Ist es heutzutage zu teuer sich Kinder anzuschaffen?

vom 25.01.2016, 11:25 Uhr

Statistisch gesehen werden heutzutage viel weniger Kinder geboren als das noch früher der Fall war. So wurden zum Beispiel 1965 1,32 Millionen Kinder geboren, hingegen 2011 nur knapp 633.000. Das sind in nicht einmal 50 Jahren nur noch die Hälfte der Kinder. Kinder kosten viel Geld, im Durchschnitt bis sie 18 Jahre alt sind an die 120.000 Euro. Das hört sich auf den ersten Blick nach einer Menge Geld an, aber man zahlt dies ja nicht in einer Summe. Aber kann man nicht auch Kinder groß bekommen wenn man eben nicht der Überverdiener ist?

Gerade Kleidung kann man auf sehr vielen Plattformen im Internet günstig gebraucht kaufen. In jeder kleineren Stadt befindet sich ein Geschäft wo man günstig gebrauchte Sachen kaufen kann. Essen muss ebenso nicht teuer sein. Wer gesund und nachhaltig einkauft, spart oftmals viel mehr, als die die einfach in den Laden gehen und Essen einpacken. Sollte man sich nur Kinder anschaffen wenn man mehr als die üblichen 8,50 Euro Stundenlohn verdient? Oder seid ihr wie ich der Meinung das es auch so geht?

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mit früher kann man es gar nicht mehr vergleichen. Früher reichte auch ein Gehalt aus eine Familie gut über Wasser zu halten und auch etwas bieten zu können. Da saß dann meistens die Frau Zuhause und hat sich um die Kindererziehung gekümmert.

Heute ist man, gerade wenn man in der Stadt wohnt, gezwungen zwei Gehälter nach Hause zu bringen. Dadurch braucht man natürlich auch eine Betreuung für das Kind, die zusätzliche Kosten verursacht.

Es geht nicht nur um Essen und Kleidung, sondern auch viel mehr die Koste die ohnehin schon vorhanden sind. Die Mieten steigen immer weiter, gerade in den Ballungsstädten wie München oder Freiburg, da wenig bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Die Mietpreisbremse ist zwar schön und gut, aber hat daran auch nichts geändert, dass man hier in Freiburg für eine 3 Zimmer Wohnung mindestens 1000 Euro kalt hinlegen muss. Bedeutet eine Warmmiete von 1300 Euro.

Rechne ich das dann gegen mit einem Stundenlohn von 8,50 Euro bei einer normalen 40 Stunden Woche, dann reicht das nicht einmal für die Miete. Von Essen und Kleidung ganz abgesehen. Und um arbeiten gehen zu können, braucht man einen Krippenplatz für das Kind. Dieser kostet hier für Ganztags von 7-18 Uhr 711 Euro, ohne Verpflegungsgeld. Da dieser unsere Dienstzeiten nicht abdeckt, brauchen wir zusätzlich eine Tagesmutter. Alleine dafür belaufen sich die Kosten auf 1000 Euro im Monat. Sozusagen müsste man schon mindestens 2300 Euro Netto verdienen, nur um diese beiden Positionen bedienen zu können. Versicherungen, Fahrtkosten zur Arbeit, Essen, Kleidung noch nicht mit gerechnet.

Wir kommen auf ein Nettoeinkommen von 3600 Euro im Monat. hört sich viel an ist es aber nicht wenn man die Fixkosten betrachtet. Nachdem wir unsere Miete bezahlt haben und die Krippe für unseren Sohn bzw. zusätzlich die Tagesmutter da die Betreuungszeiten der Krippe alleine nicht ausreichen, sind 2/3 des Gehaltes weg. Abzüglich der Fahrstrecken zur Arbeit und den notwendigen Versicherungen und Verträgen bleiben uns im Monat, für Essen, Spielzeug, Kleidung, Hobbys und zum zurück legen falls etwas kaputt geht, gerade einmal 500 Euro übrig.

Wir verdienen beide mehr als 8,50 Euro die Stunde, leisten aber auch mehr als eine 40 Stunden Woche. Mein Partner muss 45 Stunden arbeiten, und ich sogar 48 Stunden nach meinem Arbeitsvertrag her. Mit dem Mindestlohn könnten wir uns hier weder die Miete leisten, noch die Betreuung für unser Kind. Mit einem Gehalt würde es erst recht nicht reichen, das war auch der Grund wieso ich nach dem Mutterschutz schnellst möglich wieder arbeiten gehen musste.

Natürlich geht es sich Kinder auch mit weniger Geld zu leisten, dann muss man jedoch aufs Land ziehen oder in den Osten wo es deutlich billiger ist. Meistens gibt es dort jedoch auch weniger Arbeitsplätze und gerade wenn man so spezialisiert wurde, gibt es die Arbeitsplätze nur in den Ballungszentren.

Hier aufs Land ziehen um den Mietpreisen zu entgehen heißt eine Fahrstrecke von knapp 100 Kilometern einfache Wegstrecke auf sich zu nehmen um zur Arbeit zu kommen. Da auch im Umland die Preise mächtig angezogen haben. Das was man an der Miete dann spart, legt man an der Wegstrecke zur Arbeit wieder drauf und an dem Geld für die Betreuung vom Kind, denn auch die Pendelzeit muss es zusätzlich untergebracht werden.

Wir haben unser Kind nicht geplant, hätten wir das getan und im Vorfeld durch gerechnet was es alles kostet, dann hätten wir uns dagegen entschieden. Gerade die Finanzen sind eine Last, denn wenn unvorhergesehen etwas größeres wie das Auto kaputt gehen sollte, sind wir beide gezwungen zusätzliche Jobs anzunehmen nur um das zu finanzieren.

Es kostet nicht nur Geld, sondern auch unser Kind muss große Opfer bringen. Es sieht uns jetzt schon fast nie, da wir nur auf Arbeit sind um das finanzieren zu können. Dann würde es uns überhaupt nicht mehr sehen wenn weitere Jobs notwendig werden würden. Das belastet und frustriert mich als Mutter wirklich sehr, denn ich würde gerne mehr Zeit mit meinem Kind verbringen. Mehr Zeit in seine Erziehung zu investieren, dass es auch "mehr von mir" mitbekommt und nicht von den Werten der Erzieher in der Krippe. Aber ich weiß auch, dass es bei uns leider anders nicht geht.

Erwartet wird heutzutage von einer Mutter, dass diese Kinder erzieht, nebenbei noch die perfekte Hausfrau ist und Karriere macht. Diese Erwartungshaltung der Gesellschaft erzeugt zusätzlichen Druck.

Mehr verdienen als Mindestlohn bringt wenigstens an einer der Fronten eine Entspannung rein. Je nach dem wo man wohnt reicht das evtl auch aus, um von einem Gehalt gut leben zu können und dem Kind auch die Zeit mit den Eltern ermöglichen zu können.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde nicht, dass es zu teuer ist, sich heutzutage ein Kind anzuschaffen. Es kommt aber jedoch immer darauf an, wie man leben möchte. Es gibt Menschen, die sind der Meinung, sie müssen ihrem Kind alles bieten. Von Musikunterricht in der Musikschule bis hin zum Bezahlen des Führerscheins, des Autos und des Studiums. Dazwischen werden noch weitere teure Sachen bezahlt, die der Förderung dienen. Dann ist es schon teuer, sich ein Kind anzuschaffen.

Genauso gibt es aber auch Menschen, die ihren Kinder ohne viel Geld etwas bieten möchten, wollen und auch werden und können. Wir sind solche Menschen, die ihren Kindern nicht alles kaufen und bieten können, was sie sich wünschen. Aber unsere Kinder sind glücklich. Wir kaufen viele Sachen gebraucht. Viele Kleidungsstücke sind gebraucht noch wie neu, weil Leute oft so viele Sachen im Schrank haben, dass es unmöglich ist, ihrem Kind diese alle anzuziehen. Genauso schaffen wir es, Lebensmittel günstig einzukaufen. Und auch der Sportverein für die Kinder ist in unserem Budget mit drin. Es muss nicht der teure Reitunterricht sein, damit Kinder sich mit Freude bewegen können.

Die Betreuungskosten für beide Kinder sind hier noch recht human. Wir zahlen für beide Kinder, eines geht in die Regelgruppe, eines in die Krippe, um die 450 Euro inklusive Essen und Getränke. Würden wir in Hamburg wohnen, dann wären sie noch günstiger. Da sind fünf Betreuungsstunden pro Tag kostenlos. Mein Ex-Freund, der in einer anderen Gemeinde lebt, muss dort jedoch für einen Halbtagsplatz seines Sohnes in der Krippe fast 600 Euro plus Essensgeld zahlen. Er meint, mehr als ein Kind können sie sich so nicht leisten und das, obwohl beide arbeiten gehen.

Wir haben uns für zwei Kinder entschieden, weil wir der Meinung sind, dass sie uns nicht zu teuer sind. Es gibt immer einen Weg, wie man die Kinder auch ohne viel Geld groß bekommt, ohne dass sie sehr stark zurückstecken müssen. Es wird eventuell an einigen Stellen im Leben etwas anstrengender sein, wenn man nicht so viel Geld zur Verfügung hat, aber das macht einen nur stärker und stolzer, wenn man es dann geschafft hat.

» Liana » Beiträge: 816 » Talkpoints: 12,72 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Anschaffen ist schon wieder so ein Wort was ich in dem Zusammenhang nicht gut finde. Das klingt irgendwie so als würde man sich ein Kuscheltier kaufen wollen und weiß nicht so recht, ob sich das lohnt oder nicht. Wenn man sich wirklich ernsthafte Gedanken darüber macht, ob sich ein Kind preislich lohnt, ist man wohl auf dem falschen Weg.

Natürlich lohnt es sich nicht ein Kind anzuschaffen, wenn man nach den Kosten schaut. Ein Kind kostet eine Menge Geld und sicherlich kann man alles auch günstig besorgen, aber es sind nun mal Kosten da, die man nicht klein reden kann. Ich denke aber dennoch, dass es auch wichtig ist, dass man Kinder macht. Man investiert eben nicht in eine Geldanlage, sondern in Liebe und das muss einem klar sein.

Ich bin der festen Meinung, dass man sich heute eben mehrmals überlegt ein Kind zu machen, weil auch die Umweltprobleme und Probleme zwischenmenschlicher Natur, beispielsweise Krisen und Terrorgefahr zunimmt. Das spielt da ja auch mit hinein und zudem sind die Stellen eben auch nicht so sicher, wie es vielleicht mal der Fall war. Früher hatte man schneller eine sichere Stelle und wurde gerade in der DDR auch durchs System gezogen.

Ich bin der Meinung, dass man ein Kind immer groß bekommt, wenn man möchte. Es geht immer irgendwie. Auch in Afrika werden ja Kinder geboren und irgendwie schaffen sie es da auch. Man bekommt ja hier schon ein bisschen staatliche Unterstützung für ein Kind und hat eigentlich ein sehr gutes System, damit man immer auf der sicheren Seite ist. Arbeitslose machen auch Kinder, also warum sollte man auf Kinder verzichten nur weil man nur 8,50 € die Stunde bekommt? Man kann alles irgendwie schaffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich sehe das Problem weniger bei den Kosten als bei der Planungssicherheit. Jobs sind heute sehr oft befristet und selbst unbefristete, vermeintlich sichere Arbeitsplätze sind schnell weg, weil das Unternehmen schließt.

Gerät man in diese Situation, ist es schwer genug, neue Arbeit zu finden. Mit Kind trägt man mehr Verantwortung und ist viel unflexibler. Das ist dann schon ein Wagnis. Wie viel Sicherheit ausmacht, das sieht man bei Beamten in niedrigen Besoldungsgruppen.

Die verdienen nicht viel, aber sie können über Jahrzehnte mit dem Einkommen rechnen, da der Job sicher ist. Da werden mehr Kinder geboren, ohne dass viel Geld da ist. Wie soll man sich für mindestens 18 Jahre festlegen, wenn man nicht weiß, wie es in 6 Monaten weitergeht?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Kinder würde ich mir nie anschaffen, es gibt in Deutschland keinen offiziellen Kinderhandel oder Sklavenmarkt, Gott sei Dank! Ich kann mir aber denken, wie du es gemeint hast. Der Staat unterstützt einen doch in allen Belangen, sowohl finanziell als auch mit Ansprechpartnern, Sachgütern oder auch anderen Hilfen zur Erziehung, beispielsweise durch das Kjhg.

Kinder haben in den ersten Jahren ja eh nur die normalen Grundbedürfnisse. Wie "teuer" ein Kind in der "Unterhaltung" ist bestimmen dann die Eltern doch im Alltag. Wenn eigene Kinder so erzogen werden, dass sie mit allem verwöhnt werden müssen, dann haben sie auch hohe Ansprüche und kosten dann auch im Alltag mehr.

» Excelsior » Beiträge: 513 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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