Wie wird die Rentenaufschubprämie angenommen werden?
Die derzeitige Bundesregierung plant ja die Einführung einer Rentenaufschubprämie und erhofft sich davon, dass möglichst viele Rentenberechtigte noch nicht in Rente gehen und dem Arbeitsmarkt weiterhin zur Verfügung stehen. In meinem näheren Umfeld hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen und bisher waren es nur sehr wenige die unter diesen Bedingungen bereit wären weiterzuarbeiten. Was haltet ihr von dieser Rentenaufschubprämie und wie wird diese wohl angenommen werden?
Eine Aufstockung der später tatsächlich in Anspruch genommenen Rentenzahlungen erfolgt ja. Und noch mehr finanzielle Anreize sind also gegeben. Allerdings wird solch ein Angebot hauptsächlich für bestimmte Berufsgruppen und Beschäftigte in höheren Positionen attraktiv sein.
Wie zum Beispiel für den letztens im Fernsehen vorgestellten Betriebsleiter, der so langsam an die "Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses aufgrund Erreichens der Altersgrenze" denken muss, obwohl er noch voll im Geschäft ist und gerne weitermachen möchte, weil ihm die Arbeit offensichtlich Spaß bereitet und eine Selbstbestätigung darstellt.
Leider gibt es wahrscheinlich auch Firmen und Beschäftigungsverhältnisse, die die Mitarbeiter dazu drängen werden, länger, das heißt über das Renteneintrittsalter hinaus für sie tätig zu bleiben, weil es einfach an Nachwuchs mangelt.
Hier denke ich vor allem an die Gruppe der Hausärzte. Während in den 1980er Jahren noch vehement von einer sogenannten Ärzteschwemme ausgegangen worden war, das Medizinstudium ein Schikane reicher Horrortrip ohne Erfolgsgarantie, haben sich die Verhältnisse in den letzten Jahren geradezu um 180 Grad gedreht.
Heutzutage sucht man händeringend nach Praxisnachfolgern. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob dieses vorgeschlagene "freiwillige Renteneintrittsalter Verschiebungsmodell" auch für die Gruppe der Ärzte Gültigkeit besitzt. Diese sind ja Selbstständige und versichern sich privat. Und trotzdem gilt unter anderem ja auch noch darüber hinaus eine Praktizierungsgrenze bei 70 Jahren, soweit ich weiß.
Diese Grenze wird damit begründet, weil davon ausgegangen wird, dass die Fehldiagnosen und Kunstfehlerrate mit fortgeschrittenem Alter der Ärzte auch unproportional stark zunehmen. Deswegen nimmt man die potenziellen, eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellenden, dabei gewiss sehr selbstbewusst auftretenden, von ihrer, wie sie selber meinen, ungebrochen Schaffenskraft voll und ganz überzeugten Halbgötter in Weiß dann vorsorglich per Gesetz aus dem Rennen, bevor größerer Schaden entsteht.
Viele sind aber schon vorher derart ausgelaugt von der anstrengenden Tätigkeit, dass sie beklagenswerter Weise das Renteneintrittsalter überhaupt nicht erreichen und schon vorher das Zeitliche segnen dürften. Letzteres träfe natürlich auch gerade für diejenigen Berufsgattungen zu, deren Mitglieder zeitlebens einer starken körperlichen Belastung und harten Arbeitsbedingungen ausgesetzt waren.
Wenn jemand mich fragen würde, ich würde es machen. Aber nicht ewig lange, sondern vielleicht nur ein zwei Jahre länger. Spätestens, wenn ich merke, dass ich nicht mehr so recht mitkomme, dann wird es schleunigst Zeit, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Das wichtigste Kriterium ist ja die Selbsteinschätzung dabei. Vielleicht wird ja dann doch noch eine Gesundheitsprüfung obligatorisch, weil das mit der Selbsteinschätzung so eine Sache ist.
Gorgen, was um Himmels Willen haben Hausärzte mit der Rentenaufschubprämie zu tun? Die sind selbstständig und von der Beitragspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreit, weil sie ein eigenes Versorgungswerk haben.
Außerdem gab es für die privatärztliche Tätigkeit noch nie eine Altersgrenze. Und die Zeiten, als niedergelassene Ärzte mit 68 Jahren die Kassenzulassung verloren haben, sind auch schon lange vorbei. Und das ist keine neue Erfindung. Das wurde längst beschlossen und ist seit 2009 rechtskräftig. Seitdem kann man übrigens auch mit mehr als 55 Jahren eine Kassenzulassung erhalten.
Ansonsten ist das doch alles nicht wirklich neu. Schließlich konnte man schon vorher über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten und auch das hat sich bereits gelohnt. Denn du hast für jeden Monat einen Zuschlag von 0,5 Prozent erhalten. Das heißt, pro Jahr Arbeit nach Erreichen des Rentenalters gab es 6 Prozent Rentenaufschlag und du hast die Rente zusätzlich um die weiteren Beiträge erhöht. Jetzt kommt halt noch ein weiteres Plus dazu.
Wenn man überlegt dass fast 900.000 Rentner einen Minijob haben und fast eine viertel Million ihren Rentenbeginn verschieben, dann könnte die Prämie helfen, dass einige mehr als einen Minijob annehmen. Also natürlich nur, wenn die Arbeitgeber mitmachen.
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