Als Student gezielt Leistung verweigern?

vom 18.07.2018, 07:21 Uhr

Ich weiß noch, dass ich als Schülerin einmal die Leistung verweigert habe. Damals war ich in der 8. Klasse, es war im Chemieunterricht und der Lehrer wollte, dass ich an die Tafel gehe. Aber da Chemie nie meine Stärke war und ich befürchtet hatte, mich zu blamieren, habe ich mich eben geweigert. Als Studentin habe ich jedoch nie irgendwelche Leistung verweigert. Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Man gewinnt ja auch gewisse Reife dazu mit der Zeit.

Ich erinnere mich jedoch daran, dass ich damals als Werkstudentin in der Lehre einer anderen Fakultät gearbeitet habe und dort musste ich dann auch diverse Lehrveranstaltungen für Studenten organisieren und auch leiten. Dort ist mir tatsächlich eine Studentin begegnet, die die Leistung konsequent verweigert hat und eine Aufgabe nicht lösen wollte. Die Aufgabe hatte aber ziemlichen Sinn und hätte sie beruflich stark geprägt und wäre von Vorteil gewesen. Könnt ihr nachvollziehen, wenn man als Student gezielt Leistung verweigert? Wann habt ihr im Leben schon eine Leistung verweigert und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen. Wie du schon geschrieben hast, wird man ja zunehmend reifer im Leben, macht Erfahrungen und deswegen sollte man auch erkannt haben, das man ersetzbar ist. Man erreicht nichts, wenn man seine Leistung verweigert. Dann kommen andere Menschen und ersetzen einen, man fliegt heraus und steht sich selber im Weg. Das ist einem erwachsenen Menschen klar und das sollte man so auch umsetzen. Leistung verweigern bringt also nichts.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Doch, ich habe mal gezielt Leistung verweigert. Es war ein schwieriges Thema, in dem ich absolut nicht fit war und ich mich nicht gut einarbeiten konnte und ich habe vor dem Professor dann die komplette Modulaufgabe verweigert. Er war nicht begeistert davon, aber hat es akzeptiert. Hatte es Konsequenzen für mich? Ja, ich musste noch einmal zum Modul antreten, der Prof hat aber dieses Mal auf bessere Unterlagen und mehr Erklärungen geachtet, so dass ich die Leistung dann doch antreten konnte und gut bestanden habe.

Ich denke, dass es darauf ankommt, wie man verweigert. Ist man grundsätzlich gegen eine Leistung, dann kann es natürlich auch böse Konsequenzen haben. Geht man jedoch mit guten und sachlichen Argumenten an die Sache ran, dann kann es sogar sein, dass man unerwartete Unterstützung erhält und die Leistung doch noch sehr gut ablegen kann. Das ist aber oft eine Sache des Gutdünkens vom Professor, ich hatte das Glück, dass der Prof wirklich gut reagiert hat.

Wenn man selbst einmal in der Situation war, dann kann man es nachvollziehen, dass man als Student eine Leistung verweigert. Die Gründe sind vielfältig. Ob man sich damit selbst im Weg steht, sei dahingestellt, manchmal braucht es aber diesen Weg der Verweigerung um selbst weiterzukommen. Das muss man aber dann abwägen können. Also eine Verweigerung einer Leistung hat nichts mit Reife zu tun. Ich denke eher, dass das Reife an der Situation das Abwägen der Konsequenzen und das Argumentieren darstellt und nichts damit zu tun hat, dass Verweigerung kindisch und störrisch ist.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Rückblickend betrachtet hätte ich in der Schule durchaus öfter "gezielt Leistung verweigern" können. Natürlich jetzt nicht bei der alles entscheidenden Matheklausur, aber in den ganzen Bullshitfächern von Sport bis Erdkunde hatten die Lehrkräfte echt Glück, dass meine strikte Nachkriegserziehung zu Autoritätsgläubigkeit und Gehorsam selbstständige Initiative fast völlig unterdrückt hatte.

Ich meine, mein heutiges Ich würde zu meiner Sportlehrerin in der Neunten etwa Folgendes sagen: "Sie wissen, dass ich keinen Weitsprung kann, ich weiß es auch, Sie konnten es mir auch nicht beibringen, weil ihr Job darin besteht, mit einem Klemmbrett und Schlabberhose auf der Bank zu sitzen und mit den Augen zu rollen. Einigen wir uns wie immer auf eine Vier?" Statt dessen habe ich im Schulsport immer erfolgreich mit "Leistungsminimierung" gearbeitet.

Auch bei den diversen Laberfächern hätte es im Rückblick keinen Unterschied gemacht, wenn ich gleich zugegeben hätte, keine Ahnung zu haben. "Böse Konsequenzen" existieren nur in den Köpfen der unmittelbar Beteiligten, die tatsächlich glauben, der Vierer in Erdkunde in der achten Klasse sagt etwas über das weitere Fortkommen im Leben aus.

Später im Studium gab es dagegen nichts zu verweigern. Zuerst brauchte ich einen Brotberuf, weswegen ich ein handfestes Interesse daran hatte, nicht jahrelang herumzustümpern und Veranstaltungen zu wiederholen. Und beim zweiten Studium habe ich mich freiwillig dafür entschieden, weil mich die Materie interessiert hat. Außerdem war kein "Lernstoff" in meinem Leben so schwierig wie Algebra in der Mittelstufe, und das habe ich auch irgendwie überstanden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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