Hat Therapieresistenz mit innerer Einstellung zu tun?

vom 20.07.2012, 21:51 Uhr

Die Schwester meiner Oma, also meine Großtante hat einen Herzfehler. Sie wird aber behandelt und die Ärzte haben auch gesagt, dass der Herzfehler nicht so gravierend ist, dass sie daran sterben wird. Die Medikamente helfen und damit könnte sie 100 werden. Allerdings will meine Großtante irgendwie nicht, dass die Therapie anschlägt. Sie jammert trotz Medikamente, dass ihr Herz immer wieder weh tut und dass sie gar nicht mehr leben will. Sie ist 85 Jahre alt und meint, dass sie ihr Leben gelebt hat. Meine Mutter meint, dass die Medikamente nicht anschlagen können, weil sie die Therapie ablehnt und nicht gesund sein will.

Meine Mutter meinte, dass man, wenn man die innere Einstellung hat, dass eine Therapie nicht anschlagen soll, dann schlägt sie auch nicht an. So kann vielen ihren Sinn verfehlen. Sie meint, dass es genauso ist, wenn jemand Akupunktur bekommt, weil er Schmerzen hat und nicht an die Akupunktur glaubt. Denkt ihr auch, dass Therapieresistenz mit der inneren Einstellung zu tun hat? Wie viel kann das ausmachen? Kann ein Medikament gar nicht anschlagen, wenn man es nicht will?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Naja, das ist so in etwa wie, als würde ich mir innerlich wünschen, dass die Scheibe nicht zerbricht, wenn ich einen Stein gegen sie werfe :) Man kann sich noch so stark dagegen wehren, dass das Medikament nicht wirkt, sobald die Substanzen in die Blutbahn gelangen und die entsprechenden Zielstrukturen erreichen, dann wirken sie auch. Es kann sich zwar nach etwaiger Zeit je nach Wirksubstanz eine Resistenz einstellen, die hat dann ihre Gründe auf molekularer Rezeptorebene, die man nicht sonderlich beeinflussen kann (mal abgesehen von den ganzen psychischen Erkrankungen, die allerdings auch größtenteils genetisch bedingt sind).

Nun wird man meinen, dass Stress u.ä. - was ja extern erzeugt wird, gilt aber auch für internen Stress - doch auch zu einer gewissen Änderung im menschlichen Organismus führt. Das stimmt auch soweit, allerdings sind da die absoluten Änderungen nicht so hoch, dennoch aber hoch genug, um dem Körper zu signalisieren "Hey, ich arbeite gerade auf Hochtouren". Ein Beispiel dafür, dass man mit physiologischen Änderungen kein Medikament neutralisieren kann, ist eine der Nebenwirkungen von beta-Blockern: Diese können bei einem an Diabetes erkrankten Patienten die Warnsymptome in Form von Tremor und Tachykardie maskieren und diese Symptome treten auf, sobald man hypoglykämisch wird, der Körper also einer doch relativ starken Änderung ausgesetzt ist. Unter beta-Blocker-Einnahme werden diese ebenfalls unterdrückt.

Es gibt einige Wege ein Medikament zu neutralisieren, dazu gehört aber sicherlich nicht der "innere Wille". Vielmehr sind es wiederum andere Pharmaka, Substanzen, die entsprechend kompetitiv am Enzym binden, den Wirkstoff verdrängen, ihn binden, etc., hat also eher pharmakodynamische Gründe :wink:

Benutzeravatar

» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube nicht, dass Therapieresistenz mit der eigenen Einstellung zu tun hat, jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen, sagen wir so. Ich denke, wenn man wirklich keine Lust hat, weiterzuleben, dann wird man an anderer Stelle körperlich und geistig abbauen und entsprechend versterben, weil man sich selbst aufgibt.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei der Medikamentenzulassung wird eigentlich immer gegen Placebo getestet und nur wenn der Effekt größer ist als der Placeboeffekt wird das Medikament zugelassen. Deshalb kannst du ein richtiges Medikament auch nicht mit einer Placebobehandlung wie Akupunktur vergleichen.

Das Medikament wirkt auch wenn du nicht daran glaubst, aber es kann wahrscheinlich schon sein, dass es nicht so gut wirkt. Und den Placeboeffekt gibt es natürlich auch bei Nebenwirkungen, was natürlich auch dazu führen kann, dass du dich dann nicht so gut fühlst.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^