Angst davor haben, Mitmenschen Leid zuzufügen?

vom 05.03.2018, 08:10 Uhr

In Deutschland herrscht zur Zeit Pflegenotstand, sodass überall kritisiert wird, dass wir einfach zu wenig Pflegepersonal haben. Die Pflegekräfte, die vorhanden sind, stehen unter enormen Stress und Zeitdruck und teilweise haben die Pflegekräfte sogar Angst, mehr Leid zu verursachen als zu lindern. Im Endeffekt müssten die Senioren und Kranken darunter leiden.

Erging es euch in eurem Leben auch schon so, dass ihr Angst davor hattet, euren Mitmenschen (noch mehr) Leid zu verursachen anstatt ihnen zu helfen? Erging es euch schon so beruflich oder im Privatleben? Wie kam es dazu? Wie kommt man aus so einer Situation heraus und wie kann man mit solchen Ängsten umgehen und sie besiegen? Holt ihr euch dann einfach Hilfe mit ins Boot oder was macht ihr dann?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Hier zielt die Frage wie so oft sauber am Aufhänger vorbei. "Besiegen" kann man nur irrationale Ängste, aber in meinen Augen ist die Angst durchaus konkret und rational, wenn eine völlig überforderte Pflegekraft sich Sorgen macht, vor lauter Stress jemandem die falschen Medikamente zu geben oder die hilfsbedürftige Person beim "Schnellwaschgang" zu verletzen, weil behutsames und konzentriertes Vorgehen zu viel Zeit kostet. Das ist kein abstraktes "Oh mein Gott, ich habe Ängste, mit denen ich umgehen lernen muss! :ohnmacht:", sondern ein konkretes berufliches Problem. Genauso, wie wenn ein LKW-Fahrer Angst hat, nach Überschreitung der Lenkzeit vor lauter Übermüdung jemanden über den Haufen zu fahren.

Da ich glücklicherweise in einem stressarmen Bürojob sitze, muss ich mir keine Sorgen machen, jemanden aus purer Überforderung zu schaden, aber mir fallen genug Berufsgruppen ein, bei denen das der Fall sein könnte. Und da hilft eben nur, Stellen aufzustocken, oder wenn man das Übel bei der Wurzel packen möchte, bestimmte Branchen sehr viel besser zu bezahlen und auch vom Image her aufzupolieren, damit nicht nur die Leidensfähigsten unter uns diesen Beruf ergreifen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich habe eine Weile in der Pflege in einer Stationsküche gearbeitet und da kann ich das nur bestätigen. Wenn jemand ausfällt oder zu wenig ausgebildetes Personal da ist sind alle nur noch am hetzen und machen, funktionieren aber da ist man dann schon anders als an einem normalen Tag. Ich habe dann immer versucht etwas zu helfen, den Leuten mit mehr Freundlichkeit zu begegnen als der Rest, der einfach gestresst war.

Ansonsten bin ich der Meinung man muss einfach sein Bestes geben und damit kann man dann auch nicht daneben liegen. Angst habe ich deswegen keine und daher denke ich, dass man es einfach versuchen muss so wie man es kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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