Zu lange Single, um noch einmal eine Beziehung zu haben

Die Zahl der Singles ist ja in der letzten Zeit deutlich gestiegen, gerade in Großstädten, wie beispielsweise in Berlin, man sagt ja nicht umsonst "die Hauptstadt" der Singles. Nun ist es bei mir auch so, dass ich mittlerweile über elf Jahre Single bin und denke, dass man nach so einer langen Zeit des Alleinseins einfach den Anschluss verpasst hat. Klar könnte man sich auf seriösen Single-Portalen anmelden und nach einem Partner suchen, aber das habe ich schon vor gut fünf Jahren aufgegeben, weil es mir schlichtweg zu blöd war. Die meisten Männer haben nichts Ernstes gesucht, eher so etwas wie eine "feste Affäre" oder "Freundschaft Plus".

Da ich letzteres schon einmal hatte und am Ende als Verliererin aus der Sache herausgegangen bin, ist das nicht mein Modell. Und so im Alltag ist es ja auch nicht die Regel, dass man Leute kennen lernt, wenn man jetzt nicht gerade in einer Branche arbeitet, in der man viel mit Menschen zu tun hat. Ich gehe weder feiern, noch habe ich täglich mit Menschen zu tun, da wird es tatsächlich schwer. Oft denke ich aber auch, dass man dieses "Beziehungsding" gar nicht mehr leben kann, wenn man so lange alleine war. Wie heißt es doch so schön, man kultiviert seine Marotten, bis man komplett beziehungsunfähig ist.

Aber es ist schon so, man hat seine Abläufe und Strukturen, von denen man auch ungerne abweichen möchte. Umso älter man wird und umso länger man alleine lebt, desto weiter sinkt auch die Kompromissbereitschaft. Ich muss mich da leider auch outen, ich könnte es mir momentan nicht vorstellen, jemanden dauerhaft um mich herum zu haben, geschweige denn, noch einmal mit jemandem zusammenzuziehen. Für mich hat das Single-Leben ja auch Vorteile. Ich kann mir meine Freizeit gestalten, wie ich möchte, kann tun und lassen, was ich will und brauche niemandem Rechenschaft ablegen.

Ich kann aufstehen und essen, was ich will, ich muss nicht zwingend kochen usw. Auch der Weihnachtsstress, der mir früher so auf die Nerven gegangen ist, fällt weg. Also die ganze Einkauferei und die Pflichtbesuche, bei denen man irgendwann Hummeln im Hintern hatte. Andererseits fehlt einem doch etwas. Gerade in Situationen, in denen man traurig ist, wünscht man sich doch jemanden an seiner Seite. Was denkt Ihr, Team Single oder eher Familie/Partnerschaft? Denkt Ihr auch, das nach einer zu langen Zeit des Single-Lebens "der Zug abgefahren" ist?

Ich persönlich halte diese Aussage, man könne ohne Beziehung machen, was man wolle, ja meistens für eine reine Schutzaussage. Also nicht, dass das jetzt hier auch der Fall ist, das weiß ich nicht und kann ich nicht beurteilen, aber es gibt ja einige Leute, die genau diese Argumentationslinie fahren oder ihre Situation so positiver darstellen als sie vielleicht gefühlt ist. Ich frage mich dann immer, was man denn als Single einfach machen kann, was man in einer Beziehung meistens nicht macht, vom Offensichtlichen abgesehen.

Wir essen wann und was wir wollen und wir schlafen und stehen auf, wann und wie wir es wollen und müssen. Auch ansonsten sehe ich keinen großen Unterschied, wenn mein Freund da ist oder nicht, außer dass man manchmal ruhiger sein muss, weil man Rücksicht nehmen muss. Aber ansonsten? Mmh, ne, kann ich nicht bestätigen. Aber okay, das war ja auch nicht die Frage. Tendenziell glaube ich auch, dass man mit steigendem Alter und Singledasein intoleranter gegen jemandem im eigenen Raum wird.

Das heißt ja aber nicht, dass man, wenn der Wunsch groß genug ist, nicht trotzdem wieder eine Beziehung haben könnte. Nicht alle Paare müssen zwingend zusammenleben, das ist so ein Ideal in unserer Gesellschaft und hat natürlich manchmal oder sogar oft finanzielle Hintergründe. Aber genauso gibt es gerade bei Älteren über 50 oft die Konstellation, dass Leute eine Beziehung haben, aber viel in ihrem Leben eben nicht teilen, wie zum Beispiel das Geld oder den Wohnraum.