Shopapotheke wirklich nachhaltige Lieferung?
Da kommt ein Paket mit Medikamenten von oben heruntergeflogen. So stellt es die Fernsehwerbung für eine bekannte Online-Apotheke dar. Und die Oma übernimmt sogar begeistert den Slogan "Mega" in den Mund, wenn sie noch einen Tag auf ihre Medikamente warten muss, anstelle sie direkt beim Apotheker um die Ecke sofort abzuholen oder abholen zu lassen.
Abgesehen davon, dass durch die neue Rezept-Einlösungsmethode dieses Thema wieder aktuell wurde, bin ich der Meinung, dass man einmal hinterfragen sollte, ob nicht diese Art der Lieferung Benzin, Diesel, Akkuladung des E-Autos, sonstige Kosten der Logistik, kurzum Ressourcen verschwendet, anstelle als "nachhaltig" zu gelten.
Ich habe letztens sofort ein Medikament gebraucht. Da kann ich nicht noch einen Tag warten, weil sich die Symptomatik dann verschlechtern würde. Als ich nach dem Arztbesuch in der Apotheke ankam, steckte der "in der Apotheke Seiende" hinter dem Tresen meine Gesundheitskarte in das Lesegerät. Nach 10 Sekunden Wartezeit erschien das einzulösende Rezept auf dem Bildschirm, und konnte dann aus der automatischen Ablage herausgenommen werden.
Mit der Therapie konnte so ohne Gefahr im Verzuge rechtzeitig genug begonnen werden. So muss Apotheke, nicht noch "Mega" mit Anlieferung einen Tag später. "Unsere" Apotheke am Ort liefert sogar auf Wunsch am gleichen Tage frei Haus, sollte ein Medikament nicht sofort am Lager sein. Was habt Ihr für eine Meinung dazu?
Warum sollte das Bestellen bei einer Online-Apotheke weniger nachhaltig oder für den Patienten nachteiliger sein als die Apotheke vor Ort? Du gehst nämlich mal wieder nur von dir, deiner Versorgung mit Apotheken vor Ort und einem bestimmten Online-Anbieter aus.
Viele Menschen machen schlichtweg die Erfahrung, dass ihre verordneten Medikamente eben nicht in der Apotheke vor Ort sofort lieferbar sind. Ich habe beispielsweise eine feste Stamm-Apotheke, wo ich jedes Quartal die gleichen Medikamente abhole. Die müssen trotzdem größtenteils bestellt werden, weil die Lagerkapazitäten nun einmal begrenzt sind.
So, das klappt da sogar sehr zügig, weil der Fahrer vom Großhandel fünfmal täglich liefert. Wie nachhaltig ist das aus deiner Sicht? Da kommen drei Großhändler jeden Tag! Zwei dreimal und einer fünfmal. Andere Apotheken, insbesondere auf dem Land, werden aber oft nur einmal täglich beliefert. Da geht das auch nicht schneller, wenn ein Mittel nicht vorrätig ist.
Dazu kommt, dass viele Apotheken nicht mehr liefern, was für sehr kranke oder sehr alte Menschen vor große Schwierigkeiten stellt. Weil selbst in der Großstadt ist die Verteilung der Apotheken nachteilig für wenig mobile Menschen. Hier bei uns haben wir beispielsweise vier Apotheken für einen Stadtteil mit 14.000 Menschen. Leider sind alle in der Fußgängerzone des Stadtteils, die vor sich hinstirbt. An den Einkaufszentren oder Marktplätzen gibt es keine.
Und dann geht es ja nicht nur um verschreibungspflichtige Medikamente. Sehr viele Medikamente muss man heutzutage ja selber kaufen. Nimm nur meine Tabletten gegen meine Allergie. 100 Stück kosten 39,90 Euro in meiner Apotheke. Online zahle ich 5,90 Euro. Meine Schmerztabletten gegen Migräne: 9,50 Euro für zwei Stück vor Ort, online kosten die gerade einmal 2,50 Euro.
Du bist doch viel in den Niederlanden unterwegs. Die kommen interessanterweise mit halb so vielen Apotheken aus, die mehr Service bieten. Und viele Dinge bekommst du unkompliziert im Supermarkt oder bei Kruidvat. Wir werden uns unser System, das hält weder sonderlich wirtschaftlich noch nachhaltig ist, sowieso nicht mehr lange leisten können.
Es geht bei der Verwendung des erwähnten Begriffes "Nachhaltigkeit" hier vornehmlich um Vermeidung von Kosten, die mit zusätzlichem Verpackungsmaterial, Treibstoff für Transport, extra Personalaufwand und so weiter verbunden sind.
Also in "meiner" Apotheke vor Ort ist bereits ein größerer elektronisch steuerbarer "Lagerraum" für Medikamente vorgesehen, der turnusmäßig neu bestückt wird.
Nur so bekommt man das für Herpes Zoster notwendige Medikament ohne zusätzliche Verzögerung von 24 Stunden, wenn man es eben nicht online per Internetapotheke bestellt. Gerade bei einigen Krankheiten ist jeder Zeitverzug in der Medikation tunlichst zu vermeiden. Bei dem hier als Beispiel angeführten Krankheitsbild hat eine wirksame Therapie zur Vermeidung des gefürchteten Post-Zoster-Syndroms nach Auftreten der ersten Symptome innerhalb von 72 Stunden zu erfolgen.
Und ein Patient hat sich vielleicht in der irrigen Annahme, es handele sich um Bettwanzenbisse schon zwei Tage herumgequält, bis er endlich zum Arzt geht. Dadurch wird die Zeitspanne zur Medikation immer kürzer.
Und die Medikamente für diesen oder ähnlich gelagerten Einsatzzweck hat wohl nicht nur meine, sondern auch jede "Dorfapotheke" auf Lager zu haben. Durch die Verlagerung der Bestellweise auf Internetshops hat nicht nur die Post mehr zu tun, sondern auch die Lieferdienste der Online-Apotheken. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob die online bestellten Medikamente nun nicht doch mit der Post verschickt werden. Und die neuesten Informationen besagen, dass geplant ist, eine Zustellungszeit bis auf drei Tage zu verlängern.
Abgesehen davon sind dann noch die generellen Unbequemlichkeiten und Unsicherheiten in der Post-, beziehungsweise Paketzustellung zu nennen. Jedenfalls in Großstädten mit Hochhäusern werden neuerdings Pakete einfach irgendwo im Hausflur abgestellt, und jeder kann dann diese mitnehmen, auch wenn er nicht der Adressat ist.
Ist das Päckchen mit den Medikamenten auf dem Transportwege abhanden gekommen, ist das Geld weg, zumindest die Zuzahlung, und das Rezept ist verfallen. Das böse Erwachen kommt spätestens, wenn die Rechnung von der Online-Apotheke kommt, oder das Geld per Lastschrift eingezogen wurde, ohne, dass Lieferung beim Patienten ankam.
Wenn irgendwelche bei Fehldosierung und so weiter gesundheitsgefährdende Medikamente, die einfach vor der Haustür im Flur abgelegt wurden, so in die Hände von Unbefugten oder spielenden Kinder kommen, wer trägt dann die Verantwortung?
Auch hier mein Grundsatz, wozu Smartphone-App, wozu eine derartige technische Aufrüstung, wenn es einfacher und Pappkarton und Benzin sparender geht. So ist es meiner Meinung nach richtiger: Ich gehe zum Arzt, der verschreibt mir ein Medikament, ich gehe zur Apotheke vor Ort und bekomme dort mein Medikament. Fall erledigt. In diesem Fall eine Sache von 5 Minuten und nicht 24 Stunden "Mega".
Eine Frage drängt sich mir noch auf: Für verschreibungspflichtige Arzneimittel hat der Gesetzgeber eine Preisbindung eingeführt, um einen ruinösen Wettbewerb zu unterbinden. Wozu wird dann noch mit App und dergleichen im Fernsehen dafür Reklame gemacht. Gewinne werden damit von den Online-Apotheken ja wohl nicht gemacht, und wenn, wie.
Und: Der Kunde hat die Versandkosten zu tragen, oder? Insgesamt sind die Medikamente dann teurer als in der "normalen" Apotheke vor Ort besorgt. Und eine Quittung für die Zuzahlungen bekomme ich auch nicht.
Für die Befreiung von der Zuzahlpflicht muss man ja alle Quittungen ausgedruckt der Krankenkasse vorlegen können. Habe ich jetzt mal hier, mal da, mal online, mal auf herkömmlichen Wege vom Arzt verordnete, verschreibungs- und apothekenpflichtige Medikamente besorgt, dann habe ich wohl Schwierigkeiten in der Dokumentation.
Hier werden einige Märchen verbreitet. Meine erste Bestellung wurde von kriminellen Hausbewohnern unterschlagen. Meine Versandapotheke, Medikamente-per-Klick, von der ich seit Jahren auf Rechnung beliefert werde, reagierte sofort mit einer Ersatzlieferung. Zusätzlich musste ich gar nichts bezahlen, nicht einen Cent. Ich nehme an, die DHL wurde zur Kasse gebeten, weil deren Zusteller den Fehler machte, tagelang ganze Konvolute von Sendungen bei einer schon auf den ersten Blick zwielichtigen Adresse abzugeben.
Zudem: Rezeptfreie Medikamente, die ich überwiegend in beträchtlicher Anzahl bestelle, sind erheblich billiger als im stationären Handel. Mitunter mehr als die Hälfte des ansonsten üblichen Preises. Außerdem können auch rezeptpflichtige Arzneimittel mitunter deutlich günstiger sein, wenn sie aus dem Ausland kommen. Für mich interessant, weil ich hin und wieder Privatrezepte ausgestellt bekomme.
Tiereversteher hat geschrieben: Außerdem können auch rezeptpflichtige Arzneimittel mitunter deutlich günstiger sein, wenn sie aus dem Ausland kommen.
Die Frage nach der Lukrativität der Geschäftsidee der Online-Apotheken wäre mit dieser Aussage wohl am zutreffendsten verdeutlicht. Die von dort bezogenen Medikamente, die der Preisbindung unterliegen, sind also oft nicht diejenigen, die der Originalhersteller vertreibt, sondern Generika, über deren genaue Herkunft oft nicht klar kommuniziert wurde, oder die eventuell sogar unter umweltschädigten Produktionsmethoden zum Beispiel in Indien hergestellt werden.
Dass sicher auch der Markt für rezeptfreie Medikamente für Online-Apotheken interessant ist, kann ich mir gut vorstellen. Aber wer garantiert mir denn, dass nicht hie und da auch in der Rezeptur gemogelt wurde.
Und dass es zu Zustellpannen kommen kann, diese nicht völlig ausgeschlossen werden können, wurde ja beispielhaft verdeutlicht. Jedenfalls habe ich in so einem Falle als Kunde zunächst den Ärger mit Reklamationen, und meine Kopfschmerzen, die ich eigentlich mit dem Medikament aus der Apotheke beseitigen wollte, sind zwischenzeitlich durch den zusätzlichen Stress womöglich noch größer geworden.
Das vergisst man oft: Patienten nehmen Medikamente nicht nur so zum Spaß ein, oder weil sie gerade so Lust darauf haben. Viele Medikamente sind geradezu lebensnotwendig. Und da irgendwelche Lieferverzögerungen zu tolerieren, scheint nicht zielführend.
Glücklicherweise kann jeder Patient selbst entscheiden, zu welcher Apotheke er mehr Vertrauen hat.
Ich finde, Online-Apotheken haben definitiv ihre Daseinsberechtigung, gerade wenn man das Thema Nachhaltigkeit betrachtet. Klar, der Paketbote ist sowieso unterwegs, und ob er dann ein paar Stopps mehr macht, um Medikamente zu liefern, ist immer noch besser, als wenn hunderte Menschen selbst mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Apotheke fahren müssen. Das spart unterm Strich eine Menge Emissionen und Ressourcen. Man sollte ja nicht vergessen, dass viele Menschen für den Weg zur Apotheke eben nicht einfach um die Ecke gehen können, sondern oft längere Strecken zurücklegen müssen.
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen eine Apotheke vor Ort einfach unverzichtbar ist, zum Beispiel wenn man dringend ein Medikament braucht und keine Zeit hat, auf die Lieferung zu warten. Da geht es dann aber eher um akute Notwendigkeiten und nicht so sehr um die Frage der Nachhaltigkeit. Solche Notfälle sind glücklicherweise nicht der Normalfall. Die meisten von uns brauchen Medikamente ja nicht sofort und können gut darauf warten, dass sie per Post kommen.
Am Ende muss man natürlich abwägen, was für die jeweilige Situation sinnvoller ist. Wenn man seine Medikamente regelmäßig braucht und gut planen kann, ist die Bestellung in einer Online-Apotheke eine praktische und umweltschonende Lösung. In akuten Fällen bleibt die Vor-Ort-Apotheke aber unverzichtbar, auch wenn das in Sachen Nachhaltigkeit dann nicht die optimalste Lösung ist. Aber wie gesagt, die meisten Situationen sind nicht so dringend, dass man immer sofort in die Apotheke rennen muss.
Also in Köln war das zum Beispiel so, dass unter der Arztpraxis im ersten Stock im Erdgeschoss gleich die passende Apotheke zu finden war. In Leverkusen im Ärztezentrum ist unten im Erdgeschoss auch gleich eine Apotheke mit in den Gebäudekomplex integriert. Und so wird es sich in vielen anderen Städten auch verhalten.
Und die genannten Apotheken hatten auch genau diejenigen Medikamente stets vorrätig, die häufig von den Fachärzten verordnet wurden. Für den Augenarzt beispielsweise die Antibiotikatropfen für die Vorbereitung zur Operation. Da habe ich direkt einmal auf der Frankfurter Straße bei Doc Morris, gegenüber der Arztpraxis, mein Rezept einlösen wollen und erntete nur Kopfschütteln. Das Antibiotikum müsse erst bestellt werden. In der Apotheke, ein paar Schritte weiter erhielt ich ein taufrisches Antibiotikum direkt zum Mitnehmen.
Da frage ich mich allen Ernstes, auf welches Geschäftsmodell gründen sich diese "Online-"Apotheken eigentlich, wovon Doc Morris, soweit mir bekannt ist, der Vorreiter gewesen sein dürfte. Sowohl als Online-Shop, als auch in Form von einer Geschäftsfiliale mit in weißen Kitteln herumwuselndem Personal.
"Ham wer nich." Diese Aussage des Personals war dann bei ausnahmslos allen weiteren Besuchen bei Doc Morris in der besagten Filiale der Fall. Noch nicht einmal handgezapftes Isopropylalkohol in kleinen Fläschchen gab es, nebenbei auch noch so ein Verkaufsangebot von "klassischen" Apotheken, neben Homöopathie-Präparaten und Natriumpermanganat zur Desinfektion des Gemüses. Ob Doc Morris mittlerweile seine Strategien kundenspezifischer angepasst hat, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt war ich, durch Fernsehreklame richtig neugierig geworden, dann nur noch enttäuscht.
Aber glücklicherweise wimmelte es auf der Frankfurter Straße in Köln nur so vor Apotheken. Eigenartigerweise hatten diese alle zur gleichen Zeit ihren Ruhetag. Stand sogar schon einmal in der Zeitung. Hat sich vielleicht auch geändert.
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