Trotz Kenntnis nicht der richtige Gesprächspartner sein?

vom 20.05.2021, 22:04 Uhr

Wenn Menschen bei anderen nach Rat suchen, halten sie in der Regel nach einer Person Ausschau, von der sie wissen, dass sie gewisse Erfahrungen schon gemacht hat. Manchmal kann es aber sein, dass die Person nicht sprechen will oder sich selbst nicht als den richtigen Gesprächspartner sieht.

Eine Frau, die eine schreckliche Geburtserfahrung hatte, will sicher nicht einer anderen Schwangeren davon berichten oder generell zum Thema Geburt etwas sagen. Der Mann, der gerade eine Scheidung durchlebt, wäre nicht unbedingt in der Position neutral und objektiv etwas zu Beziehungsproblemen zu sagen und jemand, der auf der Arbeit Ärger oder seinen Job verloren hat, möchte nicht über Karrieretipps reden.

Wann wart ihr schon einmal der falsche Gesprächspartner? Habt ihr das der Person dann mitgeteilt oder euch um Objektivität bemüht? Seid ihr umgekehrt schon mal an den falschen Gesprächspartner geraten, von dem ihr hinterher dachtet, das sei nicht die richtige Person für das Gespräch gewesen?

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Bei mir war es mal so, dass mein Gesprächspartner davon ausgegangen ist, dass ich dasselbe Wissen wie mein Vater habe. Mein Vater hatte eine bestimmte Position inne, in der man viel mit Arbeitsrecht zu tun hat und mein Gesprächspartner ist dann einfach davon ausgegangen, dass er dieses Wissen an mich weitergegeben hat, das war aber nicht der Fall oder nicht in dem Ausmaß. Ich habe das dann aber auch einfach gesagt und das war auch vollkommen okay.

Nur weil man bestimmte Sachen macht oder jemanden kennt, der das macht, weiß man ja nicht alles. Da gehört es für mich aber auch dazu, dass man das dann auch offen kommuniziert. Ansonsten versuche ich meinem Umfeld schon weiterzuhelfen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich prinzipiell der "falsche" Gesprächspartner bin. Ich bin ein extrem analytischer, ergebnisorientierter Mensch mit teilweise argen Defiziten im Bereich des "Ausheulen-Lassens" und auch mein "mitfühlendes Nicken" lässt ziemlich zu wünschen übrig.

Ich würde nicht mal behaupten, dass es an mangelnder Empathie liegt: Ich durchschaue das Seelenleben meiner Mitmenschen recht gut und kann auch nachvollziehen, dass eine Trennung oder Scheidung zum Beispiel nicht gerade glücklich macht und auch nicht in drei Tagen verwunden ist. Ebenso ist mir schon klar, dass: "Die Alte war sowieso nur wegen deinem geilen Auto mit dir zusammen!" in der Situation akuten Liebeskummers nicht weiterhilft.

Mir fällt nur leider ganz selten etwas anderes ein als nackte, harte Fakten oder die nächsten logischen Schritte zur Lösung eines Problems. Natürlich kann ich mich in die Lage meines Gegenübers halbwegs versetzen und mit ihm traurig oder enttäuscht sein. Aber solange der Schwerpunkt auf den Gefühlen liegt, bin ich zum darüber Reden eher die falsche Person.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke, jeder von uns hat schon einmal das Gefühl gehabt, dass er der falsche Gesprächspartner für jemanden ist. Vielleicht hat man selbst nicht genug Erfahrung in einem bestimmten Bereich oder man weiß, dass man zu emotional involviert ist, um objektiv zu sein. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass eine Freundin einmal mit Beziehungsproblemen zu mir kam, obwohl ich selbst gerade in einer schwierigen Phase meiner Ehe war. Ich habe ihr dann ehrlich gesagt, dass ich ihr vielleicht nicht die beste Ratschläge geben kann und dass sie sich vielleicht besser an jemanden wenden sollte, der mehr Erfahrung in diesem Bereich hat oder zumindest objektiver sein kann.

Andererseits bin ich auch schon an den falschen Gesprächspartner geraten. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass ich mich einmal mit einer Arbeitskollegin über meine Karrierechancen unterhalten habe und sie mir dann Ratschläge gegeben hat, die überhaupt nicht zu meiner Persönlichkeit und meinen Zielen passten. Ich habe dann später realisiert, dass sie selbst in einer sehr unglücklichen beruflichen Situation war und ihre Ratschläge eher aus Frustration als aus objektiver Überlegung kamen.

In solchen Fällen denke ich, dass es wichtig ist, ehrlich zu sein und sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, wenn man nicht der richtige Gesprächspartner ist. Man kann dann vielleicht helfen, eine andere Person oder Quelle zu finden, die besser geeignet ist, um Unterstützung zu bieten. Wenn man selbst an den falschen Gesprächspartner gerät, kann man versuchen, die Ratschläge und Meinungen anderer kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, ob sie wirklich zu einem passen und ob die Person, die sie gibt, wirklich qualifiziert ist, um Ratschläge zu geben.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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