Unnötige Sachen in (Pflege)Berichte schreiben
Dies geht wohl vor allem an die Krankenschwestern unter uns. Aber es regt mich jedes Mal aufs Neue auf und ich brauche jetzt ein paar Leute, die das ebenfalls nervt - Thema Pflegeberichte. Am Ende eines jeden Dienstes muss man Pflegeberichte schreiben und dokumentieren, was man mit dem Patienten gemacht hat, was auffällig war, ob er irgendwelche Beschwerden hatte oder ähnliches. Wichtige und relevante Sachen für die Übergabe.
Jedoch gibt es grade bei uns im Haus immer wieder Leute, die die unnötigsten Sachen in die Pflegeberichte schreiben und damit sehr viel Platz auf den begrenzten Zeilen und Zetteln verschwenden. Mein Lieblingsbeispiel war heute „Hat sich bedankt, als ihr was zu Trinken gereicht wurde“. Ausführlich ist ja schön und gut, aber muss das sein?
Wie seht ihr das? Gibt es bei euch auch Leute, die jeden Pups dokumentieren? Geht euch das auch so auf die Nerven wie mir? Seid ihr auch der Typ, der sagt, dass man auch alle wichtige Sachen kurz und prägnant in den Bericht schreiben kann oder holt ihr lieber etwas weiter aus wie oben beschriebene Kollegin? Furchtbar ist eben auch, dass so relevante Informationen sehr schnell untergehen.
Ich arbeite nicht in dem Bereich, aber so etwas kann doch auch wichtig sein und ist sicherlich der unterschiedlichen Wahrnehmung von Wichtigkeit geschuldet. Übersetzt kann das heißen, dass der Patient aktiv wahrgenommen hat, was passiert ist, die Fähigkeiten hatte das Glas zu halten und sich auch artikulieren konnte. Je nach Krankheitsverlauf kann das schon wichtig sein.
Natürlich gibt es aber schon wichtigere Sachen, gerade im Krankenhaus. Letztendlich muss das, was wichtig ist, vielleicht aber auch einfach mal von oben gesagt werden und die Leute, die da diese Unwichtigkeiten reinschreiben müssen da auch angesprochen werden von oben.
Man liest sich das ja auch durch und da finde ich muss man dann auch darüber reden. Aus der Pflege in einem Altenheim kenne ich das so, dass solche Sachen angesprochen werden. Auch wenn zu viele Füllwörter benutzt wurden, wurde da gemeckert. Sicherlich geht es im Krankenhaus aber deutlich schneller alles und daher kann man auch nicht immer ewig alles besprechen. Umso schlimmer, wenn man jeden Pups festhält.
Ich schreibe keine Pflegeberichte, dafür aber Berichte im kriminalistischen Bereich, sprich ich bin Schreibkraft bei der Kriminalpolizei. Und auch hier ist es interessant zu beobachten wie unterschiedlich doch die Wahrnehmung bzgl. der Wichtigkeit von Details der diversen Kommissare ist, auch im direkten Vergleich des selben Fachkommissariats.
Egal welchen Bericht man zum Beispiel nimmt ist es tatsächlich so, dass der eine Kommissar die Beschreibungen nur kurz und prägnant formuliert, während man bei einem anderen Kommissar das Gefühl hat, er würde einem gerade einen neuen Kriminalroman diktieren. Da variieren dann die Diktatlängen von 20 bis 60 Minuten bei vergleichsweise gleich gelagerten Fällen.
Bei uns ist der Vorteil allerdings, dass wir keine Beschränkungen bzgl. der Textlänge haben, der Bericht wird in Word getippt und auch als solches Dokument abgespeichert, das Dokument könnte also hunderte Seiten haben. Wenn es allerdings viele Berichte zu schreiben gäbe und man voll im Stress ist, dann fragt man sich auch hier manchmal, ob die Details wirklich so fallentscheidend gewesen wären.
Grundsätzlich ist es aber wohl schon so, dass man lieber ein paar mehr Details erfasst, als zu wenige, nicht nur bei der Polizei sondern auch im Pflegebereich. Wie schon erwähnt wurde, ist es im Einzelfall ja vielleicht tatsächlich interessant zu wissen, ob und inwiefern sich ein Patient noch richtig artikulieren kann und wie der Gemütszustand des Patienten ist. Ein Patient der sich beim Pfleger bedankt dem geht es mit Sicherheit auch (noch) relativ gut und er / sie fühlt sich wohl in der Einrichtung. Ein grantiger, vernachlässigter Patient würde sich vermutlich nicht für ein Glas Wasser bedanken.
Ich bin eigentlich eher der Typ, der sich kurz und prägnant bei Berichten hält und tatsächlich nur das Wichtigste dokumentiert. Dabei kommt es aber auch auf den Bereich an. Würde ich im Demenzbereich arbeiten und in den Bericht schreiben, dass "PE sich bedankt hat", dann könnte das darauf hinweisen, dass die Pflegeempfängerin einen klaren Moment hat und alles wahrgenommen hat.
Im psychiatrischen Bereich könnte das bedeuten, dass der Stinkstiefel vielleicht mal mildere Züge aufweist oder dass die Medikamente endlich wirken. Im orthopädischen Bereich würde ich sowas nicht reinschreiben, weil es meiner Meinung nach dort einfach unwichtig erscheint. Da verfasst man einfach einen Satz, dass Patientin sehr höflich ist und umgänglich ist und das war es dann auch mal. Das muss man nicht nochmal wiederholen. Aber im psychiatrischen Bereich sind auch solche Kleinigkeiten relativ wichtig.
Zugegeben ist meine aktive Zeit im Krankenhaus glücklicherweise vorbei, aber ich weiß genau, was du meinst. In erster Linie sollte man aber unterscheiden, wo man arbeitet: arbeitet man in einem Pflegeheim, auf der Psychiatrie, Pädiatrie oder wo auch immer ?! Im psychiatrischen Bereich ergibt es durchaus Sinn, wenn man ausführlichere Berichte schreibt und je nach Erkrankung können solche Anmerkungen durchaus auch sinnvolle sein. Eben so auf der Gerontopsychiatrie. Hat ein Patient Demenz ist es doch schön zu wissen, wie er auf was reagiert.
Auf der Nephrologie hingegen dürfte es demjenigen, der nach einem Dienst hat, ziemlich egal sein, ob der Patient sich für ein Getränk bedankt hat oder nicht, das spielen die Werte, Medikamentengabe, der Allgemeinzustand usw. eine viel wichtigere Rolle und je nach Krankheitsbild benötigt man da leider allen Platz für genau das.
Ich selbst habe die meiste Zeit im pädiatrischen Bereich verbracht und ich meine, dass unsere Kurven schon mehr Platz für "Menschlichkeit" hatten und wo man auch kleine Dinge erwähnen konnten, die einfach den Umgang mit dem Kind erleichtern. Kranke Kinder sind eben einfach nochmal was anderes. Als ich dann im OP eingesetzt war, gabs da gar keinen Platz dafür.
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