Halten Kinder jung, oder fördern sie das Altern?

vom 16.01.2020, 23:09 Uhr

Immer wieder hört man "den Spruch", dass Kinder jung halten. Durch Kinder kommt man teilweise wieder ein wenig raus aus der Welt der Erwachsenen und sieht nicht nur, wie lebhaft und energiegeladen Kinder oft sind, sondern man möchte ja oft auch mithalten und so gibt es sicher den einen oder anderen Elternteil, der durch seine Kinder motiviert wieder agiler wird und gemeinsam mit den Kindern herumtobt, Ausflüge macht oder dergleichen. Durch Kinder ist man oft auch viel mehr am aktuellen Stand, was die Jugend so betrifft. Themen, über die man sich vielleicht als kinderlose Person weniger Gedanken macht.

Auf der anderen Seite hört man auch immer wieder, dass Kinder das Altern beschleunigen. Vor allem in den ersten Monaten / Jahren gibt es oft sehr starken Schlafentzug, wodurch man sich nicht mehr so fit fühlt. Beziehungsweise trägt man vor allem eben in den ersten Jahren die Kinder oft sehr viel herum. Als Folge leidet unter anderem oft der Rücken und es kommt vermehrt zu Schmerzen in diesem oder auch anderen Bereichen. Dadurch fühlt man sich nicht mehr so jung und eher alt. Und auch wenn die lieben Kleinen dann aus den ersten Monaten / Jahren heraußen sind, dann macht man sich oft Sorgen, wenn sie dann selbständig unterwegs sind, und Kummer lässt ja bekanntlich auch Altern, zumindest gefühlsmäßig.

Oder ist es doch umgekehrt? Erlebt man dann wieder eine Art zweite Jugend, wenn die Kinder dann groß sind und so kann man sich eventuell wieder Urlaubsreisen leisten, die mit gesamter Familie nicht möglich gewesen wären? Während kinderlose Personen da sich diesbezüglich vielleicht schon mehr ausgelebt haben, gibt es so Müttern oder Vätern vielleicht wieder eine Art Schub in Richtung "Jugend".

Halten Kinder eurer Meinung nach Eltern also eher jung oder fördern sie eher das Altern? Wie ist es für euch selber? Fühlt ihr euch durch eure Kinder eher jung geblieben, oder rascher gealtert, als wenn ihr keine Kinder hättet?

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Kinder halten in meinen Augen ganz klar jung. Aber das hängt auch immer ein wenig von der eigenen Einstellung ab und wie man mit den Kindern umgeht bzw. was man meint dann noch mit ihnen erleben zu müssen oder zu wollen. Als meine Kinder zu Welt kamen, bzw. mein Sohn zur Welt kam, war ich grade 24 und wohl eher selber noch sehr jung. Das gab uns dann aber auch die Möglichkeit sie quer durch den Indoorspielplatz zu jagen, als sie alt genug dafür waren. Das war dann auch keine Problem und wurde auch nicht als merkwürdig angesehen. Allerdings ist mir damals schon aufgefallen, dass die meisten Eltern, die dann mit ihren Kindern da waren, eher an einem Tisch gesessen haben und Kaffee getrunken haben, als sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Auch wenn es manchmal stressig ist und man sich auch hier und da mal sorgen, finde ich schon das Kinder eher jung halten.

Heute sind meine Kids alles andere als Kinder. Mit 16 und 19 Jahren fangen sie an ihr eigenes Leben zu leben, aber auch das ist verdammt spannend. Der erste Freundin oder Freund, der erste Liebeskummer den man dann so mitbekommt und man wird zurück in die eigene Jugend katapultiert.

Heute mit 44 erlebe ich bei meiner Lebensgefährtin die ganze Geschichte wieder neu. Sie hat einen kleinen Sohn, der grade mal 15 Monate alt war als wir zusammen kamen. Inzwischen ist der kleine 4 und ich erlebe die ganzen Dinge, die ich mit meinen Kindern erlebt habe wieder von vorne. Auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin, jage ich auch ihn quer durch den Indoorspielplatz, also hat sich im Endeffekt nichts geändert. Mir ist es egal, wie es für andere Eltern dann aussieht, mit ist es wichtig, dass der Kleine seinen Spaß hat und solange ich das noch kann, gebe ich da auch weiter Vollgas. Von daher kann ich ganz klar sagen, das Kinder eher jung halten. Durch meine Kinder, hänge ich dann natürlich auch näher am Puls der Zeit und setze mich mit Themen auseinander, die sonst vielleicht eher an mir vorbeilaufen würde.

Ich sehe, wie gesagt aber dann auch immer wieder die Eltern, die eben dann nur am Tisch sitzen und maximal sich dann bewegen, wenn die Kinder sie rufen oder schreien, weil sie sich vielleicht weh getan haben oder sonst was. Das sind in meinen Augen dann aber auch die Eltern, die es eher als Lebendsraubend empfinden und wahrscheinlich eher zu den Eltern gehören, die es eher als einen beschleunigten Alterungsprozess empfinden. Wobei man aber auch immer sagen muss, dass wir hier von normalen Kindern reden und keine die vielleicht verhaltensauffällig sind, wobei das ja oft auch nicht an den Kindern alleine liegt.

Fazit: Kinder halten jung, wenn man sich darauf einlässt.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass es nur sehr begrenzt von der An- oder Abwesenheit von Kindern abhängt, ob Leute gefühlt mit 25 sterben und mit 80 zu Grabe getragen werden oder sich bis ins hohe Alter ihre Fähigkeiten zu spielen, zu staunen und zu lernen bewahren. Kinder können hier sicher hilfreich sein, aber auch ohne Kinder kann man sich ein kindliches Gemüt bewahren. Die Leute schauen halt ein bisschen blöd, wenn unbegleitete Erwachsene das große Set Filzstifte kaufen oder irgendwelche Actionfiguren sammeln oder sich im Fasching als Prinzessin verkleiden, ohne dass irgendwelche halbhohen Gestalten als Rechtfertigung dienen können.

Besonders weil Kinder ja auch wachsen und schon nach ein paar Jahren gefühlt in die Pubertät kommen und nicht mehr auf dem Spielplatz herumtollen oder mit Wachsmalstiften tolle Sachen malen, sondern eher mit dem Besen vom anderen Geschlecht ferngehalten werden müssen. Ich habe den Eindruck, dass sich spätestens dann der konservierte jugendliche Elan sehr schnell ins Gegenteil verkehrt.

Aus eigener Erfahrung kenne ich noch dazu eherne Singles, die bis ins Greisenalter absolute "Lausbuben" und -mädels geblieben sind ebenso wie Papas und Mamas, die ihr durchgetaktetes Leben mit der Freude und Begeisterung eines Meldegängers knapp hinter der Frontlinie eisern durchziehen und vor allem angepisst reagieren, wenn sich doch ein Funken Leichtigkeit oder Humor einzuschleichen droht.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Als meine jüngere Tochter geboren wurde, war ich 35 Jahre alt. Ich hatte es zu der Zeit sehr bequem. Musste zur Arbeit nicht mit dem Auto fahren sondern konnte über die Straße gehen und schon war ich im Büro. Der perfekte Zeitpunkt um einzurosten. Meine kleine quirlige Tochter machte mir da zum Glück einen Strich durch.

Ich kam wieder an die frische Luft, was sonst nur zum Einkaufen passierte. Wir spielten und blödelten und hatten viel Spaß. Meine Freundin war von diesem Kind dermaßen angetan, dass dieses unsere Freundschaft sehr stärkte. Auch holte sie die Kleine regelmäßig aus der Kinderkrippe ab und betreute sie in meiner Abwesenheit bei sich in ihrem Geschäft.

Beide hatten stets viel Spaß. Wenn ich mir vorstellte, dass ich nach Feierabend nur noch auf der Couch versackte und das Fernsehprogramm konsumierte, war ich doch auf dem besten Weg um faul und genügsam zu werden. Auch war ich aus dem Feieralter heraus und sonstige Aktivitäten hielten sich in Grenzen. Durch den Tierpark wäre ich ganz sicher nicht allein geschlendert und den Spielplatz hätte ich ganz sicher auch nicht aufgesucht.

Es waren einfach alle Aktivitäten und Unternehmungen die mich wieder jung werden ließen. Egal ob daheim oder an der frischen Luft, es war eben immer etwas los und machte unheimlich viel Spaß. Dem Kind beim groß werden zuzuschauen, war einfach ein Jungbrunnen für mich. Mit dreißig war ich beim Arzt wegen meines Blutdrucks. Mit sechsunddreißig wäre ich nie auf die Idee gekommen. Es ging mir gut, mir fehlte einfach nichts mehr, ich war total gesund.

Ich war 50 als sie gerade einmal 15 Jahre alt war und es war noch nicht vorbei. Manchmal sehnte ich mich nach einem Schaukelstuhl und dachte, dass ich schon zu alt für all das wäre, was da so vor sich ging. Nun bin ich fast 56 und die Kleine wird 21 Jahre alt und ich habe nichts bereut. Auch heute noch inspiriert mich ihre Jugend dazu, mit dem alt sein noch zu warten.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Gesamt gesehen halten Kinder einen jung. Nun habe ich eine Tochter, die ein Jahr alt ist und einen Sohn, der 3 ist. Das heißt, ich schlafe wenig und das schlaucht natürlich, aber ich gehe auch jeden Tag raus und bewege mich. Es ist auch schön zu sehen wie einfach die Welt für ein Kind noch ist, wie sich an kleine Kinder noch über ganz einfache Sachen freuen können.

So habe ich neulich das Lieblingsessen meines Sohnes gemacht, wobei ich das nicht vorher gesagt hatte, sondern es einfach nach dem Kindergarten auf den Tisch stehen hatte. Er kam nach Hause und hat sich unglaublich gefreut. Welcher Erwachsene freut sich denn noch auf diese Art und Weise? Immerhin mache ich es ja so selten auch nicht, weil ich froh bin, wenn er überhaupt etwas isst.

Ansonsten können Kinder auch sicherlich die eigene Denkleistung nochmal ankurbeln, wenn man dann zusammen Hausaufgaben machen muss und Dinge erklären muss, über die man sich vorher vielleicht wenig Gedanken gemacht hat. So viele komplexe Fragen werden mir noch nicht gestellt, aber wenn ich da so meinen Neffen sehe, der in die Grundschule geht, der stellt manchmal wirklich komplexe Fragen über die Welt, die ihn umgibt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube wie jung man sich fühlt hat mit Kindern nur bedingt etwas zu tun. Mir kommen Gleichaltrige mit Kindern teilweise schrecklich spießig und erwachsen vor, weil sie voll in diesem Elternding drin sind und viele Dinge, die man mit Jugend verbindet, überhaupt nicht mehr möglich sind. Zu spontan, zu unvernünftig, zu teuer und so weiter.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute, die ganz ohne Kinder schon sehr früh spießig und erwachsen geworden sind. Ist wahrscheinlich einfach eine Frage des Charakters.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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