Wie als Eltern richtig vor den Kindern streiten?

Streit gehört dazu und kommt in jeder Familie vor. Dass sich auch mal die Eltern untereinander streiten, ist nichts Unnatürliches und muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Immerhin hat man nun einmal manchmal Meinungsverschiedenheiten, die sich nicht immer durch eine sachliche Diskussion klären lassen. Viele Eltern neigen aber dazu, nicht vor den Kindern zu streiten und damit zu warten, bis die Kinder schlafen oder nicht in Sicht- und Hörweite sind.

Nun habe ich jedoch schon öfter gehört, dass man als Eltern ruhig vor den Kindern streiten sollte. Streit gehört zum Leben dazu und davor sind auch die Eltern nicht verschont. Es soll einfach wichtig sein, Kindern vorzuleben, wie man richtig streitet und dass Streit eben auch nicht zwangsläufig etwas Schlimmes sein muss. Immerhin kommt es so oft zu einer Einigung und wenn eine richtige liebevolle Versöhnung und auch eine Aussprache stattfindet, dann hat ein Streit auch etwas Gutes.

Natürlich sollte man sich eben keine Schimpfworte vor den Kindern an den Kopf werfen oder sich womöglich prügeln - wobei man sich aber generell eher nicht so in einer Beziehung oder Ehe verhalten sollte. Doch wie streitet man sich als Eltern richtig vor den Kindern, um diesen ein gutes Vorbild zu sein?

Wir haben zunächst auch vermieden vor unserem Sohn zu streiten, das ging dann aber wirklich nach hinten los, weil sich alles anstaut. Wir sind dann dazu übergegangen normal zu diskutieren in der Situation. Streit gibt es bei uns eher selten, aber wenn dann findet dieser auch ohne Beschimpfungen statt, es wird nicht handgreiflich oder sonst irgendwas, was generell nicht stattfinden sollte. Deswegen kann man das auch vor Kindern machen.

Ich finde es generell falsch Gefühle vor Kindern zu verstecken, besonders der Satz "Man weint nicht vor Anderen" hat mich in meiner eigenen Kindheit sehr geprägt und das sehr zum Negativen. Ich finde Emotionen sollte man zeigen. Natürlich können sich Kinder auch etwas vom Streitverhalten der Eltern abschauen und so sollte man das eben auch richtig machen.

Kinder bekommen aber durchaus auch Stimmungen mit und wenn man immer etwas auf der Seele hat und dann bis abends wartet, um sich zu streiten, ist das für ein Kind auch nicht angenehm. Außerdem heißt dass ja auch nicht, dass das Kind das abends nicht auch hört und davon aufwachen kann. Nur hat es dann niemanden, mit dem es darüber sprechen kann, weil es ja "heimlich" war.

In meiner Beziehung ist es selbstverständlich, Meinungsverschiedenheiten so zu klären, dass jederzeit ein ganzer Kindergarten zugucken könnte, ohne das eines weint. Natürlich geht es auch mal hitzig zu, aber wer sich gegenseitig mit Schimpfworten eindeckt oder gar "prügelt", hat ein sehr viel größeres Problem, als kein gutes Vorbild für die lieben Kleinen zu sein. Leider ist die Fähigkeit, sich fortzupflanzen nicht zwangsläufig an einen zivilisierten Umgang mit Konflikten geknüpft, sodass viele Kinder sicher sehr viel Mist mitbekommen, den sie dann später in der Therapie aufarbeiten dürfen.

Ich fände es aber in jedem Fall wichtig, dass Kinder nicht nur die Streitereien mitbekommen, sondern auch die Versöhnung. Und damit meine ich natürlich nicht den Klassiker Versöhnungssex. Igitt. Aber ich halte es für sinnvoll, wenn es denn sein muss, nicht nur vor den Kindern zu streiten, aber sich im Privaten zu versöhnen, sondern auch zu zeigen, wie man sich ausspricht, entschuldigt, Kompromisse schließt und dass dann auch wieder alles in Ordnung ist. Ich fand es als Kind immer verwirrend, wenn sich meine Eltern angezickt haben, und ein paar Stunden später schien alles vergessen. So funktionieren Konflikte nämlich auch nicht.

Ich denke, es ist wichtig, als Eltern vor den Kindern zu streiten und ihnen zu zeigen, dass es normal ist, Meinungsverschiedenheiten zu haben, solange es dabei respektvoll und konstruktiv bleibt. Es geht darum, ihnen beizubringen, wie man Konflikte löst, ohne dass es zu Gewalt oder emotionaler Verletzung kommt.

Wenn ich mit meinem Partner streite, versuche ich, ruhig und sachlich zu bleiben und meine Gefühle klar auszudrücken. Ich höre auch aktiv zu, was mein Partner zu sagen hat und versuche, seinen Standpunkt zu verstehen. Wir vermeiden es, uns gegenseitig anzugreifen oder abzuwerten, und konzentrieren uns stattdessen darauf, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Natürlich gibt es auch Momente, in denen der Streit zu emotional wird und es schwieriger wird, respektvoll zu bleiben. In diesen Fällen denke ich, dass es besser ist, eine Pause einzulegen und das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen, wenn sich die Gemüter etwas beruhigt haben.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, unseren Kindern zu zeigen, dass es in Ordnung ist, sich zu entschuldigen und zu versöhnen. Wenn wir einen Streit erfolgreich gelöst haben, machen wir das auch unseren Kindern bewusst und zeigen ihnen, dass es möglich ist, sich zu einigen und friedlich miteinander zu leben.