Sind hochsensible Menschen krank?
Ich habe nur schon öfter gehört, dass es Menschen gibt, die hochsensibel sind und daher anders fühlen sollen. Für sie soll das Leben schon schwieriger sein. Inwiefern kann ich jedoch nicht sagen, da ich zu wenig darüber weiß. Aber es gibt wohl Ratgeber und Selbsthilfebücher zu dem Thema.
Nun höre ich durchaus auch mal, dass es zu aufgebauscht würde, was Menschen mit Hochsensibilität angeht. Aber andere meinen, dass es sich dabei um eine Krankheit handelt. Sind hochsensible Menschen wirklich krank? Kann man da von einer psychischen Erkrankung sprechen? Gibt es da Therapien? Oder sogar Medikamente? Wie muss man sich das vorstellen?
Ich reagiere auch auf vermeintliche Alltagsthemen sehr hochsensibel und habe dabei aber nicht den Eindruck, dass es sich bei mir um eine psychische Erkrankung halten könnte, die unbedingt therapiert gehört. Eine Hochsensibilität kann und sollte man nicht pauschalisieren und um sich da überhaupt ein Urteil erlauben zu können, dazu müsste man sich mal den konkreten Fall etwas näher anschauen.
Sicher gibt es auch sehr sensible Menschen die krank sind, genauso gibt es auch unsensible Menschen die krank sind. Ich sehe aber keinen Zusammenhang zwischen dem Einfühlungsvermögen eines Menschen und einer Anfälligkeit für Krankheiten. Und ganz sicher sind nicht pauschal alle sensiblen Menschen krank. Und ganz sicher braucht nur ein sehr geringer Teil von ihnen eine Art Therapie. Ich habe einen Nachbarn der bei jeder Kleinigkeit gekränkt und beleidigt ist. Das wäre so ein Fall. Aber jemand der einfach nur einfühlsam und verständnisvoll ist braucht ganz sicher keine Therapie.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was daran eine Krankheit sein soll. Jeder Mensch ist anders und jemanden als therapiebedürftig anzusehen, nur weil er von der Norm abweicht ist doch total bescheuert, mal ehrlich. Hochsensible Menschen reagieren nur empfindlicher für Reize und nehmen sie stärker wahr. Das ist doch keine Krankheit. Meiner Ansicht nach kann das nur jemand behaupten, der sich nie mit dem Thema wirklich beschäftigt hat.
Man sollte "hochsensibel" vor allem nicht mit Empfindsamkeit im sozialen und zwischenmenschlichen Sinn in einen Topf werfen. Man kann sehr gut empfindlich bezüglich Sinnesreizen sein und zugleich komplett unbeeindruckt vom Seelenleben des Umfelds. Ich zum Beispiel bekomme in Nullkommanix Kopfweh von Neonlicht und Nuttendiesel, muss mich nach Familienfeiern grundsätzlich im Dunkeln hinlegen (Reizüberflutung) und verdrücke trotzdem kein Tränchen, wenn die Arbeitskollegin zum dritten Mal in diesem Quartal mit ihrem Liebeskummer hausieren geht.
Und so problematisch die Schubladen sind, in die man gesteckt wird, ein paar Vorteile haben sie doch. Erstens weiß man, man ist nicht alleine mit seiner Wahrnehmung, und schon gar nicht defekt, sondern eben so gestrickt. Und zweitens ist es so einfacher, nicht immer gegen die eigene Natur zu leben, weil man sich einredet: Alle anderen können das doch auch!
Ich zähle mich auch zu den hochsensiblen Menschen. Wirklich reflektiert habe ich das aber auch erst vor etwa acht Jahren, genau weiß ich es nicht mehr. Aber ich denke, das ich das schon immer war, schon als Kind. Ich war immer eher ruhig und zurückhaltend und wenn die Kinder um mich herum immer lauter wurden, wurde ich immer leiser.
Jetzt, als Erwachsene ist es nicht leichter, mit dieser Hochsensibilität zu leben. Man fühlt alles intensiver und stärker, als andere Menschen. Was anderen Menschen leidtut, tut uns hochsensiblen Menschen bereits weh. Ich merke das immer besonders stark, wenn es um Tiere geht. Sehe ich in sozialen Medien Beiträge über gequälte oder ausgesetzte Tiere, kullern mir sofort die Tränen. Ich kenne diese Tiere nicht, aber es tut mir in der Seele weh.
Auch Außenreize sind für mich nur schwer zu ertragen. Es geht schon los, dass mich laute Telefonate massiv stören und ich es einfach nicht nachvollziehen kann, warum manche regelrecht in ihren Telefonhörer brüllen müssen, so dass man sie durchs ganze Haus hört. Mich stören auch Raschel-Geräusche, zum Beispiel Keks- oder Chipstüten. Wenn ich sie selber öffne und daraus esse, stört es mich komischerweise nicht, aber eben bei anderen. Vermutlich kommt das daher, weil man es nicht beeinflussen oder in dem Moment einfach abstellen kann.
Grelles Licht ist ebenfalls ein großes Thema bei mir, ich arbeite am liebsten mit natürlichem Tageslicht. Künstliches Licht hasse ich, wie die Pest, weil es mich stört und ich das Gefühl habe, dass es mich blendet. Ich fühle mich auch unwohl, weil es mir eine gewisse Unruhe bereitet. Ich sitze seit letzter Woche in einem Büro im Keller und wenn die Sonne nicht scheint, muss man leider das Licht einschalten, weil es sonst zu dunkel ist. Ich habe aber schon den Chef angesprochen, ob wir Schreibtischlampen bekommen können, die man über den Bildschirmen anbringen kann.
Auch Menschen, die einem blöde Antworten geben oder einen grundlos anmeckern oder sich auch nur mal im Ton vergreifen, machen mir Angst. Ich ärgere mich tagelang darüber. Und das wiederum ärgert mich auch, dass ich das mit nach Hause nehme. Denn die betreffende Kollegin wird sicher in ihrer Freizeit nicht eine Minute über mich nachdenken, aber ich tue es.
Und nein, hochsensible Menschen sind nicht krank, es ist lediglich ein Wesensmerkmal. Dagegen gibt es keine Therapie, warum auch? Und Medikamente würde ich schon gar nicht nehmen, denn egal, was man einnimmt, Psychopharmaka haben immer Nebenwirkungen, die bestimmte Symptome auch noch verschlimmern können.
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