Lieber ein Jahr wiederholen anstatt weiter Home-Schooling?

vom 23.01.2021, 03:57 Uhr

Das Kind meiner Cousine kommt mit dem Homeschooling nicht klar. Es fühlt sich total überfordert und auch die Aufgaben, die das Mädchen bekommt, schafft sie nicht richtig oder es muss eben die Mutter viel helfen. Die Lehrer schreiben dann Mails und fragen nach, wo die Aufgaben bleiben, das überfordert sie aber erst recht, weil sie sich da sehr unter Druck gesetzt fühlt. Ich habe den Eindruck, dass es einigen anderen Schülern ähnlich geht, so wie ich aus meinem Freundeskreis höre.

Dass Schüler brav zu Hause lernen ist irgendwie zu viel verlangt oder? Wäre es nicht vielleicht besser, wenn man den Kindern frei gibt, das Homeschooling sein lässt und die Schüler wiederholen dann einfach alle nochmal ein Jahr Schule - also das, was sie verpasst haben? Denn ansonsten gibt es einige wenige, bei denen das Lernen zu hause klappt und der Rest bleibt auf der Strecke. Wie seht ihr das Homeschooling in der aktuellen Lockdown-Phase? Denkt ihr, dass man besser ein Jahr wiederholen sollte oder würdet ihr eine Fortsetzung des Online-Unterrichts befürworten?

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich wäre für eine Legalisierung des Homeschoolings, sodass es wie in fast allen anderen europäischen Ländern möglich ist, auch die Eltern entscheiden können, wie die Bildung der eigenen Kinder stattfindet beziehungsweise unter welchen Bedingungen.

Homeschooling ist in Irland, Frankreich usw. auch erlaubt, das Kinder dort verwahrlost sind, nur weil sie nicht in die Schule gehen, hab ich noch nie gelesen oder davon gehört. Im Gegenteil, man liest zumeist nur Gutes über Homeschooler Familien. Das Homeschooling schaden könnte, ist meines Erachtens bisher noch nicht erforscht, wie manche das dann immer mit einer gewissen Sicherheit in den Medien oder im Privaten behaupten können ohne faktisches Wissen präsentieren zu können ist schleierhaft.

Das nicht jede Familie das umsetzen kann oder will, ist klar. Es sollte einfach nur die Wahl da sein, selbstbestimmt entscheiden zu können. Es ist ein eigenständiges und großes Thema für sich.

Problematisch sehe ich am Ende den Lebenslauf, wenn klar wird das man für 10 Jahre Schule ganze 11 Jahre gebraucht hat, irgendwo muss man sich dann bei der Lehrstellen,-Arbeitssuche immer für rechtfertigen. Wie das dann ein Arbeitgeber aufnimmt, dass man nicht trotzdem auf die Zähne gebissen und lieber sich zurückstufen lies, als weiter in die nächst höhere Klassenstufe mit gegangen zu sein, weiß ich nicht. Manche Arbeitgeber wollen ja Angestellte, die um ihre Ziele kämpfen und nicht immer den einfacheren Weg gehen.

Das Problem ist auch, dass die Kinder sicher weniger Mitspracherecht haben, dass mit entscheiden zu dürfen welchen Weg sie gehen sollen / wollen, also ob man in die nächst höhere Klasse wechselt oder sich zurückstufen lässt. Gerade jüngere Kinder werden dann mehr oder minder der Schritt, welche ihre Eltern für das Richtige halten aufgezwungen. Diese Entscheidung ist dann das, was im späteren Leben das Kind dann eventuell ausbaden muss. Bei einer Schullaufbahnempfehlung und das daraus handeln der eigenen Eltern, vielleicht auch im eigenen Interesse, ist das ja auch nichts Anderes.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das Problem ist doch einfach, dass es im Ausland einfach Strategien gibt Homeschooling zu machen, denn da laufen die Systeme schon, teilweise völlig frei lernend und teilweise nach einem Plan mit Überprüfungen, die jedes Jahr stattfinden. Das läuft und zumindest hat man Konzepte, wie es richtig geht. Hier ist es verboten und deswegen hat man sich wohl nie Gedanken dazu gemacht, wie ich finde eine Schande, denn dass so etwas kommen kann, hätte man einfach auch mal bedenken können.

Dass man sich aber im aktuellen System als Kind überfordert fühlt, wenn die Lehrer keinen Plan haben, die Kinder keinen Plan haben und die Eltern überfordert sind, ist doch klar. Man müsste eben auch mal daran arbeiten, dass das besser wird. Ich kann den ganzen Frust sehr verstehen, allerdings würde ich mein Kind nun keine Klasse wiederholen lassen und mich noch mehr dahinter klemmen, dass das gemeinsam etwas wird, denn es ist ja machbar. Woanders klappt das ja auch und Hilfen kann man sich ja dennoch holen, dann eben online.

Gerade für diejenigen, die jetzt den Abschluss machen finde ich es wirklich grausam, das komplette letzte Schuljahr war für die Tonne und der Abschluss wird sicherlich oftmals nicht geschafft, das finde ich aber auch sehr nachvollziehbar. Man kann eben auch nicht alles alleine stemmen und Prüfungsvorbereitung ist wichtig, da kann man nicht mal schnell nebenbei erklären.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es kommt aufs Kind drauf an. Für manche ist es besser, das Jahr zu wiederholen, bevor es zu sehr in Stress ausartet, andere kommen besser damit klar. Das muss man individuell entscheiden. Es ist nicht schlimm, ein Jahr zu wiederholen. Viele erfolgreiche Leute haben eine sogenannte Ehrenrunde gedreht. Wenn das Kind sehr unter Homeschooling leidet, weil die Lehrer einfach zu schlecht sind, würde ich dafür sorgen, dass das Kind ohne Druck die Option im Hinterkopf hat, das Jahr sausen zu lassen. Ich würde ihm ein Hobby suchen, das mehr Spaß macht, als an Arbeitsblättern zu verzweifeln.

Natürlich ist es zur Zeit schwer, ein Hobby zu finden, aber möglich ist es. Man könnte eine Gitarre kaufen und online spielen lernen. Je nach Interesse könnte man auch Malutensilien besorgen, Karaoke ermöglichen oder online Sprachkurse für Kinder machen, die nicht direkt etwas mit dem Schulunterricht zu tun haben. Damit sich das Kind genügend bewegt, könnte man auch sportliche Ziele setzten, wie etwa in zwei Monaten einen Marathon oder Halbmarathon zu schaffen oder ähnliches. Ich denke, dass es viele Angebote im Internet gibt, die auch zu Bewegung motivieren, wie etwa Tanzkurse, bin aber nicht mehr auf dem neuesten Stand.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In meinem Freundeskreis gibt es mehrere Leute, die teilweise mehrere Kinder haben, die total unterschiedlich sind. Bei einer meiner Bekannten ist es so, dass der größere Sohn dem Homeschooling absolut super folgen kann und die Lehrerin sich auch wirklich super ist. Die Tochter hingegen kommt so gar nicht mit dem Homeschooling klar und wird das Jahr freiwillig wiederholen. Man sieht, dass es im gleichen Haushalt schon zu Problemen kommen kann, die Mutter ist dauerhaft zu Hause und lernt mit Beiden.

Also grundsätzlich wäre ich also dafür, dass die Kinder das Jahr wiederholen sollten, wie es mittlerweile auch teilweise gehandhabt wird. Wenn man Homeschooling frei zulässt, sehe ich ein anderes Problem auf uns zurollen. Und zwar gibt es viele Familien, die aus sozial schwachen Gegebenheiten kommen. Dort ist Homeschooling teilweise jetzt schon ein Problem, da sie teilweise nur das Handy als Medium haben. Wenn das Homeschooling freigegeben wird, bleiben diese Kinder erst recht auf der Strecke, wenn die eher ungebildeten Eltern denken, dass Schule ja eh unwichtig ist und sie dem Kind "die Schule des Lebens" näherbringen.

Eine Freundin von mir lebt in den USA und widmet sich voll und ganz dem Homeschooling von zwei kleinen Kindern. Dazu muss man aber sagen, dass sie selbst Lehrerin war und weiß, was an Stoff drankommen sollte. Außerdem besteht bei ihr immer die Option, dass die Kinder in den höheren Klassen wieder zur Schule gehen, sie übernimmt an sich nur die ersten Grundschuljahre und muss nachweisen, was sie mit den Kindern gelernt hat.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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