Sollte ein neu eingezogener Nachbar sich vorstellen?

vom 27.06.2021, 14:37 Uhr

Wie eben geschrieben wohnt unter Bundesfinanzminister seit neustem in einem "normalen" Mehrfamilienhaus, wo es Ärger mit den Nachbarn gibt. Unter anderem würden sich seine neuen Nachbarn wohl sehr darüber aufregen, dass Olaf Scholz und seine Frau sich nicht persönlich vorgestellt hätten.

Ich bin darüber ziemlich erstaunt, denn ich kenne es eigentlich nicht anders. Wenn hier im Haus jemand neu einzieht, dann bekommen wir anderen es höchstens mit, dass es beim Umzug laut wird im Treppenhaus und dass irgendwann ein neuer Name am Briefkasten erscheint. Und dabei ist es hier zwar ein großes Haus, aber es ist ein Dorf, wo man sich kennt und es kaum Anonymität gibt. Hier stellt sich keiner vor, sondern wir "Alteingesessenen" sprechen meist den Neuling irgendwann an und verwickeln ihn in ein Gespräch, wobei wir ihn dann auch begrüßen.

Wie kennt Ihr es? Stellen sich neue Nachbarn vor? Oder begrüßen ihn eher die Alteingesessenen? Oder gibt es kaum Kontakt zwischen den Nachbarn?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wir leben im Dorf und da kann es schon mal eher sein, dass man sich vorstellt oder gefragt wird, wer man denn ist. In einem Mehrfamilienhaus würde ich das aber nie und zu keinem Zeitpunkt erwarten, dass sich da jemand bei mir vorstellt und in einer Stadt erst recht nicht. Das ist sicherlich höflich, aber in heutiger Zeit einfach auch nicht üblich. Früher musste man sich ja auch eher mal aushelfen, das ist ja heute nicht so und daher sehe ich da auch keine unbedingte Notwendigkeit, zumal die Nachbarn da ja meist auch schnell wieder wechseln.

Wahrscheinlich hätte man sich in dem Moment einfach über ein bisschen Vorbereitung auf die kommende Situation gefreut. Ich meine, wenn er Personal hat, was auf ihn aufpasst und da Sachen installiert werden, die einen auch betreffen, dann wäre ein kurzes Gespräch darüber schon nett gewesen, aber im Normalfall muss man sich nicht vorstellen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin so sozialisiert, dass man sich neuen Nachbarn vorstellt. Bis jetzt habe ich das immer gemacht. Manchmal nicht allen, aber zumindest denen in derselben Etage und denen direkt unter und über mir, wenn es ein größeres Haus war. In meiner jetzigen Wohnung habe ich das auch so gemacht und war etwas irritiert, dass einige Leute davon irritiert waren. Sie haben das aber freundlich zur Kenntnis genommen. Eine meinte, das wäre ja toll und hier in dem Haus gar nicht üblich.

In dem Achtfamilienhaus, wo wir mal mit den Kindern gewohnt hatten, habe ich alle Nachbarn sogar zu Kaffee und Kuchen zum Kennenlernen eingeladen. Ich hatte aber schon vorher festgestellt, dass in diesem Haus eine sehr gute Wohngemeinschaft herrschte. Einige hatten Kinder im Alter meiner Kinder. Da hätte man sich eh mit der Zeit näher kennengelernt. Es war eine gute Mischung aus älteren Kindern, kleinen Kindern, einer jungen Singlefrau, einem älteren Ehepaar und einer Flüchtlingsfamilie aus dem Iran.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mich nach unserem Umzug nicht der neuen Hausgemeinschaft vorgestellt. Es wohnen in unserem Haus acht Parteien und wir haben die Wohnung eigentlich gekauft, weil sie uns gut gefallen hat, ausreichend Platz aufweist und recht ruhig liegt. Und mein Partner weiß mittlerweile auch, dass ich nicht wirklich Lust auf meine Nachbarschaft habe, weil ich eh in Schichten arbeite und mal so oder mal so nach Hause komme und an freien Tagen meine Ruhe wünsche.

Ich habe mich damals auch nicht vorgestellt, man hat die Nachbarn so nach und nach einfach kennengelernt. Ich finde es ehrlich gesagt auch albern, wenn jemand einzieht und sich dann mal der kompletten Nachbarschaft vorstellen muss, damit er sozusagen ins gesellschaftliche Gefüge integriert werden kann. Im Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, war dies Gang und Gebe, dass man sich den Nachbarn vorgestellt hat, es war auch normal, dass man allen Kommunionskindern in der Straße eine Kleinigkeit zur Kommunion geschenkt hat oder dass man auf der Straße einen Plausch gehalten hat. Das hat mich aber damals auch schon abgeschreckt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich empfinde das absolut nicht als Muss, sondern kenne es auch nicht unbedingt so, dass neue Nachbarn sich vorstellen. Allerdings wohne ich auch in der Großstadt und da ist es wohl generell nicht so üblich. Wir wohnen hier aber in einem Stadtteil, ein wenig außerhalb des Zentrums, wobei das hier schon wie eine eigene Stadt ist. Da ist es dann doch nicht ganz so extrem anonym und wuselig wie im Zentrum und da wir auch von Anfang an vorhatten, hier einige Jahre wohnen zu bleiben, haben wir uns auch vorgestellt bei unseren Nachbarn.

Da man bei unserem Einzug aufgrund der Pandemie noch viel Abstand gehalten und immer Mundschutz getragen hat, haben wir aber davon abgesehen, uns persönlich bei jedem vorzustellen. Ich muss sagen, dass ich das auch generell als unangenehm empfände, zumal ich absolut kein Fan von Smalltalk bin und solche Situationen am liebsten vermeide. Wir haben jedem Nachbarn eine Kleien Schachtel Pralinen und einen Vorstellungsbrief von uns vor die Tür gelegt.

Wie das jeder handhabt, ist mir aber egal. Ich erwarte von keinen Nachbarn, dass diese sich persönlich vorstellen. Letztendlich läuft man sich früher oder später ohnehin vermutlich mal über den Weg, so dass man sich da ja auch noch kennenlernen kann. Für mich hat das keine Dringlichkeit und gerade wenn man irgendwo neu einzieht, hat man doch meistens auch viel Besseres zu tun, als nun von Tür zu Tür zu gehen und sich bei jedem einzeln vorzustellen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich wohne jetzt seit sechs Jahren in einem Mehrparteienhaus mit 22 Wohnungen und kenne wahrscheinlich immer noch nicht alle Nachbarn. Irgendwann habe ich den Überblick verloren. Aber ich habe mich selber auch nicht vorgestellt und schon gar nicht zum Umtrunk gebeten oder was auch immer. Ich bin sehr gerne anonym und privat unterwegs.

Natürlich grüße ich höflich im Treppenhaus, halte Türen auf und trage der älteren Dame den Rollator samt Einkäufen auch die fünf lästigen Treppenstufen hoch, wenn ich zufällig vorbeikomme. Aber das reicht schon an Sozialkontakten. Von einer "Hausgemeinschaft" kann sowieso in meinem Fall keine Rede sein. Man geht sich bevorzugt aus dem Weg, und es muss auch glücklicherweise kein Putzplan oder ähnlicher Schmarrn erledigt werden. Vielen Leuten wäre das bestimmt zu ungesellig, mir ist es ganz recht so.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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