Können Aufenthalte in der Natur zur Sucht werden?
Zugegeben, bevor die Corona-Zeit losging, hat mich die Natur nie wirklich interessiert, für mich gab es nur arbeiten gehen und am Wochenende Partys. Laufen? Bloß nicht, alles, was über 500 Meter hinausgeht, ist Landstreicherei.
Und als dann die "Zwangspause" kam und mir irgendwann förmlich die Decke auf den Kopf gefallen ist, bin ich einfach losgelaufen, einfach moderat spazieren. Erst waren es kleine Runden zwischen zwei oder drei Kilometern und nach ein paar Tagen hatte ich mich dann auf eine 6 Kilometer-Runde eingespielt, immer andere Routen.
Irgendwann dann habe ich gemerkt, wie gut mir das tut und dass ich mich jedes Mal, wie neu geboren fühle, wenn ich mich draußen bewegt habe. Meine mentale Gesundheit hatte sich dadurch auch sehr gebessert. Und so habe ich das dann beibehalten, jeden Tag nach der Arbeit ab nach draußen, sofern es nicht geregnet hat oder zu heiß war. Mittlerweile kann ich aufgrund meines Gleitwirbels nicht mehr so lange laufen, daher fahre ich Fahrrad. Die kleine Runde sind 15 Kilometer und die große sind dann gerne mal zwischen 20 und 25 Kilometern.
Was mir aufgefallen ist, im Jahr 2023 bin ich noch nicht so viel mit dem Fahrrad gefahren, sondern nur spazieren gegangen. Als es dann Sommer wurde und man es draußen nicht mehr ausgehalten hat, bin ich in meiner kühlen Wohnung geblieben. Und da habe ich gemerkt, dass ich fast schon aggressiv wurde, weil ich nicht nach draußen konnte. Ich mag es generell nicht, den ganzen Tag nur in der Wohnung zu hocken, aber da ich nicht hitzetauglich bin, ging es ja nicht anders. Und umso länger diese brütende Hitze anhielt, desto unwirscher wurde ich innerlich.
Ich brauche wenigstens eine Stunde täglich an der frischen Luft und in der Natur, sonst fehlt mir was. Und wenn ich dann eben längere Zeit nicht mehr draußen war, geht es mir mental auch nicht so gut.
Glücklicherweise geht es mit dem Fahrrad besser, da kann ich auch noch bei 30 Grad im Schatten fahren, weil man ja durch den Fahrtwind ein wenig Abkühlung bekommt. Kennt Ihr das auch, dass Ihr quasi Euren "Auslauf" oder Eure Bewegung in der Natur täglich braucht? Und wie geht es Euch damit, wenn es mal längere Zeit nicht klappt, habt Ihr auch das Gefühl, dass Euch etwas fehlt?
Wenn, dann ist es wohl die gesündeste "Sucht", die man sich vorstellen kann. Man muss nicht alles pathologisieren. Nicht jedes Hobby und nicht jede Leidenschaft sind gleich "Süchte". Oft genug liegen dem Ganzen verständnislose Kommentare der Umwelt zugrunde: "Was, du hast das ganze Wochenende gelesen/gezockt/gehäkelt? Allmählich wird das doch zur Sucht bei dir!" Meistens kommen derlei Sprüche von Leuten, die schlichtweg andere Hobbys oder Leidenschaften haben, oder in vielen Fällen auch gar keine.
Kritisch wird es erst, wenn andere Lebensbereiche und/oder die Gesundheit darunter leiden, und da muss man schon viel im Wald spazieren gehen, bis das eintrifft.
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