Die eigenen Eltern zu Hause betreuen und pflegen?

vom 06.03.2015, 13:53 Uhr

Cappuccino hat geschrieben:Da müssten wirklich verdammt triftige Gründe vorhanden sein, um die Pflege der Eltern abzulehnen.

Werden die Betroffenen überhaupt gefragt? Was ist, wenn deine Eltern gar nicht von dir oder (falls vorhanden) deinen Geschwistern gepflegt werden wollen? Müssen die dann trotzdem alles ertragen oder akzeptierst du dann ein Heim als Alternative? Gerade die Menschen, die selbst mal Angehörige pflegen mussten, wissen, wie hart dieser Job eigentlich ist und wollen daher freiwillig in ein Heim oder Betreutes Wohnen, weil sie diese Belastung niemandem zumuten wollen und mit "abschieben" hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass manche einfach nur sagen, dass sie in ein Pflegeheim möchten, wenn es mal so weit ist, da sie niemanden zur Last fallen wollen. Bei vielen ist es sicherlich so, dass sie lieber zu Hause wären. Ich habe schon zwei Fälle erlebt, bei denen die pflegebedürftige Person lieber zu Hause bleiben wollte. Dafür wurde dann auch alles getan. Es waren aber auch ausreichend Angehörige da, die sich abwechseln konnten. Ansonsten ist es sicherlich auch manchmal so, dass man nicht immer Rücksicht auf die Wünsche des Betroffenen nehmen kann. Wenn keine Zeit da ist oder der Partner selbst alt ist und die Pflege einfach nicht mehr schafft, dann hat man ja teilweise keine andere Wahl.

Bei meinen Eltern ist es so, dass sie weiter weg wohnen und ich nicht mal eben hinfahren kann. Ich müsste dann umziehen, um sie zu Hause pflegen zu können. Über diesen Fall wurde in der Familie auch noch nie gesprochen, was eben ist, wenn beide mal alt und vielleicht auf Hilfe angewiesen sind. Es wurde mal gesagt, dass sie sich dann wohl irgendwo eine kleine Wohnung nehmen wollen und das Haus eben verkaufen wollen, wenn sie die damit verbundene Arbeit nicht mehr schaffen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich könnte es nicht und würde es auch nicht wollen. Die Alternative wäre dann eben das Seniorenheim.
@Cappuccino: Dass in anderen Kulturkreisen die Alten von ihren Kindern gepflegt werden dürfe aber eher daran liegen, dass in diesen Kulturkreisen die Frauen oft nicht arbeiten gehen, es generell mehr Kinder gibt und sie daher die Zeit haben. Aber wie bitteschön soll das asoziale deutsche Einzelkind, welches Vollzeit arbeiten geht noch nebenbei die Pflege eines Angehörigen übernehmen? Woher würdest du die Zeit nehmen?

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@Sternenbande, man könnte meinen, du willst meinen Beitrag missverstehen. Ich hatte bereits geschrieben, dass die Pflege von Angehörigen natürlich nicht immer möglich ist. Jedoch gibt es je nach Pflegegrad ambulante Pflegedienste. Die Arbeit muss also nicht zwangsläufig darunter leiden. Auch unterstützt die Pflegeversicherung die Pflegenden finanziell, falls sie sich zum pflegen entscheiden und wenn man in so einem Fall seine Arbeitszeit runterschrauben will, darf der Arbeitgeber nicht ohne guten Grund nein sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pflege durch Angehörige in vielen Fällen sehr wohl möglich ist (dass es hart ist, bestreite ich nicht) und viele aus Egoismus faule Ausreden vorschieben.

Und die Erklärung mit Kulturen mit kinderreichen Familien und zu Hause bleibenden Müttern ist ebenso vorgeschoben. Das erklärt vielleicht, wieso die Mentalität der Leute so geworden ist, nur legt man die Mentalität ja nicht einfach ab, wenn man nach Deutschland kommt. Bei einer befreundeten Familie hat die Tochter ihre Ausbildung auch hinten angestellt, um die Mutter nach einem Schlaganfall jahrelang zu pflegen. Obwohl sie bereits hier geboren war und den Luxus hätte genießen können, die Kranke Mutter ins Heim zu stecken. Es ist halt oftmals eine Frage des Wollens und was man dafür bereit ist aufzugeben oder hinten anzustellen. Und in der Hinsicht haben viele Leute hierzulande einfach keine besonders hohe Schmerzgrenze, was ich ganz klar auf den Egoismus zurück führe.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Cappuccino hat geschrieben:@Sternenbande, man könnte meinen, du willst meinen Beitrag missverstehen. Ich hatte bereits geschrieben, dass die Pflege von Angehörigen natürlich nicht immer möglich ist.

Vielleicht solltest du dann deinen Beitrag doch noch einmal selber lesen. Auch wenn du es vielleicht nicht so gemeint hast, klingt dein Beitrag doch sehr danach, dass es meistens möglich wäre seine Angehörigen zu pflegen und nur in den wenigsten Fälle das Pflegeheim die bessere Alternative ist und eigentlich meistens asozial sei. Das würde ich so nicht sehen.

Klar kann man immer sagen, dann muss man halt im Job kürzer treten oder seine Ausbildung hinten anstellen. Aber damit leidet dann ja unter Umständen nicht nur der Pflegende, sondern auch seine ganze Familie. Die Kinder müssen dann unter Umständen auch kürzer treten, weil für Hobbys weniger Zeit und Geld vorhanden ist. Mit unter gibt es Fixkosten, die auch ganz einfach bedient werden müssen und das Geld reicht dann nicht, wenn man zu Hause bleibt. Auch muss die Pflege erst einmal bezahlt werden. So billig ist das nicht und wenn du Pech hast reicht die Rente nicht einmal für den Eigenanteil und du verdienst nicht nur weniger wegen Halbtagsarbeit oder gar keiner Arbeit, sondern musst nebenbei auch noch die Pflege bezuschussen.

Auch funktioniert doch der ambulante Pflegedienst in vielen Fällen gar nicht wirklich. Was heißt denn ambulanter Pflegedienst in Wirklichkeit? Die kommen mehrmals am Tag vorbei und dazwischen muss man sich selber kümmern. Bricht man das ganz einfach mal in Stunden herunter, bleiben doch da meistens locker 20 Stunden am Tag über, wo kein Pflegedienst da ist oder noch mehr. Und was machst du dann in der Zeit? Lässt du da deine Oma liegen, wenn sie über die Teppichkante gestolpert ist und sich nicht bewegen kann bis du nach 6 Stunden wieder nach Hause kommst? Und das ist jetzt nicht mal sonderlich konstruiert, sondern kommt eben genau so tagtäglich vor.

Es gibt mehr als genug Konstellationen, wo es eben nicht problemlos möglich ist, sich um seine Angehörigen ordentlich zu kümmern. Von weniger Fällen oder nur wenigen triftigen Gründen zu reden, dürfte da nicht so ganz der Realität entsprechen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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