Vor den Sommerferien noch richtig unterrichten?

vom 24.05.2018, 07:56 Uhr

Es werden immer wieder Meldungen laut, dass viele Eltern kurz vor den Sommerferien ihre Kinder aus dem Unterricht nehmen, um günstiger verreisen zu können, da die Preise in der Ferienzeit teilweise sehr stark ansteigen. Nun habe ich darüber auch schon von Seiten der Lehrer viele Beschwerden gehört. So beklagt sich eine Freundin von mir, die Lehrerin ist, gerne darüber, da oft so viele Schüler fehlen würden, dass sich normaler Unterricht gar nicht lohnen würde.

Ich habe mich aber gefragt, inwiefern das überhaupt mit den Schülern zusammenhängt. Zu meiner Schulzeit hat selten mal jemand vor den Ferien gefehlt (das ist bei den Studenten viel häufiger laut meiner Beobachtung), aber es war eben sehr deutlich, dass kaum noch Unterricht (von Seiten der Lehrer) gewollt war, wenn die Zeugniskonferenzen vorbei waren und die Noten im Prinzip schon festgestanden haben.

Wie seht ihr das? Findet ihr es sinnvoll, vor den Sommerferien noch richtig zu unterrichten, wenn die Noten eh feststehen und die Schüler dadurch eh nicht wirklich aufpassen und mitarbeiten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es sind ja Stunden, die abgeleistet werden müssen und so hat man beidseitig oft keine Lust mehr sich noch anzustrengen. Bei uns gab es dann oft irgendwelche Filme zu sehen oder man hat dann noch angefangen ein Buch zu lesen, was man in den Ferien zu Ende lesen sollte. Sinnvoll war das nicht mehr, aber die Motivation war beidseitig eben nicht mehr vorhanden. Richtigen Unterricht gab es da nicht mehr.

Wobei es ja auch nicht zwingend sein muss, man kann ja auch mal am Verhältnis zu den Schülern arbeiten, etwas miteinander entspannen und vielleicht auch mal Sachen besprechen, die so aufgelaufen sind und die man aber während des Jahres nicht besprechen konnte. Wenn man sich ein bisschen damit auseinandersetzt was man vielleicht als Lehrer falsch macht, besser machen kann, kann das ja nicht schaden.

Einfach so das Kind aus der Schule nehmen, wenn Schulpflicht herrscht ist natürlich nicht zu empfehlen. Das geht gar nicht und darauf stehen ja auch Strafen. Meine Eltern hatten das aber auch schon gemacht, einfach weil nichts mehr wirklich unterrichtet wurde in der Zeit und man dann doch etliches Geld sparen konnte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mich hat diese Zeit zwischen dem Notenschluss und den Ferien als Schülerin immer tierisch genervt. Ob sich daran etwas in der Zwischenzeit geändert hat, weiß ich nicht, aber ich hatte in dem Alter definitiv keinen Bock, mich in aller Herrgottsfrühe aus den Federn zu schälen und mich in der Mittagshitze wieder heimzukämpfen, nur um in der Zwischenzeit blöd rumzusitzen, Spiele zu spielen, Filme zu schauen oder irgendwelche todlangweiligen "Projekttage " auszusitzen, die offensichtlich nur Beschäftigungstherapie waren.

Aber unter dem Jahr hieß es ständig: Hopphopp, zackzack, der Lehrplan muss eingehalten werden! Die Newtonschen Gesetze bringt man auch in 20 Minuten unter, und der 30-jährige Krieg war so spannend auch nicht! Und wer nicht mitkommt, muss eben privat Nachhilfe nehmen. Ich finde nicht, dass es für ein modernes Schulsystem spricht, dass Schüler wie LehrerInnen pausenlos in den Hintern getreten werden, solange es um Noten geht, und dafür den Kram in der Sekunde hinschmeißen, in der sie nicht mehr versuchen müssen, Fünfer irgendwie abzubiegen.

Aber das entschuldigt in meinen Augen auch nicht, dass manche Eltern die Gelegenheit nutzen, um vor der Hauptsaison noch schnell in den Urlaub zu düsen. In Deutschland herrscht Schulpflicht, und wenn man die Bälger "aus der Schule nimmt", um Geld zu sparen, macht man sich strafbar.

Dass man nur noch in der Hauptsaison Urlaub machen wird, weiß man als Eltern schließlich schon vor dem positiven Schwangerschaftstest. In meinen Augen gehört dies zu den Kosten, Unannehmlichkeiten, Umständen und Schwierigkeiten und sonstigen Konsequenzen dazu, dazu, die man in Kauf nimmt, sobald man das Kondom weglässt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Zu meiner Schulzeit gab es da zwei krasse Gegenpole. Manche Lehrer haben bis zum letzten Tag noch das volle Programm durchgezogen und einen mit Hausaufgaben und Langzeit-Arbeitsaufträgen für die Ferienzeit bombardiert, um klarzustellen, dass nur aufgrund der feststehenden Noten kein Einbruch der Arbeitsmoral geduldet würde. Andere wiederum waren offensichtlich selber so dermaßen unmotiviert, sich noch Stoff für die letzten Wochen auszudenken, dass man einfach zusammenhangslos einen Film nach dem anderen angemacht oder den Schülern tatsächlich komplett freie Hand zur Beschäftigung in der Klasse gelassen hat.

Wie immer würde ich mich selber irgendwo im Mittelfeld positionieren. Lediglich seine Zeit absitzen, ohne auch nur irgendein Ergebnis zu produzieren, kann man meiner Meinung nach auch zuhause oder im Urlaub auf Mallorca und muss dafür nicht körperlich in der Klasse anwesend sein, aber das Maximum an Leistung zu fordern, nur aus Prinzip und um seine Autorität durchzusetzen, ist irgendwo auch übertrieben.

Ich fand es immer schön, wenn man in der Zeit kurz vor den Ferien gemeinsame Aktivitäten mit gewissem pädagogischem Input veranstaltet hat, in denen eine lockere Atmosphäre, aber auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufkam. So gab es beispielsweise Zoobesuche mit Mini-Referaten über ein selber ausgewähltes Lieblingstier, oder Stadttouren mit einer Art „Schnitzeljagd“, bei der kleine Rätsel zu historischen Aspekten der Stadtgeschichte eingebaut wurden. Auch wurde in Deutsch oder Englisch manchmal eine Vorstellungsrunde gemacht, wo jeder sein Lieblingsbuch mitbringen, eine Inhaltsangabe vortragen und einen Auszug vorlesen konnte. Das hat feste Lehrplaninhalte mit der freien Gestaltungsmöglichkeit nach eigenen Interessen verknüpft und kam eigentlich immer gut an.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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