Lieblingsserie nach wiederholtem Anschauen nicht mehr mögen?

Mir ging es gerade lustigerweise so, dass ich mir eine Serie, die früher eigentlich zu meinen Lieblingsserien gehörte, nochmals anschauen wollte, weil ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe. Dabei fiel mir auf, dass ich sie überhaupt nicht mehr lustig fand, so wie ich sie in Erinnerung habe.

Ich konnte gar nicht glauben, was ich damals so lustig an dieser Serie gefunden hatte und konnte jetzt endlich die Meinungen meiner Freunde nachvollziehen, die diese Serie noch gar nie so super toll fanden wie ich. Erstaunt hat es mich aber wirklich, dass man seinen Geschmack mit der Zeit so ändern kann.

Woran liegt es, dass sich der Geschmack mit der Zeit ändert, wenn man älter wird. Das ist mir bei den Lebensmitteln, die ich früher gern hatte und jetzt nicht mehr mag, oder früher nicht mochte und jetzt schon mag, schon sehr oft aufgefallen. Verändert sich das Gehirn im Laufe der Zeit?

So ein Erlebnis hatte ich auch schon mal. Ich habe ziemlich schnell nachdem die Serie Breaking Bad herauskam diese geschaut und fand sie auch ganz gut. Ich habe dann immer auf die neue Staffel gewartet und fand die auch immer besser. Als dann Schluss mit der Serie war, fand ich es schade, aber es war ja ein Ende abzusehen, von daher war das okay.

Ich habe die Serie dann jahrelang nicht mehr gesehen, bis ich sie vor circa einem dreiviertel Jahr wieder angeschaut habe und ich muss sagen, dass sich das alles sehr gezogen hat und sehr schleppend ging. Am Ende fand ich die Serie dann nicht mehr so toll und war froh, dass ich sie durch hatte. Einfach so abbrechen und das Messer im Schwein stecken lassen wollte ich auch nicht.

Vielleicht mag es daran gelegen haben, dass ich eigentlich schon alles kannte und ich die jetzt langweiligen Zwischenszenen nicht mehr brauchte und die früher vielleicht noch für die Handlung wichtiger gewesen waren, weil ich eben nicht alles schon grob kannte. Vielleicht hat sich mein Geschmack auch einfach nur geändert, da langen nämlich bestimmt so dreieinhalb bis vier Jahre zwischen, gefühlt. Gerade in dieser Zeit hat sich viel an meiner privaten Situation geändert, Frau, Kind, Haus etc. Das kann sich ja alles auswirken. Aber ich finde es im Endeffekt nicht so schlimm. Eine Serie mehr oder weniger mögen, was soll es?

Der Geschmack ändert sich mit der Zeit, das ist ja normal. Ich denke aber auch, dass sich die Sehgewohnheiten geändert haben und die Art, wie heute Serien und Filme gemacht werden tragen dazu mit bei. Das Tempo ist heute sehr viel schneller als früher, was dann natürlich dazu führt, dass ältere Serien, die nicht so schnell geschnitten sind und die der Handlung mehr Zeit geben um sich zu entwickeln, schnell als langweilig empfunden werden.

Ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die ständig Action sehen wollen und gelangweilt zur Chipstüte greifen wenn ein Dialog länger als eine Minute dauert, aber mir fallen die Unterschiede schon auf. Vor Kurzem habe ich irgendwo eine "Akte X" Wiederholung gehen und habe mir gedacht, dass man heute die meisten Szenen, in denen die Charaktere nur unterwegs sind ohne den Plot voran zu bringen, schneiden würde.

Man wundert sich heute als Zuschauer nicht mehr, dass die Charaktere in der nächsten Szene schon am Tatort auftauchen, obwohl der fünf Staaten entfernt liegt, das ist völlig normal geworden, dass man so schneidet.

Ich habe es übrigens tatsächlich noch nie geschafft eine Serie ein zweites Mal anzuschauen. Ab und zu erwische ich irgendwo vielleicht mal eine Folge, aber eine komplette Serie habe ich bisher noch nicht geschafft, weil es so viele neue Serien gibt. Es wäre aber schon interessant zu wissen, wie ich auf alte Lieblingsserien reagiere. Könnte ich zum Beispiel "Lost" noch spannend finden obwohl ich das meiner Meinung nach extrem dumme Ende kenne?

Ich würde auch sagen, dass es ganz normal ist, dass sich der Geschmack mit der Zeit ändert und das ist eben auch bei solchen Sachen wie Fernsehserien der Fall und nicht nur beim Essen und solchen Dingen. Mir ist es vor allem mit Serien schon so ergangen, die ich in meiner Jugend geschaut habe.

Dabei kam es vor, dass ich als Erwachsene noch mal Lust bekam, die Serie zu schauen. Das habe ich dann auch gemacht, war aber heimlich enttäuscht, weil mir die Serie einfach nicht mehr so gefallen hat und sie nicht mehr so schön war, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Das geht mir auch bei "The big bang theory" so. Anfangs handelte es sich dabei tatsächlich um meine Lieblingsserie und ich habe mir damals sogar einige Staffeln auf DVD gekauft, obwohl die Serie auch da schon täglich im Fernsehen lief. Allerdings war ich so verrückt danach, dass ich sie mir am liebsten den ganzen Tag lang angeschaut habe.

Mittlerweile gefallen mir zumindest die ersten Staffeln alle nicht mehr so richtig und ich finde sie auch nicht mehr witzig. Ich denke, dass das aber daran liegt, weil ich die ganzen Staffeln alle nun schon so oft gesehen habe, dass ich sie quasi auswendig kann. Natürlich findet man dann etwas nicht mehr so witzig, wenn man einfach schon alle Witze ganz genau kennt und auch schon mitsprechen kann.

Die ganz neuen Staffeln, die ich noch nicht so gut kenne, finde ich auch wieder richtig gut und auch lustig. Man muss eben darauf achten, dass man auch seine liebste Serie nicht ständig schaut, da das mit der Zeit eben doch langweilig wird. Ansonsten gefallen mir aber noch alle Serien, die ich in der Vergangenheit gerne geschaut habe.

Ich kenne diesen Effekt auch. Ich habe als Teenager einige Serien richtig gerne gesehen und fand sie oft auch als Wiederholung im TV ganz gut. Aber als sie dann jetzt auf DVD heraus kamen bzw. ich nun mal wieder nach ca. zehn Jahren Nichtschauens mal wieder einige dieser Serien sah, war der Reiz bei einigen irgendwie verflogen, während andere ihren Reiz dagegen behalten haben.

Ich denke, das hat verschiedene Ursachen. Zum einen mag es daran liegen, dass sich die Technik weiter entwickelt hat. Bei einigen Serien ist die alte Technik witzig, bei anderen weniger. Als ich letzt "Raumpatrouille Orion" gesehen habe, konnte ich mich vor Lachen weg schmeißen, als ich etwa das Bügeleisen sah, mit dem sie kommuniziert haben. Bei einer Krimiserie wie "Quincy" dagegen finde ich die alte Technik eher langweilig und die Serie hat einen Teil ihres Charmes eingebüßt.

Eine Serie, die keine abgeschlossenen Folgen hat, sondern eine fortlaufende Handlung, sieht man beim wiederholten Gucken natürlich auch mit ganz anderen Augen. Da fiel mir bei einigen Serien dann auf, dass Hintergrundinformationen zur Serie manchmal nicht stimmen. Manche haben etwa erst drei Kinder und später eine andere Anzahl, dann stammen sie aus einem anderen Ort etc. So etwas stört manchmal auch das wiederholte Anschauen.

Ich möchte mir einige alte Serien nun auf DVD holen, damit ich sie immer sehen kann, wann ich will. Doch ich werde sie jeweils vorher probeschauen um zu gucken, ob ich sie heute noch mag oder nicht.

nordseekrabbe hat geschrieben:Ich konnte gar nicht glauben, was ich damals so lustig an dieser Serie gefunden hatte und konnte jetzt endlich die Meinungen meiner Freunde nachvollziehen, die diese Serie noch gar nie so super toll fanden wie ich. Erstaunt hat es mich aber wirklich, dass man seinen Geschmack mit der Zeit so ändern kann.