Sollten Reedereien mehr vor Gefahren an Land warnen?

vom 30.08.2020, 18:24 Uhr

Mit einem Bekannten hatte ich neulich ein Gespräch über Kreuzfahrten. Er hat auch schon einige Kreuzfahrten gemacht und in dem Gespräch kamen wir darauf, dass nicht alle Häfen ungefährlich sind, die von Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden. Als Beispiel hatten wir von Nassau auf den Bahamas geredet. Dort ist es wohl nicht unbedingt so sicher und das betrifft eben auch die Gegenden, in denen man als Tourist umherläuft. Ich muss sagen, dass ich bei meinem Besuch in dieser Stadt keine negativen Erfahrungen gemacht habe, von den Gefahren aber auch nicht wirklich viel wusste, als ich dort war.

So kamen wir darauf, dass die Reedereien vielleicht doch mehr davor warnen sollten, wenn eine Stadt dafür bekannt ist, dass sie nicht ganz so sicher ist. Andererseits verstehe ich natürlich auch, dass das nicht passiert, denn die Gäste fragen sich dann sicher auch, warum solche Häfen dann überhaupt angefahren werden. Wie seht ihr das? Sollten Reedereien mehr vor den Gefahren an Land warnen, die über die „normalen“ Sachen, wie Taschendiebstahl und solche Dinge hinausgehen? Oder sollte das nicht passieren, weil die Gäste dann eher verunsichert werden und es nicht viel bringt?

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich halte es durchaus für sinnvoll, die Passagiere vor Landgängen über spezifische Konditionen vor Ort zu informieren. Dazu gehören ja nicht nur Gefahren und Risiken, sondern auch möglicherweise Fettnäppfchen und Verhaltenstipps, die besonders wissenswert sein können. Insbesondere in Südamerika ist natürlich bei weitem nicht jede Hafenstadt risikolos zu besichtigen, und man könnte beispielsweise Tipps geben für Stadtviertel oder bestimmte Tageszeiten, die man besser meiden sollte, oder bestimmte Verhaltensweisen, auf die man achten sollte.

In Rio de Janeiro war es zum Beispiel so, dass man sich als Tourist eher in der Südzone der Stadt aufhalten sollte, während die Nordzone viele Favelas aufweist, wobei man diese Zone zwangsläufig passieren muss, wenn man zum internationalen Flughafen von Rio will. Auch der Strand an der Copacabana sollte mit Vorsicht und Aufmerksamkeit genutzt werden, und man sollte weder spätabends dort herumspazieren, noch deutlich sichtbare Wertgegenstände (wie Kameras) mit sich herumtragen.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wieso sollten die Reedereien das tun? Gerade bei Kreuzfahrten geht es doch darum, den zahlenden Gästen Illusionen zu verkaufen. Würde noch jemand so einen Schwachsinn für Unmengen Kohle buchen, wenn nicht nur schöne Hochglanzbilder von glücklichen Ureinwohnern veröffentlicht werden, die den weißen Gästen strahlend frische Ananas reichen?

Ich kenne Kreuzfahrten aus der Werbung und diversen kritischen Medienberichten. Und in den Werbespots sieht man ja auch weder den Umwelt- noch den Klimaschaden, den diese schwerölsaufenden Monster verursachen, sondern ein wunderschönes schwimmendes Luxushotel, das offensichtlich von Blütennektar und Weizenkleie angetrieben wird. Und die Besatzung sind auch nicht irgendwelche ausgebeuteten Dritte-Welt-Sklaven, sondern stolze, hoch qualifizierte Fachkräfte, denen es an Bord mindestens so gut geht wie den Touristen.

Das ganze Konzept steht also sowieso schon auf wackeligen Beinen, und man darf nicht zu genau hinschauen, um es "genießen" zu können. Da wäre es marketingtechnisch ganz schlecht, schon vorab Warnungen auszugeben: "Wir legen jetzt in einem der 20 ärmsten Länder der Welt an. 80 Prozent der Einwohner dieser Hafenstadt leben von weniger als einem Euro am Tag. Dieser beschauliche Ort hat die höchste Mordrate des Kontinents. Vorsicht vor Menschenhändlern!" Das will doch keiner hören, und wer schreckt schon freiwillig zahlende Kundschaft ab?

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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