Was seht ihr als verschwendete Lebenszeit bei euch an?

vom 26.06.2019, 18:37 Uhr

Manchmal denke ich daran, dass vergangene Beziehungen von mir verschwendete Lebenszeit waren. Auch andere Entscheidungen würde ich nun anders treffen, so dass ich hier und da sicherlich auch viel Zeit eingespart haben könnte, um daherzukommen, wo ich jetzt bin. Allerdings hatte ich damals aber eben nicht den Wissenstand von jetzt, so dass es für mich okay ist, dass ich bestimmte Entscheidungen getroffen habe.

Wäre alles nicht so verlaufen, wie es verlaufen ist, hätte ich ja meinen Partner nicht kennengelernt und wäre vielleicht auch allgemein nicht so zufrieden mit meinem Leben, wie ich es jetzt bin. Von daher sehe ich keine Phasen oder Situationen oder Entscheidungen als verschwendete Lebenszeit an. Wie sieht es bei euch aus?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe manchmal eher das Gefühl, dass ich viel verpasse. Aber als verwendete Lebenszeit habe ich bisher noch nichts gesehen. Ich denke, dass die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse ja auch prägen. Ändern kann man an der Vergangenheit auch eh nichts mehr, nur vielleicht daraus lernen. Von daher kann ich nicht behaupten, dass ich irgendwas als verschwendete Lebenszeit ansehen würde. Bisher hatte alles einen Grund und führe auch irgendwohin.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde da jetzt eher so etwas wie eine Stunde im Stau stehen einordnen oder eine gefühlte Ewigkeit an der Supermarktkasse warten. Diese Sachen kosten einfach nur Zeit und bringen mir keinen Mehrwert. Ich würde auch ohne Stau am Ziel ankommen und ohne Wartezeit die gewünschten Waren kaufen können.

Diesen Mehrwert sehe ich aber schon in gescheiterten Beziehungen oder falschen Entscheidungen. Ohne die gescheiterten Beziehungen wäre meine aktuelle Beziehung vielleicht gar nicht möglich gewesen oder anders verlaufen. Oder vielleicht haben meine falschen Entscheidungen ja dazu geführt, dass ich heute die richtigen Entscheidungen treffen kann.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich sehe das so wie Cloudy. Verschwendete Lebenszeit ist für mich die Zeit, aus der ich keinen Nutzen ziehe. Also immer dort, wo ich warten muss. Das kann sein, weil die Bahn Verspätung hat oder ausfällt und ich den Anschluss noch rechtzeitig kriegen muss und daher unnötig in Stress gerate.

Oder weil man im Wartezimmer beim Arzt sitzen muss oder an der Kasse steht oder was auch immer. Daher versuche ich diese Zeit so weit es geht zu vermeiden. Soll heißen, wenn ich doch mal zum Hausarzt muss, dann tauche ich da schon um 7:50 Uhr auf (Sprechzeiten erst ab 8 Uhr), in der Regel bin ich dann relativ schnell durch, weil da noch nichts los ist.

Unnötige Wartezeiten kann man auch vermeiden im Nahverkehr, wenn man den Berufsverkehr meidet, da staut sich auch immer viel und man verpasst Anschlüsse, weil die Menschenmassen so groß sind, die transportiert werden wollen und dann eben die Taktung nicht eingehalten werden kann. Also das lässt sich bis zu einem gewissen Grad reduzieren, wenn auch nicht alles. Mit alles kann man ja auch nicht rechnen und bestimmte Dinge sind auch Erfahrungswerte aus denen man lernt.

Ich käme aber nie auf die Idee in einer früheren Beziehung verschwendete Lebenszeit zu sehen. Denn durch diese Erfahrung habe ich mein "Beuteschema" überarbeitet und hätte garantiert einen anderen Partner nach anderen Kriterien ausgewählt als jetzt. Man kann also sagen, dass mein Ex mich gewissermaßen durch die Erfahrungswerte zu meinem jetzigen Partner geführt hat. Was ist daran also schlecht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Sicherlich gibt es Dinge, die ich anders machen würde, wenn ich jetzt auf diese Entscheidungen zurückblicken würde, aber wie du schon gesagt hast, hatte ich damals nicht das Wissen und die Erfahrung, die ich heute habe.

Ich denke, dass jeder von uns im Leben Dinge erlebt, die wir im Nachhinein anders machen würden, aber diese Erfahrungen haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Ich glaube, dass wir aus jeder Erfahrung lernen und dass sie uns dazu bringen, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Selbst die schlechten Entscheidungen haben mir etwas beigebracht, und ich denke, dass ich heute ein besserer Mensch bin, weil ich durch diese Erfahrungen gegangen bin.

Natürlich gibt es Momente, in denen ich mich frage, was passiert wäre, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte, aber ich versuche, diese Gedanken nicht zu lange zu verfolgen, denn es gibt keinen Sinn darin, in der Vergangenheit zu leben. Ich denke, dass es besser ist, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und das Beste aus dem zu machen, was man hat. Wenn man das tut, kann man sicherlich auch in Zukunft glücklich sein.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich sehe es weder als "verschwendete Lebenszeit" an, mal eine Stunde im Stau zu stehen, noch bin ich der Meinung, man müsse aus jeder Erfahrung im Leben zwanghaft etwas lernen und sich zu einem besseren Menschen entwickeln.

Das Leben besteht für die meisten von uns zum großen Teil aus unspektakulärem Alltag, wozu auch Warten und dröge Tätigkeiten gehören. Ich fände es reichlich deprimierend, später mal im Schaukelstuhl zurückzublicken und der Ansicht zu sein, man habe zu viel Lebenszeit an der Supermarktkasse oder weil die Bahn die Taktung nicht geschafft hat, verschwendet. So gerechnet besteht ein Leben aus vielleicht 5 Prozent Highlights (Hochzeit, Geburt der beiden Kinder, teurer Urlaub) und der Rest ist verschwendet. Diese Ansicht teile ich nicht.

Und manche Episoden im Leben sind einfach nur Mist, um es zartfühlend auszudrücken. Mal angenommen, ein Typ lässt dich mit drei Kindern sitzen und weigert sich, Unterhalt zu zahlen, oder irgendeine fiese Krankheit sorgt, dass du es nur noch an guten Tagen in den Vorgarten zum Luftschnappen schaffst: Ist es wirklich realistisch, sich dann lächelnd zurückzulehnen, weil du dadurch ja erst zu dem tollen Menschen geworden bist, als den du dich ansiehst?

» Gerbera » Beiträge: 11295 » Talkpoints: 43,04 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Also ich kann das total nachvollziehen. Auch ich habe schon oft über vergangene Beziehungen nachgedacht und mich gefragt, ob ich nicht viel Zeit verschwendet habe. Aber letztendlich denke ich auch, dass alles seinen Sinn und Zweck hat und dass ich durch diese Erfahrungen letztendlich zu dem Menschen geworden bin, der ich jetzt bin.

Es stimmt schon, dass wir mit dem Wissen von heute sicherlich manche Entscheidungen anders getroffen hätten. Aber das gehört nun mal dazu und wir können aus unseren Fehlern lernen. Ich denke, es ist wichtig, sich nicht zu sehr auf die Vergangenheit zu konzentrieren und sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir in der Gegenwart leben und aus unseren Erfahrungen das Beste machen können.

Ich persönlich sehe meine Vergangenheit nicht als verschwendete Lebenszeit an. Auch wenn es Phasen gab, die schwierig waren oder Entscheidungen, die ich im Nachhinein anders getroffen hätte, denke ich, dass ich durch all das gewachsen bin und heute stärker bin als je zuvor. Ich bin dankbar für jede Erfahrung und jede Begegnung, denn sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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