Sind späte Väter der neue Trend?

vom 17.06.2015, 17:58 Uhr

Neulich habe ich einen Beitrag darüber gesehen, dass späte Väter angeblich inzwischen sehr modern sein sollen. Dabei handelt es sich um Väter, die meistens schon in Rente sind. Es wurden Väter vorgestellt die ihre früheren Frauen verlassen haben und manchmal noch Kontakt zu den früheren Kindern haben und dann neue Frauen heiraten die wesentlich jünger sind, mit denen sie dann wieder Kinder haben und dann als Rentner mehr Zeit in die Erziehung des Kindes stecken können.

Ich fand das ganze schon sehr merkwürdig, denn viele der früheren Kinder haben gesagt, dass ihr Vater sich um sie kaum gekümmert hat. Und davon abgesehen haben die neuen Kinder dann auch nur relativ wenig Zeit mit ihrem Vater und sind eventuell dann finanziell auch nicht abgesichert, wenn sie studieren oder eine Ausbildung machen. Das Konzept finde ich daher nicht besonders gut und finde nach wie vor das normale Konzept besser, wo man mit seiner Frau alt wird und nicht nochmal Kinder bekommt. Wie seht ihr das? Kennt ihr viele ''späte Väter''?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Einen wirklich späten Vater, der zur Zeit der Geburt seines Kindes bereits im Rentenalter war, kenne ich nicht. Ich kenne jemanden, der eine zwanzig Jahre jüngere Frau geheiratet und mit ihr ein Kind bekommen hat (er war schon Ende vierzig zu der Zeit), aber das entspricht ja nicht dem Vater im Rentenalter.

Ich bin der Meinung, dass es hier, wie überall, Vor- und Nachteile gibt. Auf der einen Seite hat ein später Vater seine Karriere bereits gemacht und Zeit, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Auch genießt er sein Vatersein vielleicht ganz anders und bewusster, als er es in bedeutend jüngeren Jahren getan hat, oder, falls es in dem Alter das erste Kind ist, hätte tun können.

Auf der anderen Seite ist ein Mann mit Mitte sechzig zwar geistig und meist auch körperlich noch fit, aber bringt er die nötigen Nerven wie Drahtseile noch auf, um sein Kind zu erziehen, oder bleibt die Erzieherrolle dann an der Mutter hängen, und der Vater ist mehr der liebe Opa, der mit dem Kleinen Fußball spielt oder ein Plüschtier verarztet?

Erlebt der Mann, der mit sechzig plus noch Vater wird noch das erwachsene Kind? Ist er bei der eventuellen Hochzeit noch dabei, lernt er eventuelle Enkelkinder noch kennen? Und das Allerwichtigste: ist er für sein Kind da, solange es ihn braucht? Wie hoch ist das Risiko, dass das Kind als Halbwaise aufwächst? Natürlich kann ich auch morgen von einem Bus überfahren werden, aber ab einem gewissen steigt das Risiko des Ablebens auf natürlichem Wege doch beträchtlich.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne keinen Vater, der bereits im Rentenalter ist. Zwar haben meine beiden Onkels durchaus spät noch mal ein Kind bekommen, aber das war trotzdem noch nicht im Rentenalter und auch nicht knapp davor. Ich finde aber, dass man seinem Kind gegenüber ein Verantwortung hat und dieser als älterer Vater nicht gerecht werden kann.

Immerhin sind Menschen ja auch sterblich und wenn man mal bedenkt, wie viel oder wenig Zeit man dann noch zusammen hat, ist das einfach traurig und für das Kind sicherlich auch belastend und das in mehreren Situationen. Zum einen muss es dann vielleicht früh den Tod des Vaters sehen und zum anderen wird es sicherlich mit dessen Alter in Kindergarten oder Schule aufgezogen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mein Erzeuger war 70, als meine Mutter schwanger wurde. Als ich geboren wurde, war er 71 Jahre alt. Verstorben ist er in einem nicht überraschenden Alter von 74 Jahren, da war ich dreieinhalb Jahre alt. Daher ist er für mich auch nur mein Erzeuger, denn ich habe keine Erinnerungen an diesen Mann. Ich könnte auch aus Spendersamen stammen oder bei einem One-Night-Stand gezeugt worden sein, für mich macht das keinen Unterschied.

Meine Halbschwester aus seiner ersten Ehe ist älter als meine Mutter und mittlerweile verstorben. Die hat sich natürlich absolut nicht über mich gefreut. Meinem Vater war ein Baby mit über 70 Tag und Nacht zu anstrengend. Ein Baby oder Kleinkind im Haus ist etwas anderes, als ab und zu für einige Stunden Enkel zu hüten. Außerdem hat ein Mann, der vor mehr als 100 Jahren geboren worden ist, den Kaiser und zwei Weltkriege erlebt hat, auch ganz andere Ansichten über die Erziehung.

Wenigstens war der Gute ein hoher Beamter und das bedeutete eine üppige Waisenrente für mich. Denn ohne Vater und nur mit der üblichen, lächerlich niedrigen Halbwaisenrente hätte mein Leben verdammt übel ausgesehen. Meine Ausbildung hätte rein aus finanziellen Gründen auch ganz anders ausgesehen.

Aber Geld ist nur ein schwacher Ausgleich. Ich hätte viel lieber einen ganz normalen, lebenden Vater wie alle anderen auch gehabt. Ich wüsste gerne, wer und wie mein Erzeuger war. Ich weiß nur, was man mir erzählt hat und kenne Fotos. Folglich kann ich auf einen solchen Trend, sollte es ihn geben, dankend verzichten.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Mich würde mal die Stichprobengröße interessieren, die da ermittelt und befragt worden ist. Ich stamme aus einem sehr kinderreichen und großen Umfeld und ich habe nur einen einzigen Bekannten, der tatsächlich mit über 40 Jahren Vater geworden ist. Alle anderen hatten das Thema Familienplanung in den 30ern spätestens abgeschlossen. Ich kenne auch viele, die in den 20ern eine Familie gründen. Ich finde nicht, dass man das pauschalisieren kann, zumal das ja auch von verschiedenen Faktoren abhängig ist wie Bildungsstand, aber auch davon, ob man den richtigen Partner gefunden hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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