dem Spannen aufgezeichnet hatte. Außerdem kann man dazu auch die Vorlage besser unter die Seide legen und dann mit einem weichen Bleistift die Konturen nachzeichnen.

Für Motive hat du geschrieben, dass du da Gutta benutzt. Man sollte vielleicht erwähnen, dass man zum Auftragen der Gutta ein Fläschchen und einen Aufsatz (Tülle) benötigt, um die Linien mit der Gutta nach zufahren. Die Aufsätze gibt es in verschiedenen Stärken, für die Linienbreite. Wenn man die Linien schön dünn haben möchte, dann kann das mal sein, dass nach dem Auftragen die Guttaline nicht ganz geschlossen ist, ich habe das dann immer getestet, in dem ich vor her nur mit Wasser auf dem Pinsel in das Motiv gemalt habe und so konnte ich sehen , ob es noch irgend wo Buchstellen gab. Man kann auch bei kleineren Motiven einen bestimmten Malgrund nehmen, dadurch fließt die Farbe nicht so gut und wenn man mit möglichst wenig Farbe am Pinsel das Motiv ausmalt, dann muß man keine Gutta nehmen. Die Malgrundtechnik brach aber etwas Übung.

Als Vorlagen kann man auch Fensterbildermotive, Malbücher von Kindern und eigentlich alles nehmen, was scharfe Konturen aufgemalt hat.

Ich habe z.B. Blumen aus einem Botanikbuch abgezeichnet und die Motive ausgemalt, den Hintergrund habe ich denn in Aquarelltechnik gestaltet. Das ganze habe ich auf Bügelvlieseline gebügelt und als Bilder gerahmt. Man kann also auch etwas anderes als Tücher damit gestalten. Auch Fensterbilder habe ich damit gemacht, dazu habe ich die fertigen Bilder in Tonpapierrahmen geklebt.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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