In schwierigen Lebenslagen mehr Geld sparen?

vom 13.04.2019, 12:15 Uhr

Mir geht es auch so, dass ich in schwierigen Lebenssituationen mehr Geld horte und spare. Dabei ist es nicht so, dass ich sonst ein verschwenderischer Mensch bin. Es ist eher so, dass wenn ich mir ein Polster aufgebaut habe und es mir finanziell gut geht, so fange ich an, mehr Dinge zu unternehmen und mit meiner Familie beispielsweise Tagesausflüge veranstalte oder mir eine neue Hose kaufe, die eigentlich schon längst fällig ist.

Wenn ich finanziell nicht gut aufgestellt bin, so spare ich an allen Ecken, um aus dieser Situation herauszukommen. Wenn ich alleine wäre, so könnte ich garantiert auch an finanziell guten Zeiten sparsam jeden Tag von Nudeln mit Ketchup leben, aber mit Familie ist es eben etwas anderes. Da möchte ich nicht mein Geld endlos horten, sondern lieber etwas mit meiner Familie unternehmen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Naja, das ist ja wieder eine wirtschaftspsychologische Binsenweisheit. Wenn man in einer euphorischen Glücksphase ist, weil man plötzlich eine Gehaltserhöhung bekommen hat, wohlhabend geheiratet hatte oder eine größere Rückzahlung bekam, sitzt das Geld natürlich lockerer als wenn man Gerüchte hört, dass die Firma Arbeitsplätze kürzen oder nicht neubesetzen will oder man muss gesundheitlich bedingt auch den finanziellen Abstieg fürchten muss. Wie schon gesagt wurde, schließt das ja aber nicht aus, dass man im Umkehrschluss, also in finanziell besseren Zeiten, hart am Limit lebt und das Konto immer wieder auf Null oder gar darunter fallenlässt.

Das fiese an schwierigen Lebenslagen ist ja aber, dass sie oft so plötzlich ohne Vorankündigung kommen, dass man sie im Vorfeld nicht einplanen kann, deswegen ist es immer sinnvoll, alle Eventualitäten abdecken zu können. Und genau das ist der Punkt, der mich hier stört. Manche Leute können einfach gar nichts sparen. Denen stellt sich die Frage nach ihrer persönlichen Lebenslage gar nicht, weil die finanziellen Gegebenheiten schon lange hoffnungslos sind und sich auch keine Besserung abzeichnet.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass die VWLer und die Wiwi-Psychologen bei ihren Thesen und Konstrukten die finanziell sowieso schlecht gestellten Schichten komplett vergessen. Ein Phänomen, dass ich bei der akademischen Mittelschicht immer wieder feststelle. Die können sich nicht ausmalen, wie es ist, von 200 Euro im Monat leben zu müssen, weil man Student ist, der von den Eltern nichts bekommt, obwohl diese reich genug sind oder weil man Rentner ist und in einer zu "teuren" Wohnung wohnt.

Aber mal generell betrachtet sind die Deutschen zur Zeit ja recht zurückhaltend, wenn es um den privaten Konsum geht. Bei den ganzen gestiegenen Preisen für Sprit, Energie und Lebensmittel auch kein Wunder. Ich könnte mir denken, dass bei vielen der Gedanke vorherrscht, dass es noch schlimmer kommen könnte und die Zukunft sich ungewisser als früher anfühlt.

» Verbena » Beiträge: 4800 » Talkpoints: 3,46 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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