Wie könnte man kleine, fast verlassene Dörfer retten?

vom 30.06.2020, 19:06 Uhr

Es gibt in Deutschland viele kleine Dörfer, die so langsam ausbluten. Die kleinen Geschäfte haben wegen der Konkurrenz von Aldi und Lidl, die sich irgendwo in der Umgebung angesiedelt haben, schließen müssen. Gasthäuser machen zu, weil sie sich nicht rentieren, und kulturell ist auch nichts los. Busse fahren nur zweimal am Tag.

Was müsste passieren, damit wieder Leben in solche, fast immer idyllisch gelegene Dörfer kommt? Könnten sich hier vielleicht alternative Lebensgemeinschaften ansiedeln, die in der Umgebung Biolandwirtschaft betreiben und in lokalen Geschäften verkaufen? Könnten mit Steuerleichterungen und Subventionen wieder so etwas wie Gasthäuser mit Kulturangeboten entstehen, die wiederum andere Bevölkerungsgruppen anziehen? Wäre für euch ein besserer ÖPVN ein Grund, in ein solches Dorf zu ziehen? Oft liegt eine größere Stadt ja gar nicht mal so weit weg.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bei uns im Dorf gibt es auch nur noch eine Kneipe, einen Bäcker und ein paar Bauern, die ihre Sachen verkaufen. Ansonsten hat hier auch alles geschlossen, eine weitere Kneipe, ein Metzger. Lustigerweise scheint sich das Schuhgeschäft und der Blumenladen auch noch ganz gut zu halten, die ich in der ersten Aufzählung vergessen habe. Dort kaufe ich nämlich nicht ein, einfach weil ich keine Blumen kaufe und die Schuhe nicht so meinem Alter entsprechend aussehen.

Wohnen ist hier super günstig, auch bauen, daher finde ich schon, dass man einen großen Anreiz hat hier zu wohnen, um uns herum ist es schön Grün. Natürlich ist hier wenig los, aber ich finde das auch gar nicht so schlimm. Ich denke man kann sich da nichts erzwingen und sollte niemanden dazu zwingen in einem Dorf zu leben, wenn er das eigentlich nicht will und es damit dann nur günstiger hat. Man muss das schon auch wollen müssen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In jedem Fall wird es nicht gehen, ohne in Form von Förderprogrammen massiv Geld in die Hand zu nehmen. Auch die größten Hippies und "alternativen Lebensgemeinschaften" werden sich kaum irgendwo ansiedeln, wo der Internetempfang bestenfalls löchrig ist, kaum jemals ein Bus fährt und man 20 km zur nächsten Tankstelle zurücklegen muss.

Ich denke, dass sich in vielen Fällen eine Abwärtsspirale einstellt, die sich immer schneller zu drehen beginnt und kaum noch aufzuhalten ist. Oder zumindest nicht ohne eine Menge Geld, dem Einsatz der Bevölkerung und auf Dauer angelegten, nachhaltigen Veränderungen. Das kann bestimmt im Einzelfall klappen, aber ich halte es für extrem schwierig.

Die Bevölkerung, soweit noch vorhanden, muss beispielsweise schließlich auch mitspielen und überhaupt Interesse und Einsatz mitbringen. Du kannst die Leute ja nicht zwingen, regelmäßig ins Wirtshaus zu gehen, auch wenn es noch so ein idyllischer Dorfkrug oder Biergarten mit 200 Jahren Tradition ist. Der hätte nicht zugemacht, wenn die Kundschaft nicht ausgeblieben wäre.

Und man baut auch keinen Kindergarten auf die pure Hoffnung hin, dass schon wieder Kinder zuziehen werden. Und der günstige Baugrund zieht auch nicht jeden an, wenn man dafür die nächsten 20 bis 50 Jahre lang Sprit verfahren und selbst zur Blockflötenstunde für die Kinderlein eine Rundreise von 30 Kilometern in Kauf nehmen muss. So billig kannst du gar nicht bauen.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Erst mal digitale Infrastruktur ausbauen. Es gibt schließlich immer mehr Jobs, die man von zu Hause aus erledigen könnte, aber für fast alle diese Jobs braucht man einen vernünftigen Internetanschluss. Den brauchen inzwischen auch fast alle Firmen und ja, auch der Biolandwirt. Weil viele davon inzwischen auch übers Internet verkaufen.

Für Gasthäuser und solche Sachen gibt es übrigens Subventionen, irgendwas mit Entwicklungshilfe für den ländlichen Raum. Ich habe vor einiger Zeit einen Bericht über solche Projekte gesehen. Da hat ein Dorf ein Freizeithaus mit Kneipe, Kegelbahn und solchen Sachen renoviert und betrieben und ein anderes Dorf hat einen Dorfladen aufgemacht. Das wurde beides mit Fördergeldern und Spenden realisiert.

Diese Beispiele zeigen aber auch, dass sehr viel von den Bewohnern abhängt und, dass Eigeninitiative gefragt ist. Es gibt genug Leute die meckern, dass bei ihnen im Dorf der Bäcker zugemacht hat, aber wo haben sie das Brot gekauft? Beim Aldi in der Kreisstadt. Und, dass das Café am Dorfplatz, das kaum Laufkundschaft hat, nicht überleben kann wenn die meisten Dorfbewohner der Meinung sind, dass der Kaffee dabei doch genauso gut und viel billiger sei ist auch klar.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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