Vorteile und Nachteile der aktuellen Niedrigzinsen

vom 06.11.2019, 11:57 Uhr

Die EZB betreibt ja schon mehrere Jahre lang eine absolute Niedrigzinspolitik. Ein scheinbarer Vorteil ist ja vielleicht, dass die Kreditzinsen im Keller sind, aber dafür sind auch die Sparzinsen vollkommen am Boden. Wer profitiert denn da eurer Meinung nach am meisten von den aktuellen Niedrigzinsen und empfindet ihr diese als vorteilhaft oder als eher nachteilig? Welche Argumente fallen euch denn dazu ein?

» FinanzScout » Beiträge: 1059 » Talkpoints: 18,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Profitieren tun hier in der Region auf jeden Fall die Handwerker und die angeschlossenen Betriebe. Viele Leute - ich auch - denken sich, dass es mehr Sinn macht in die Immobilie zu investieren, anstatt das Geld bei der Bank zu deponieren, die Gebühren erhebt, im schlimmsten Fall sogar Strafzinsen, aber natürlich trotzdem weiterhin mit dem Geld der Kunden arbeitet.

Wärmedämmung, moderne Heizungsanlagen, neue Fenster, Solaranlagen und so weiter sorgen mittelfristig immerhin dafür, dass man das investierte Geld wieder zurück bekommt. Aus dem gleichen Grund denkt manch einer auch über ein neues Auto nach, bei dem die laufenden Kosten dann niedriger ausfallen würden als beim aktuellen Modell.

Aber Vorteile sehe ich für Privatleute mit normalen Einkommen, denen man Jahrzehntelang erzählt hat, dass sie "fürs Alter" sparen müssen, eigentlich keine. Es hat schließlich längst nicht jeder ein Dach, auf das er eine Solaranlage bauen lassen kann.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich persönlich betrachte die aktuellen Niedrigzinsen als absolut nachteilig, weil sparen gar nicht mehr belohnt wird. Man wird quasi schon fast genötigt in dubiose Wertpapiere oder in eine unsichere Immobilie zu investieren oder sich dem Shoppingrausch hinzugeben. Aber was kommt danach? Ebbe im Portemonnaie!

» textmarker » Beiträge: 113 » Talkpoints: 3,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Wärmedämmung, moderne Heizungsanlagen, neue Fenster, Solaranlagen und so weiter sorgen mittelfristig immerhin dafür, dass man das investierte Geld wieder zurück bekommt.

Aber das hast du ja alles irgendwann abgegrast oder gleich so gebaut, dass da eh nicht mehr viel zu modernisieren ist. Vielmehr sehe ich auch bei den Hausbauern sehr große Risiken durch die niedrigen Zinsen. So billig Kredite augenscheinlich seien mögen, neigen dadurch aber viele Leute dazu ihre Risiken auszublenden.

Denn sind wir mal ehrlich. Als Immobilienkredite noch mit 5 bis 10 Prozent Zinsen versehen waren. Wer hat denn da gebaut oder modernisiert? Die Leute, die sich das eben auch leisten konnten oder genug Eigenanteile eingebracht haben. Heute überlegt ja gefühlt jeder Hinz und Kunz sich ein Haus zu bauen und dann setzen sich da überspitzt gesagt die Friseurin und der Fensterputzer ein Haus für 250.000 Euro auf ein 100.000 Euro Grundstück und vergessen dabei die Tilgung hochzunehmen und sich ordentlich abzusichern und setzen 1000 Euro Miete und eine 1000 Euro Kreditrate gleich. Da kriegen dann Leute Kredite, die sie sich nicht mehr leisten können, wenn nur eine Kleinigkeit schief geht. Gerade diese Sorglosigkeit heizt ja die Immobilienblase an, weil man künstlich eine Nachfrage schafft, die es eigentlich nach gesundem Menschenverstand nicht geben dürfte.

Dass es dafür im Gegenzug kaum Zinsen auf Sparbücher zum Beispiel gibt, stört mich eigentlich überhaupt nicht. Denn auch hier sollte man so ehrlich sein und feststellen, dass man mit Zinsen von zwei oder drei Prozent, die es mal gab, sein Geld ja auch nicht vermehren kann, weil das zu denen Zeiten auch bloß ein Inflationsausgleich war. Sah nur netter aus, war aber unterm Strich auch nicht besser als heute Nullzinsen bei kaum vorhandener Inflation.

Mit Rentenpapieren und Sparbücher ist noch nie jemand reich geworden. Das sind zwar extrem sichere Anlageformen, aber das bezahlt man eben mit nahezu nicht vorhandener Realrendite. Das war auch früher nicht anders. Und am Ende des Tages ist ja auch dieses Zinsschraube hoch und runter doch eigentlich nichts anderes als Psychologie. Es ist ja nun nicht so, dass Sparzinsen mal hochgehen und gleichzeitig Kreditzinsen runter gehen. Das passiert ja immer im Gleichschritt und ist ja zumindest im Euroraum weitestgehend an die Inflation gekoppelt. Dadurch ist es doch am Ende immer nur der Schein, dass etwas teuer oder billig aussieht ohne das sich wirklich etwas ändert.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^