Vor den Kindern eigene Vorträge üben?
Eine Bekannte von mir hatte vor kurzem ein Vorsingen an der Universität, da sie sich auf eine Professur beworben hat. Sie musste den Vortrag natürlich zu Hause üben, wobei sie hinterher meinte, dass ihre Tochter (9) sich das angehört und ihr anschließend Feedback gegeben hätte, auch wenn sie nicht alles inhaltlich verstanden hätte.
Meine Bekannte meinte dann auch, dass es eben für die Erziehung wichtig wäre, dass Kinder eben mitbekommen, wie Eltern sich verhalten, wenn ihnen etwas wichtig ist und dass man sich eben gut vorbereiten muss. Ihr selbst hätte das Feedback auch etwas gebracht. Wie seht ihr das? Seht ihr einen pädagogischen Nutzen darin, wenn man Vorträge vor den eigenen Kindern übt? Oder überwiegen für euch die Nachteile?
Wenn die Tochter das mitmacht ist das in Ordnung. Ich würde nun aber kein Kind zwingen in seiner Freizeit und ein Schulalltag ist auch. nicht immer so leicht, meine Vorträge anzuhören. Das muss schon freiwillig der Fall sein und dann kann man sich auch anhören, was man eventuell beim Reden falsch macht oder beim Verhalten an sich. Es ist wichtig für die Kinder zu sehen, dass die Eltern auch etwas machen müssen, sich anstrengen müssen und es auch nicht immer leicht ist und das man dennoch nicht aufgibt. So etwas ist eine wichtige Lektion im Leben, aber deswegen muss man ja nicht den Vortrag vor dem Kind halten, sondern selbiges wird sie auch durch zusehen mitbekommen.
Umgekehrt findet es sicherlich auch statt, dass das Kind seinen Vortrag mit den Eltern übt und die Variante finde ich auch normal. Allerdings finde ich es aus Kindersicht eher etwas sehr anstrengend, wenn man Vorträge mit Fachausdrücken aus Bereichen hört, in denen man sich nicht auskennt.
Ich sehe das nur dann als sinnvoll an, wenn man Lehrer von Beruf ist und die eigenen Kinder auch schon im Schulalter sind. Da kann man den Stoff sicherlich erst einmal am eigenen Kind "testen", bevor man versucht, ihn anderen Kindern beizubringen. So kann man verschiedene Methoden entwickeln, wie man den Schülern den Stoff am besten näherbringt und direkt herausfinden, wie komplex der Stoff ist. Außerdem erfährt man so natürlich auch gleich, welche Fragen aufkommen und welche Probleme auftreten können.
In allen anderen Berufen finde ich so ein Verhalten weniger sinnvoll, wobei das aber natürlich immer auf das Alter des Kindes ankommt. Ist das Kind bereits volljährig, dann kann man das sicherlich eher machen. Einem Kindergartenkind einen Vortrag über das aktuelle Wirtschaftsgeschehen zu halten, finde ich aber wirklich unnötig und auch unsinnig.
Wenn es einem nur darum geht, den Text einmal im Ganzen präsentieren zu können, kann man das ja auch vor Freunden, dem Partner oder vor dem Spiegel machen. Ein Kind versteht doch je nach Alter, Thema und Kontext kaum ein Wort von dem Ganzen, so dass ich mich frage, was für einen Sinn das Ganze haben soll. Man verschwendet im Endeffekt nicht nur die Zeit des Kindes und langweilt und verwirrt es, sondern man selbst hat ja auch nichts davon, so dass ich das lieber lassen würde.
Als wichtig für die Erziehung würde ich das eher nicht ansehen. Sicher kann man das machen, wenn das Kind das gerne mitmacht, aber wirklich viel Sinn sehe ich darin nicht, wenn das Kind doch nichts davon versteht, was man da erzählt. Natürlich kann das Feedback hilfreich sein, aber hilfreicher würde ich es doch sehen, wenn man vor einem Erwachsenen die Vorträge übt, da diese sicher ein hilfreicheres Feedback geben können.
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