Motivation im Job geht im langen Home Office völlig verloren

vom 18.04.2021, 00:40 Uhr

Seit mehreren Monaten arbeite ich in meinem Nebenjob an der Hochschule im Home Office. Anfangs war das recht entspannt, weil ich irgendwie nicht viel zu tun hatte oder die Aufgaben recht schnell erledigt waren. Inzwischen hat sich das etwas anders dargestellt. Mir werden nun feste Fristen gesetzt, bis wann ich etwas fertigstellen muss. Das kommt mir komisch vor, denn das Projekt, an dem ich arbeite, hat eine solche Frist nicht. Ob das um ein paar Wochen überzogen wird, interessiert am Ende niemanden und daher erscheinen mir die Fristen, die man mir setzt ziemlich künstlich und willkürlich.

Zudem legen meine Vorgesetzten einen ziemlichen Perfektionismus an den Tag. Vielleicht war das der Grund, warum ich früher mit meinen Aufgaben schnell fertig war, weil ich mir immer dachte passt schon so und die gucken sich das dann im Detail an und finden immer Kleinigkeiten, die ich hätte anders machen sollen - zumindest aus deren Sicht; häufig Aspekte, die ich irrelevant für das Gesamtergebnis finde und bei denen ich mich sehr überwinden muss, mich nochmal damit zu beschäftigen.

Im Home Office fehlt mir da auch ein wenig die Motivation, mich immer mit solchen Pingeligkeiten auseinanderzusetzen. Mir macht ja die Tätigkeit ohnehin nicht so richtig Spaß. Manchmal habe ich auch jemanden bezahlt, dass er meine Aufgaben übernimmt und beispielsweise Tonaufnahmen für mich abtippt, was ich hätte tun sollen. Aber das kann man nicht bei allen Aufgaben so machen.

Vielleicht hätte sich das anders entwickelt, wenn Corona nicht gekommen wäre und ich weiterhin vor Ort gearbeitet hätte. Das hätte mich sicherlich irgendwie bei der Stange gehalten. Inzwischen habe ich aber so richtig den Draht zu dem Projekt dort verloren. Mich langweilt das alles nur und ich habe gar keinen Antrieb, mich mit dem, was die dort machen, zu beschäftigen, weil mir vieles so sinnlos erscheint und ich das Gefühl habe, Dinge zu machen, die keinerlei praktische Relevanz haben und die man einfach weglassen könnte.

Wenn ihr auch im Home Office arbeitet, geht es euch da auch so, dass die Arbeitsaufgaben immer weiter weg von euch rücken, so als würdet ihr gar nicht mehr zu der eigentlichen Arbeit dazu gehören? Oder wie schafft ihr es, eure Motivation zu erhalten, gerade über die Länger der Zeit hinweg?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich habe das Glück nur maximal drei Tage in der Woche im Homeoffice zu sitzen und nutze jede Gelegenheit das zu umgehen. Ich schreibe absichtlich Glück, weil mich das Homeoffice ziemlich nervt. Ich glaube, wenn ich komplett im Homeoffice arbeiten müsste dann würde ich durchdrehen. Ich bin einfach ein Mensch der fürs Arbeiten ein andres Umfeld braucht wie das häusliche, zumal ich kein Arbeitszimmer zur Verfügung habe und am Tisch im Wohnzimmer arbeite - sprich völlig unbequem und ungemütlich. Abgesehen von der ungemütlichen Arbeitsplatzsituation habe ich außerdem Partner und Kind 24/7 aktuell ebenfalls zuhause sitzen und somit nie die nötige Ruhe die ich brauche.

Die Arbeit an sich ist eigentlich die Gleiche. Ich bin Schreibkraft und tippe Berichte & Co.. Der Geräuschpegel ist in der Arbeit auch nicht wirklich viel geringer, zumal ich da eben Arbeitskolleginnen um mich habe und auch sonst jede Menge auf dem Flur los ist. Allerdings hat man da halt auch andere soziale Kontakte und bekommt viel mehr mit, was wirklich so um einen rum passiert. Außerdem hat man auch einen persönlicheren Kontakt wenn man Rückfragen hat, wie wenn man E-Mails schreiben muss oder anrufen. Außerdem ist es auch so, dass nicht immer Diktate vorhanden sind. Wenn man dann in der Arbeit ist, dann sucht man sich halt andere Tätigkeiten und wenn es Kopierpapier auffüllen ist oder anderweitige Sonderaufgaben.

Wenn man allerdings zuhause ist dann kommt man da irgendwie schnell in einen "Chill-Modus". Wir bekommen unsere 8 Stunden Arbeitszeit immer gutgeschrieben im Homeoffice, egal wie hoch die tatsächliche Arbeitszeit betragen hat. Da schreibt man dann auch mal gemütlicher vor sich hin oder man kommt eben auch in einen "Ruhemodus" wenn mal keine Diktate vorhanden sind. Natürlich versucht man sich dann anderweitig zu beschäftigen und von Kollegen die keine Homeoffice-Möglichkeit haben hört man dann gern mal "Mach doch einfach deinen Haushalt", aber mir ist es schon passiert dass ich dann tatsächlich auch auf dem Sofa eingeschlafen bin. Gut, dass ich nette Kolleginnen habe die dann einfach mal durchklingeln wenn sie neue Arbeit für mich haben.

Die Motivation ist jedenfalls generell auch bei mir deutlich geringer als in der Arbeit. Ich muss mich immer sehr am Riemen reißen mein Bestes zu geben um meine Arbeiten zügig abzugeben und nicht in diesen "Chill-Modus" zu verfallen. Es gibt Kolleginnen die darauf hoffen, dass uns die Möglichkeit des Homeoffice nach Corona bleibt. Ich hoffe, dass ich nicht dauerhaft muss und wenn dann maximal 2 Tage die Woche.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich habe mir das Home Office auch toller vorgestellt, als es jetzt im Endeffekt ist, wenn ich wie so viele am Küchentisch hocke und gefühlt völlig losgelöst von den üblichen Abläufen irgendwelche Fleißaufgaben mache, die die letzten 5 Jahre aufgelaufen sind. Aber ich kann mich eigentlich ganz gut damit abfinden: Wenn ich jeden Tag fünf öffentliche Verkehrsmittel benutzen müsste, um vergleichbare Aufgaben im Büro, am Ende noch mit anderen zusammen zu machen, wäre mir das auch alles andere als recht. Mein Hauptziel ist schließlich, unbeschadet durch die Pandemie zu kommen, und am Küchentisch bin ich zwar gelangweilt, aber relativ sicher.

Ich glaube auch, dass zumindest ich mir im Büro auch in die Tasche gelogen habe, was die "Motivation" anging. Wenn man in Arbeitsklamotten fern des heimatlichen Kühlschranks an einem "richtigen" Schreibtisch sitzt und der Chef schaut vorbei, fühlt es sich zumindest nach produktiver und sinnvoller Arbeit an. Aber wenn ich mich so zurückerinnere, gab es auch unter regulären Bedingungen schon ziemlich dröge Tage, an denen ich irgendwelche Altlasten beseitigt habe, aber eben auch ein ausführliches Schwätzchen gehalten oder schön langsam zum Post Holen getrabt bin, um mich dann eine Stunde mit dem Aussortieren der Prospekte zu beschäftigen.

In der Arbeit selbst finde ich immer etwas zu tun, daheim bleibt sonst wirklich nur der Haushalt. Von mir selber glaube ich also gar nicht, dass meine Motivation daheim so viel schlechter ist als im Büro. Es fühlt sich nur anders an, wenn man mit der Frau Soundso aus dem Finanzsekretariat ein Schwätzchen hält, wie wenn man nebenbei etappenweise die heimatliche Dusche schrubbt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Glücklicherweise konnte ich dem Homeoffice bisher immer entkommen, sodass ich die Frage nur theoretisch beantworten kann. Auf jeden Fall wäre ich zuhause ziemlich frustriert und wahrscheinlich alles andere als motiviert. Dazu kommt die ungünstige Raumsituation mit wenig Tageslicht, die mir sowieso nur wenig Aufenthaltsqualität bietet. Ich wäre sowieso schon längst umgezogen, wenn die Immobilienpreise in München nicht so hoch wären. Auf jeden Fall ist meine Wohnung nicht pandemie- und schon gar nicht Homeoffice-geeignet.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^